Sirius Bruder

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James und Sirius brachen in schallendes Gelächter aus. "Krone!", japste Sirius, "Dein Sohn und seine Freunde sind einfach der Hammer! In Gringotts einbrechen, auf einem Drachen fliehen und nebenbei die halbe Einrichtung demolieren. Ich muss zugeben, das schlägt selbst unsere größten Streiche um Längen. Das sind wahre Rumtreiber!!!" Auch in James' Augen glühte der Stolz, als er seinen Sohn ansah.
Lily dagegen sah abgrundtief entsetzt aus. "Aber ihr hättet sterben können!"
"Als ob das was neues wäre", brummte Ron und erhielt dafür einen Rippenstoß von Hermine.
"Ich geb zu, das war so ziemlich das riskanteste, was wir je freiwillig gemacht haben", sagte Harry unbehaglich. "Obwohl die beiden Einbrüche ins Ministerium auch nicht ohne waren", fügte er leise hinzu.
"Ihr seid auch ins Ministerium eingebrochen? Und das gleich zweimal?" Sirius sah begeistert aus. "Krone? Ich würde sagen, wir ernennen die drei zu Ehrenrumtreibern!" Er wandte sich wieder Harry zu. "Hatte das auch so wichtige Gründe wie die Geschichte in Gringotts?"
Harry nickte. "Der erste Besuch dort hatte andere Gründe. Das ist eine lange Geschichte, dafür ist später genug Zeit. Der Grund für den zweiten Einbruch war der fünfte Horkrux."

"Soll das heißen, wir müssen auch im Ministerium nach so einem Ding suchen?", fragte Remus unbehaglich. "Nein. Damals hatte ihn eine fürchterliche Ministeriumshexe ergaunert, Dolores Umbridge. Jetzt ist er noch woanders."
"Umbridge? Die kenn ich! Das ist so eine ekelhafte Frau, die arbeitet in der Abteilung von Barty Crouch. Die trägt nur Rosa und sieht dabei aus wie eine pinke Kröte."
"Ich nehme mal an, sie vergöttert Crouch? Sie steht ja auf Disziplin und Ordnung und da ist sie bei Crouch ja an der richtigen Adresse. Und ihr Aussehen war in unserer Zeit auch so", bestätigte Harry. "Nun, auf jeden Fall ist der fünfte Horkrux für uns relativ einfach zu beschaffen. Genauer gesagt, für Sirius."

Alle Köpfe wandten sich Sirius zu und der war völlig perplex. "Wieso gerade für mich?"
"Weil er sich in deinem Elternhaus am Grimmauldplatz befindet, im Besitz von Kreacher." Sirius war wie vom Donner gerührt.
"Voldemort hat einen Teil seiner Seele in die Obhut eines Hauselfen übergeben?" Auch Dumbledore schien sehr überrascht, doch Harry schüttelte den Kopf.
"Nein, Voldemort weiß nicht, dass er dort ist. Aber hast du dich nie gefragt, was mit deinem Bruder geschehen ist, als er vorletztes Jahr so plötzlich verschwunden ist?"
"Was hat Regulus damit zu tun? Dieser Nichtsnutz ist nicht mehr mein Bruder. Ich habe nur einen Bruder und der sitzt hier neben mir! Ich nehme an, Regulus wurde von irgendeinem Todesser beseitigt, nachdem er kalte Füße bekommen hatte und bei Voldemort aufhören wollte. Selbst bei den Todessern hat er versagt, dieser Idiot!" Wut, Enttäuschung, aber auch Trauer war aus Sirius' Stimme herauszuhören.

Harry atmete einmal tief durch, um seinen Paten nicht wütend anzufahren. "Denk nicht so schlecht von ihm, Sirius. Du wirst ein anderes Bild von ihm haben, wenn du weißt, wie er gestorben ist." Sirius sah ihn skeptisch an, bedeutete ihm aber, weiter zu reden.
"Vor gut zwei Jahren gab Voldemort deinem Bruder einen Auftrag. Er solle ihm für ein Vorhaben einen Elfen beschaffen. Regulus sah es als eine Ehre an, von seinem Herrn beauftragt zu werden und bot ihm Kreacher an. Er sagte Kreacher, er müsse während dieses Vorhabens alles tun, was der Dunkle Lord von ihm verlangt und anschließend nach Hause zurückkehren.

Kreacher ging also mit Voldemort zu einer Höhle an einer Steilküste. Dorthin hatte Voldemort als Kind mit seinem Waisenhaus einen Ausflug unternommen. Kreacher musste mit seinem Blut einen Durchgang zur Höhle öffnen. In der Höhle befand sich ein See und in der Mitte des Sees eine Insel. Voldemort und Kreacher fuhren mit einem Boot zu der Insel. Dort befand sich ein mit einem Zaubertrank gefülltes Becken. Voldemort befahl Kreacher, den Trank auszutrinken, was Kreacher auch tat. Als er das Becken gelehrt hatte, legte Voldemort ein Medaillon hinein und es füllte sich wieder mit dem Zaubertrank.

Der Trank ließ Kreacher seine schrecklichsten Erlebnisse immer wieder erleben. Außerdem verursachte er einen entsetzlichen Durst. Kreacher bat Voldemort, ihm etwas zu trinken zu geben, doch Voldemort lachte nur, fuhr mit dem Boot zurück und ließ Kreacher allein auf der Insel. Auch hatte Voldemort dafür gesorgt, dass sich kein Wasser auf magischem Wege beschaffen ließ. Schließlich konnte Kreacher den Durst nicht mehr aushalten und trank Wasser aus dem See. Augenblicklich begannen die Inferi, die sich im See befanden, den kleinen Elfen unter Wasser zu ziehen. Kurz bevor er ertrank, erinnerte sich Kreacher daran, dass Regulus ihm ja befohlen hatte, nach dem Auftrag nach Hause zurückzukehren und apparierte zurück zum Grimmauldplatz.

Als Kreacher ihm von seinen Erlebnissen berichtete, war Regulus äußerst beunruhigt. Er war entsetzt über die Skrupellosigkeit, mit der Voldemort seinen geliebten Elfen dem Tod hatte überlassen wollen. Er erkannte, dass er Voldemort nicht mehr unterstützen wollte. Zudem fand er in der Folgezeit offenbar heraus, dass es sich bei dem Medaillon, das übrigens einst Salazar Slytherin gehörte, um einen Horkrux handelte. Er beschloss, dass er diesen Horkrux bergen und anschließend zerstören wollte, damit Voldemort wieder sterblich würde. Von den anderen Horkruxen wusste er nichts.

Eines Tages befahl er Kreacher, mit ihm zu der Höhle zu apparieren. Sie fuhren mit dem Boot über den See auf die Insel. Dort gab er Kreacher einen Befehl. Er sollte Regulus den Zaubertrank einflößen, bis das Becken leer sei. Anschließend sollte Kreacher den Horkrux herausnehmen, durch eine Fälschung ersetzen, sofort allein nach Hause zurückkehren und daran arbeiten, den Horkrux zu zerstören. Äußerst widerwillig folgte Kreacher diesem schrecklichen Befehl und flößte dem sich aufbäumenden Regulus den Trank ein. Anschließend tauschte er die Medaillons aus und kehrte, wie befohlen, ohne Regulus zum Grimmauldplatz zurück. Regulus dagegen überkam, wie zuvor Kreacher, ein unstillbarer Durst. Schließlich trank auch Regulus aus dem See und wurde von den Inferi unter Wasser gezogen. Da Menschen von dort nicht disapparieren können, ist er dort ertrunken. Kreacher versucht seitdem, den Horkrux zu zerstören und damit Regulus' letzten Befehl auszuführen, jedoch ohne Erfolg, da er nicht weiß, wie man Horkruxe zerstört."

Nachdem Harry seinen Bericht beendet hatte, sah er auf. Er blickte reihum in bestürzte Gesichter. Sirius liefen Tränen die Wangen runter. Er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und sein Körper bebte. "Mein Bruder!", flüsterte er, "Mein kleiner Bruder! Er war so mutig! So unendlich mutig! Und was mach' ich? Ich beschimpfe ihn!" Ihn schüttelte es jetzt. "Ich war niemals für ihn da, auch in Hogwarts nicht. Ich hab ihn immer verachtet, nur weil er in Slytherin war. Ich hab ihm nie Grund gegeben, mir zu vertrauen. Sonst hätte er zu mir kommen können und dann hätten wir eine Lösung gefunden. Dann würde er jetzt noch leben!" Er brach weinend zusammen. James und Remus standen auf, setzten sich neben ihn und nahmen ihn in den Arm.

James redete beruhigend auf ihn ein. "Es ist nicht deine Schuld, Sirius. Er wollte sich doch auch nie von dir etwas sagen lassen. Er hat sich doch geweigert, mit dir zu sprechen."
"James hat recht", bestätigte Remus. "Du hast ihm doch oft versichert, du würdest für seinen Schutz sorgen, wenn er auf unsere Seite kommt. Du hast alles getan, was du konntest, um ihn zu überzeugen."
James nickte. "Und überhaupt gibt es nur einen, der am Tod deines Bruders die Schuld trägt. Und das ist Voldemort! Sirius, wir werden zusammen die Mission deines Bruders vollenden! Wir werden diesen Horkrux vernichten."
"Bei Merlin, das schwöre ich dir, kleiner Bruder!", flüsterte Sirius und wiederholte brüllend "DAS SCHWÖRE ICH!"
Harry nickte. "Wir alle zusammen werden Regulus' Werk vollenden. Wir werden alle Horkruxe zerstören und uns dann Voldemort selbst zuwenden."

Nach einigen Minuten hatte sich Sirius wieder beruhigt. "Wie machen wir jetzt weiter?", fragte er entschlossen.
"Bevor wir die Horkruxe selbst zu finden versuchen, sollten wir ihre Vernichtung vorbereiten", meldete sich Dumbledore zu Wort. "Wenn wir sie erst einmal haben, sollten wir sie sofort vernichten für den Fall, dass uns Tom auf die Schliche kommt."
"Wir sollten also schon bei der Suche ein Mittel zur Vernichtung bereithaben", führte Harry den Gedanken fort. "Wie schon erwähnt, kennen wir zwei Möglichkeiten, einen Horkrux zu vernichten. Das eine ist Basiliskengift, das andere ist Dämonenfeuer. Jedoch kann keiner von uns Dämonenfeuer kontrollieren. Sind Sie dazu in der Lage, Professor?"

Dumbledore sah sie nachdenklich an. "Ich habe es noch nie versucht. Und ich würde es auch nur äußerst ungern versuchen, da es, wenn es mir nicht gelingt, meinen Tod bedeuten würde. Natürlich gibt es weitaus schlimmere Dinge als den Tod. Es gibt aber auch bedeutend schönere Dinge und ich würde es vorziehen, noch ein bisschen unter den Lebenden zu weilen."
Lily nickte. "Bleibt also das Basiliskengift. Aber das ist aussichtslos! Nirgendwo auf der Welt gibt es noch einen Basilisken."
Harry schmunzelte. "Naja ... nirgendwo ist übertrieben. Ich weiß zufällig ganz genau, dass sich ein äußerst lebendiger Basilisk in Hogwarts befindet und zwar in der Kammer des Schreckens." Harry grinste, als er sah, dass Remus, Sirius, Lily und James allesamt der Mund aufgeklappt war.
Auch Dumbledore war milde überrascht. "In der Kammer des Schreckens befindet sich ein Basilisk? Ist er der Grund, warum damals dieses arme Mädchen gestorben ist, als die Kammer geöffnet wurde?"
Harry bestätigte. "Der Basilisk zusammen mit Tom Riddle. Aber das ist Vergangenheit. Für uns stellt sich die Frage, wie wir in die Kammer hinein und an den Basilisken herankommen."

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