Tief atmete Ben ein und ließ seinen Gegner nicht aus den Augen. Der Rotäugige war stark, das musste er zugeben und auch die Tatsache, dass er nur einen Arm besaß, ließ Ben keinen wirklichen Vorteil erkennen. Sicherlich hatte der ein oder andere Schlag bisher nur deshalb treffen können, weil dem Rotäugigen dort eine Verteidigung fehlte, aber keiner hatte so eine Kraft gehabt, dass es Bens Gegner etwas ausgemacht hätte. Er war gut. So ungern es Ben auch zugab, er war ein schwerer Gegner. Hätte er nur gleich die Waffe gezogen und den Rotäugigen erschossen, als er Anna berühren wollte. Aber in diesem Augenblick hatte in Bens Körper nicht die Vernunft sondern nur die rasende Wut geherrscht. Deshalb war er einfach auf die beiden zu gestürmt, anstatt aus einiger Entfernung den Rotäugigen gleich zu erledigen. Nun war Anna davon gerannt und obwohl Ben Sorge hatte, dass man sie verletzte, war er froh darüber, sie außer Reichweite dieses Mannes zu wissen. Sie war ihm so nah gewesen, dass Ben schlecht wurde, wenn er nur daran dachte.
„Gib auf!", raunte er dem Rotäugigen zu, der als Antwort nur lächelte.
„Man gibt nicht auf, wenn man schon so viele Hürden überwunden hat."
„Diese hier wird dich zu Fall bringen!" Damit stürmte Ben wieder auf seinen Gegner zu. Die Wunde an seinem Bein brannte, aber er ignorierte den Schmerz. Das hier war ein Kampf, den er gewinnen musste. Es gab keine andere Möglichkeit, als eben diese. Nicht nur für Anna sondern für sein gesamtes Volk. Geschickt wich Ben dem Hieb seines Gegners aus, der mit seinem Messer nach ihm geschlagen hatte. Er duckte sich darunter hinweg, hob seine eigene Klinge und zog sie an der Seite des Rotäugigen entlang. Ben hatte erwartet, dass dieser aufschrie, als seine dunkle Haut dem frischen Blut wich, aber er verzog keine Miene. Unwillkürlich fragte Ben sich, ob die Rotäugigen wohl das gleiche, harte Training wie seine Männer erleben mussten, um den ihren ebenbürtig sein zu können. Bloß das Leben im Wald konnte den Mann ihm gegenüber niemals so stark gemacht haben.
„Kean!" Bens Gegner riss seinen Kopf in die Richtung, aus der die Rufe kamen. Diese Ablenkung nutzte Ben sofort aus. Er warf sich auf den Rotäugigen und versuchte dabei, seine Klinge in die Halsschlagader seines Gegners zu rammen. Das war der erste Angriffspunkt gewesen, den Malcom ihm gezeigt hatte. Greife die Kehle an und der Tod deines Feindes ist so gut wie sicher.
„Kean!" Bens Gegner drehte sich zur Seite, packte ihn und drückte ihn mit voller Kraft von sich. In diesem Moment gab sein Bein nun doch nach. Ben krachte vorn über zu Boden und schlitterte einige Meter darüber, ehe er stoppte. Stöhnend zog er sich auf die Knie und erwartete den nächsten Angriff, doch als er zu dem Rotäugigen sah, löste dieser sich gerade einfach in Luft auf und erschien dutzende Meter vor ihm entfernt am Waldesrand wieder. Dort verschwand gerade eine junge Frau zwischen den Baumreihen, die von einem Wachmann verfolgt wurde. Sie musste eben nach Bens Gegner gerufen haben. Fluchend sah Ben dem Rotäugigen nach, bis sein Blick auf die Wunde an seinem Bein fiel. Er riss ein Stück seines Shirts ab und band sich den Fetzen um seinen Oberschenkel, um die Blutung zu stoppen. Dann erhob er sich wieder und wollte gerade hinter diesem Kean her in den Wald rennen, als etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Anna! Ben sah, wie die Blondine aus der Richtung, in die sie eben verschwunden war, wieder zurück rannte. In ihren Augen stand die pure Panik und an ihrer Stirn klebte Blut. Ben überlegte nicht lange. Er stürmte auf Anna zu und rief nach ihr, aber die Schüsse und Schreie um sie herum sowie der dichte Rauch, der sich mittlerweile im Lager gesammelt hatte, verhinderten, dass Anna ihn überhaupt wahrnahm. Ebenso wie einen seiner Männer, der eben aus dem Rauch getreten war und seine Waffe auf die flüchtende Frau richtete. Ben stürmte los und riss Anna mit sich zu Boden, ehe der Schuss sie treffen konnte. Gemeinsam rollten sie über den kalten Untergrund. Die junge Frau unter Ben stöhnte vor Schmerz auf und er sah, wie sie sich zu orientieren versuchte, doch gerade als er etwas Beruhigendes sagen wollte, sprang ein Schatten auf sie zu und riss Ben von Anna herunter. Ein Rotäugiger hatte ihn angegriffen, aber dieser war bei Weitem nicht so stark wie Bens letzter Gegner. Es kostete ihn kaum Mühe, sein Messer zu ziehen und den Rotäugigen zu töten, ehe er auch nur die Chance auf einen weiteren Angriff haben konnte.
DU LIEST GERADE
Just One Touch - Nur eine Berührung
FantasyRote Augen. Als Anna diese zum ersten Mal erblickt, weiß sie, dass das Leben, wie sie es kennt, vorbei ist. Während sie bis dahin sorglos in einem der vielen Camps außerhalb der Gesellschaft leben konnte, muss sie plötzlich lernen, was das wahre Leb...