Kapitel 21

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Ben sah auf die bewusstlose Frau vor ihm. Er konnte es nicht glauben. Wie hatte Anna diesen Sturz und den Fluss nur überleben können? Fast hätte er sie eben berührt, nur um sicher zu sein, dass er nicht träumte. Er konnte sich immer noch nur schwer davon abhalten, es nicht zu tun. So stand er nur da und beobachtete sie. Anna trug dieselbe Kleidung wie die Frauen der Rotäugigen, von denen Ben eben noch mehr als nur eine getötet hatte. Bei dem Gedanken, dass Anna hätte dabei sein können, wenn sie sich nicht hier im Zelt aufgehalten hätte, wurde ihm übel. Der Kopfschmuck bedeckte ihre blonden Haare beinahe vollkommen, sodass er selbst wahrscheinlich zu spät erkannt hätte, wer sich dort unter den Blättern verbarg. Besonders da nicht alle hier im Lager rote Augen gehabt hatten.

„Herr?" Eine Frau trat hinter Ben hervor und deutete auf Annas regungslosen Körper. Ben nickte. Manchmal vergaß er, dass es sogar einige Frauen gab, die sich unter den Wachmännern befanden. Jetzt aber war er froh darum, dass sie Anna mit Leichtigkeit hochhob und sie auf ihren Armen nach draußen trug. Ben ließ sie dabei keine Sekunde aus den Augen. Er war hierhergekommen, um Anna zu rächen. Anna und all die anderen Menschen aus Domilus, die wegen diesen rotäugigen Bastarden schon hatten sterben müssen. Aber sie nun wiederzusehen...

„Sie sind uns entkommen." Ben hatte gar nicht gemerkt, dass Noel neben ihn getreten war. Sein Bruder war mit einigen anderen Wachmännern in den Wald gestürmt, um den Fliehenden den Weg zu versperren. Keiner hatte ihnen entkommen sollen. Zumindest war das der Plan gewesen, als sie sich rings um das Lager positioniert und auf den perfekten Zeitpunkt gewartet hatten. Dass dieser Junge Noels Gruppe dann allerdings gesehen hatte... Ben ballte seine Hand zu einer Faust.

„Ist das Anna?" Noel war neben die Frau getreten, die die leblose Anna immer noch auf ihren Armen trug. Nicht mehr lange und sie waren an ihren Fahrzeugen angekommen, bei denen man die Kopfwunde der Blondine versorgen konnte. Irgendjemand hatte sie geschlagen und egal, wer es gewesen war, Ben würde ihn leiden lassen. „Ich dachte, sie wäre tot."

„Das dachte ich auch", murmelte Ben leise, während sein Blick über Annas Körper wanderte. Verbände zierten ihren Körper und kleine Narben, die sicherlich von dem Sturz stammten. Erleichtert stellte der junge Mann allerdings fest, dass keine tieferen Wunden oder Verletzungen zu sehen waren, die Anna zu einer der Schamee gemacht hätten. So konnte er sie problemlos mit nach Domilus nehmen und sie nie wieder gehen lassen. Er würde ihr alles erklären und nie wieder zulassen, dass man sie verletzte. Die Tatsache, dass Anna noch lebte und trotzdem nicht zu ihm oder ihren Eltern zurückgekehrt war, konnte nur bedeuten, dass die Rotäugigen sie hier gefangen gehalten hatten. Das würden sie ihm büßen. Alle miteinander.

„Was willst du mit ihr machen?" Noel streckte seine Finger nach Annas blonden Haaren aus, stoppte aber kurz davor. „Hübsch ist sie ja." Ben warf seinem Bruder einen mahnenden Blick zu, der sofort seine Finger wieder an sich zog.

„Reg dich ab, Bruder." Ben erwiderte nichts. Stattdessen sah er zum Wald, in dem die Rotäugigen verschwunden waren. Seine Männer hatten sie zwar verfolgt, aber er war nicht so naiv zu glauben, dass sie sie erwischen würden. Diese Wesen lebten in den Wäldern. Mit den Tieren und den Pflanzen waren sie aufgewachsen. Der Wald war ihr Territorium und dort würden die Wachmänner nichts ausrichten können. Das hier war Bens Plan gewesen. Das Lager finden und es aus dem Hinterhalt heraus angreifen. Und es hatte funktioniert. Auch wenn er einige seiner Männer verloren hatte, waren doch eindeutig mehr Rotäugige gefallen und ein paar hatten sie sogar festnehmen können. Darunter sogar Kinder. Über deren Proben würde sich August sicherlich am meisten freuen, denn sie waren noch am wenigsten verunreinigt, wie er es nannte.

„Wir sollten gehen, sobald die Männer zurückgekehrt sind." Noel sprach Bens Gedanken aus, ehe er sie sagen konnte. Er nickte seinem Bruder zu.

„Dann bist du der gleichen Meinung, dass es sinnlos ist, ihnen durch den Wald zu folgen?" Ben beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Frau Anna in einen der Wagen brachte und hinter ihr die Tür schloss.

Just One Touch - Nur eine BerührungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt