Zwei Tage später verließen Harry, Ron, Ginny und Hermine erneut das Schloss Hogwarts. Heute fand in den Gerichtsräumen des Ministeriums die Verhandlung gegen Snape statt. Sie konnten zwar nicht vor Gericht aussagen - dazu hätten sie ihre Personalien nachweisen müssen und das Ministerium wusste noch immer nichts von ihrer Geschichte und das sollte auch vorerst so bleiben - sie wollten aber zumindest als Zuschauer am Prozess teilnehmen. So saßen sie nun im Zuschauerraum des alten Gerichtsraums im zehnten Stock des Zaubereiministeriums und warteten darauf, dass der Angeklagte eintrat.
Den Vorsitz über die Verhandlung hatte Barty Crouch sr. inne, unter anderem, weil Albus als Zeuge geladen war. Severus Snape trat ein und setzte sich auf den Kettenstuhl in der Mitte des Saals. Die Ketten klirrten, doch sie schlangen sich nicht um seine Handgelenke. Auch war Snape nicht von Dementoren begleitet. Harry überlegte, ob er das Albus zu verdanken hatte, doch dann wandte er sich Crouch zu, der mit herrischer und missbilligender Stimme zu sprechen begann.
"Verhandlung vom 5. April 1982 gegen Severus Tobias Snape, geboren am 9. Januar 1960 in Cokeworth", diktierte er der Protokollantin, die eifrig kritzelte und wandte sich dann an Snape selbst. "Sie sind Severus Tobias Snape, geboren am 9. Januar 1960 in Cokeworth, ledig, keine Kinder?"
Snape nickte. "Das bin ich, Sir."
"Sie werden beschuldigt, ein Todesser zu sein und Ihm,-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, über Jahre hinweg bei seinen Untaten treu gedient zu haben. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?""Zum Teil stimmen die Vorwürfe", erwiderte Snape und auf Crouchs Gesicht breitete sich schon grausame Zufriedenheit aus, doch Snape sprach weiter. "Nach meiner Zeit als Schüler in Hogwarts, im Sommer 1978, habe ich mich dem Dunklen Lord angeschlossen. Meine damaligen Beweggründe vermag ich heute nicht mehr nachzuvollziehen, aber das spielt hier keine Rolle. Bald schon überkamen mich Zweifel und Skrupel angesichts der Brutalität und Rücksichtslosigkeit, die der Dunkle Lord an den Tag legte. Ich widerte mich teilweise selbst an, doch habe ich nie getötet."
"Pah!", spie Crouch aus. "Ein Todesser, der nie getötet haben will!? Dass ich nicht lache! Aus zuverlässiger Quelle wissen wir, dass ein Mord eine Voraussetzung war, um als Todesser in den innersten Kreis um den Unnennbaren zu kommen."
Snape nickte bestätigend. "Das stimmt, grundsätzlich. Aber der Dunkle Lord benötigte einen fähigen Tränkemeister, den er in meiner Person fand. Wie Sie vielleicht wissen, ist die Zubereitung einiger Tränke der höheren Magie nur solchen Personen möglich, die ... eine in gewisser Hinsicht unbefleckte Seele haben. Aus diesem Grunde hat der Dunkle Lord in meinem Fall davon abgesehen, mich zu einem Mord zu zwingen."Crouch schnaubte ungläubig, doch ein anderes Mitglied des Gamots bedeutete Snape, weiterzusprechen. "Bald schon versuchte ich, einen Ausweg zu finden, doch einen Verrat am Dunklen Lord hatten schon viele mit dem Leben bezahlt. Im August 1980 dann fand ich den Mut und bot mich Professor Dumbledore als Spion an. Ab diesem Zeitpunkt habe ich nur noch für Professor Dumbledore und gegen den Dunklen Lord gearbeitet. Am Abend des 21. Januars diesen Jahres dann habe ich es Professor Dumbledore zusammen mit einer Gruppe von Kämpfern ermöglicht, in das Anwesen der Lestranges einzudringen, wo der Dunkle Lord sich mit dem engsten Kreis seiner Todesser aufhielt, woraufhin der Dunkle Lord besiegt werden konnte."
Stille trat ein, als Snape mit seinem Bericht endete. Crouch hatte einen äußerst missvergnügten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Nach dem Gehörten würde er Snape keinesfalls so lange nach Askaban schicken können, wie er es gerne hätte. Amelia Bones beugte sich nun vor und fragte weiter.
"Können Sie uns Namen von Todessern nennen, die bisher noch nicht gefasst sind?"
Snape überlegte kurz. "Leider nicht. Alle Namen, die mir bekannt waren, habe ich bereits Professor Dumbledore mitgeteilt, der sie wohl ans Ministerium weitergeleitet hat.""Chrmm chrmmm" Harry zuckte zusammen, ebenso Ginny, Hermine und Ron, als sich die krötenhafte Gestalt von Dolores Umbridge vorbeugte. "Mister Snape, Sie sagten, Sie hätten schon im Jahr 1980 sich von Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, abgewandt. Warum aber haben Sie dann dem Ministerium keine Informationen über Todesser mitgeteilt? Es wäre Ihre Pflicht gewesen, alle Ihre Informationen an die zuständige Stelle des Ministeriums weiterzuleiten. So auch zum Beispiel über Barty Crouch jr.? Glaubten Sie, dass Sie sich hier einen Vorteil verschaffen, wenn Sie diese Information dem Ministerium verschweigen?"
Harry konnte über so viel Dummheit und Ignoranz in so wenigen Sätzen nur den Kopf schütteln. Auch Snape konnte nur schwerlich verhindern, dass seine Stimme allzu spöttisch klang. Ein wenig Ironie war jedoch herauszuhören. "Wie ich schon sagte, hatten schon viele den Verrat am Dunklen Lord mit dem Leben bezahlt und ich hatte nicht die Absicht, direkt zu sterben. Sie wissen selbst, dass das Ministerium von zahlreichen Todessern infiltriert war, von denen mir längst nicht alle bekannt waren.
Was glauben Sie, was der Dunkle Lord mit mir gemacht hätte, wenn ich ins Ministerium spaziert und die Namen sämtlicher geheimen Todesser ausgeplaudert hätte. Selbst wenn keiner seiner Diener im Ministerium es ihm verraten hätte, wäre es dem Dunklen Lord schnell aufgefallen, wenn auf einmal zahlreiche seiner Spitzel aufgeflogen wären. Ich habe alle Informationen, die ich hatte, an Professor Dumbledore weitergeleitet, der dann über das weitere Vorgehen entschieden hat.Und zum Thema Barty Crouch jr.: Er zählte bei jenem Treffen am 21. Januar erstmals zum engeren Kreis um den Dunklen Lord; vorher habe ich nichts davon gewusst, dass er ein Todesser ist."
Snape holte tief Luft, lehnte sich zurück und sprach mit verachtender Stimme weiter. "Davon abgesehen denke ich, dass er mit seinem Vater genug gestraft ist. Einem Vater, der ausschließlich für seinen Beruf lebt. Einem Vater, der sich so wenig für seinen eigenen Sohn interessiert, dass er nicht einmal mitbekommt, dass sich dieser Sohn den Todessern anschließt."Harry hatte das Gefühl, dass alle Anwesenden synchron die Luft anhielten. Umbridge schaute selten dämlich aus der Wäsche und Crouch war vor Wut ziegelrot angelaufen.
"Wie können Sie es wagen!?!", zischte er hervor, während sich um ihn herum ein Gemurmel ausbreitete, aus dem auch verhaltene Zustimmung zu Snapes Worten herauszuhören war. "Setzen Sie sich nach hinten!", raunzte Crouch Snape an. Snape erhob sich mit ausdrucksloser Miene und setzte sich auf eine Bank unterhalb der Zuschauerränge.
"Johnson, bringen Sie den Zeugen Albus Dumbledore herein", blaffte Crouch die junge Protokollantin an. Sie ging hinunter zur Tür und kehrte einen Moment später mit Albus zurück. Albus setzte sich auf den Stuhl in der Mitte, den er zuvor mit einem Schwenk seines Zauberstabs mit einer gemütlicheren Polsterung versehen hatte. "Sie sind Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore, geboren am 16. Juni 1881 in Mould-on-the-Wold?", fragte Crouch nun wieder in geschäftsmäßigem Ton. "Das ist korrekt", bestätigte Albus freundlich und wurde dann aufgefordert, über Snape auszusagen."Nachdem er Hogwarts verlassen hat, hatte sich Mr. Snape leider den Todessern und Lord Voldemort angeschlossen. Nachdem er jedoch seinen Irrtum eingesehen hatte, bot er mir im August 1980 an, als Spion für mich und den Widerstand gegen Voldemort zu arbeiten. Er tat dies unter ständiger Gefahr für sein eigenes Leben und hat sehr viele bedeutende Informationen beschafft. Im September vergangenen Jahres stellte ich ihn dann als Professor für Zaubertränke in Hogwarts ein; zum einen, da er über hervorragende Kenntnisse in dem Fach verfügt, zum anderen, da ich hundertprozentig von seiner Loyalität überzeugt war. So konnte er Voldemort vorspiegeln, mich auszuspionieren, dadurch Voldemorts Vertrauen erschleichen und folglich noch mehr und bedeutendere Informationen über Voldemorts Pläne liefern."
Harry wusste nicht, ob Albus dies beabsichtigte, doch durch die häufige Erwähnung von Voldemorts Namen schien er das Gericht in seinen Bann zu ziehen und Crouch und auch die anderen an Zwischenfragen zu hindern. "Im Dezember und Januar hat Mr. Snape dann, erneut unter erheblichen Gefahren für sein eigenes Leben, äußerst brisante Informationen geliefert, die essentiell wichtig für den Kampf gegen Voldemort waren. Auch hat er uns am 21. Januar Zugang zum Anwesen der Lestranges verschafft. Abschließend lässt sich also sagen, dass Severus Snape schon seit eineinhalb Jahren kein Todesser mehr ist und unter Lebensgefahr gegen Voldemort gearbeitet hat. Ohne das Wirken von Severus Snape wäre die Vernichtung Voldemorts niemals möglich gewesen und Voldemort würde weiterhin sein Unwesen in der Zaubererwelt treiben."

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Halloween Time Travel
FanfictionHarry, Ron, Hermine, Ginny und Teddy besuchen nach dem Krieg an Halloween 1998 Lilys und James' Grab. Plötzlich reisen sie in der Zeit zurück und landen im Wohnzimmer der Potters - ausgerechnet an Halloween 1981. Können sie gemeinsam Voldemorts Angr...