Kapitel 31

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Ben war vollkommen außer sich, als er neben Noel den Gang entlang schritt, der sie zu den Folterräumen führen würde. Was hatte sich Anna nur dabei gedacht? Hatte sie überhaupt gedacht? Wie konnte man nur so naiv sein? Ben verstand es nicht. Egal wie oft er darüber nachdachte, was ihre Beweggründe für das alles sein konnten, er kam nicht dahinter. Sie hatte diese verdammten Monster nicht nur nach Domilus hereingelassen, sondern war schlussendlich auch noch mit ihnen verschwunden. War ihnen durch einen Gang gefolgt, den sie danach hinter sich für immer geschlossen hatten. Es war Ben unmöglich gewesen, ihnen zu folgen, egal wie sehr er es auch gewollt hatte.

„Verdammt!" Mit der bloßen Faust schlug Ben gegen die Steinwand direkt neben sich. Was hatten diese Wesen Anna nur angetan, dass sie sich ihnen dermaßen verpflichtet fühlte? Dass sie es zuließ, dass so gute Männer wie Bernard und August leiden mussten?

„Du weißt, dass du sie jetzt nicht mehr retten kannst, oder?" Bens Kopf fuhr zu seinem Bruder herum, der ihn ausgiebig musterte. Es waren einige Stunden vergangen, in denen sie beide versucht hatten, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie hatten erst ihre Männer versorgen und die Stadt sichern müssen. Nun aber würden sie endlich handeln und die Monster verfolgen, die es gewagt hatten, ihre Stadt anzugreifen.

„Ich kann und ich werde sie retten", zischte Ben Noel entgegen. Dieser schüttelte leicht den Kopf.

„Sie hat sich entschieden, Bruder. Sie steht auf deren Seite und damit ist sie unser Feind."

„Niemals." Bens Wut wuchs ins Unermessliche. Noel kannte Anna nicht. Kannte ihre Naivität und ihr Gefühl, allen helfen zu müssen, nicht. Das hatten diese rotäugigen Bastarde ausgenutzt. Anna hatte vergessen, wer sie war und wohin sie gehörte. Und das war nicht der Wald, sondern ihr Dorf und Domilus. „Sie gehört zu mir und genau dahin werde ich sie auch wieder zurückholen."

„Wach auf, Bruder!" Noel schnellte nach vorne, packte Ben und drückte ihn gegen die Steinwand. Ben fühlte die Kälte in seinem Rücken kaum, als die Stimme seines Bruders hart wurde. „Deine Anna hat uns verraten. Sie hat die Tore geöffnet, einen der unseren vergiftet und die Gefangenen befreit. Mein Gott, Ben, wir haben sieben unserer Männer verloren."

„Sie haben auch Männer verloren."

„Darum geht es nicht. Sei nicht so blind, Ben. Anna kann nicht mehr hierher zurückkehren, denn sie würde immer ein Risiko für unsere Stadt darstellen. Das lassen wir nicht zu."

„Wir?"

„Vater ist meiner Meinung. Ich habe ihn vorhin gesprochen und wenn es nach ihm geht, muss Anna für das sterben, was sie getan hat."

„Sie gehört zur Familie. Ich habe sie berührt!" Bens Stimme war nur noch ein Knurren. Wie konnte seine eigene Familie sich so gegen ihn wenden? Noel seufzte auf und lockerte seinen Griff.

„Das war wohl ein Fehler", murmelte er, doch Ben verstand ihn.

„Nein. Sie alleine zu lassen, war ein Fehler. Ihr kennt sie nicht. Anna ist naiv und leicht zu manipulieren. Die Rotäugigen haben ihr eingeredet, dass sie hier die Opfer sind und sie hat ihnen geglaubt. Sie haben diese kleine Talia instrumentalisiert, um sich Anna gefügig zu machen."

„Ben..."

„Nein! Ich kenne sie und ich weiß, dass ich sie wieder auf den richtigen Weg bringen kann."

„Wenn du sie zurückbringst, wird sie ein Prozess erwarten." Ben erstarrte.

„Das wird nicht nötig sein. Ich werde mich darum kümmern." Noel schüttelte den Kopf. Sein Blick war kalt.

„Du bist zu gefangen, Bruder. Außerdem steht es gar nicht zur Debatte, dass deine Anna nicht bestraft werden muss."

„Was bedeutet das?" Bisher hatte Ben nur von den Bestrafungen gehört, sie aber noch nie miterlebt. Es war ihm auch egal gewesen, was die Verbrecher zu erleiden hatten, solange der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Noel seufzte und legte seinem Bruder eine Hand auf die Schulter.

Just One Touch - Nur eine BerührungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt