Die Welt zog an Ben vorbei, während er versuchte, jede einzelne Kleinigkeit in sich aufzunehmen. Zuerst hatte er nur den unendlichen Wald gesehen, doch nun war der Wagen von dem schmalen Weg auf eine breite, asphaltierte Straße abgebogen. Der Wald lichtete sich langsam und Felder kamen zum Vorschein. Man konnte bis zum Horizont sehen und es war einfach unglaublich. Es war zwar nicht so wie auf den Bildern, die Don ihnen im Unterricht gezeigt hatte, doch die Weite allein war vollkommen atemberaubend. Obwohl die Felder verdorrt waren und die kläglichen Reste davon nur erahnen ließen, dass es hier einmal mehr gegeben hatte, als die Einsamkeit, konnte Ben sich nicht daran erinnern, irgendwann einmal etwas Schöneres erblickt zu haben. Als er seine Augen nun wieder der Straße zuwendete, konnte er zahlreiche Autowracks erkennen. Sie waren alle schon halb zugewachsen und verfallen, aber noch anhand ihrer Formen erkennbar. Sportwagen, Sprinter, Lastwagen. Sie alle waren hier verlassen worden, um vor einer Gefahr zu fliehen, vor der es kein Entkommen gegeben hatte. Bens Blick fiel aus dem linken Fenster des Fahrzeugs. Dort bot sich ihm der gleiche Anblick. Trostlose Felder und verlassene Autos, die die Natur schon längst in sich einverleibt hatte. Und mittendrin die riesigen Löcher, die die Bomben in den Boden geschlagen hatten. Ben konnte sich nur vorstellen, wie die Menschen aus ihren Autos gestürmt und um ihr Leben gerannt waren. Sie hatten nicht gewusst, was dort auf sie zukommen würde, als sich die Flieger oder die Bodentruppen genähert hatten. Atombomben, Giftgas oder doch Biowaffen? Die Menschheit hatte in diesem einen Krieg alles aufgeboten, was sie zu bieten gehabt hatte, und dabei alles verloren, was sie besaß. Sie war von einer riesigen Masse zu einem kläglichen Rest verkommen, der alles dafür tat, sein Überleben zu sichern und wieder wachsen zu können. Don hatte den Jungen erklärt, dass es nach dem Fall der letzten Atombomben – als ihre Vorfahren in den vorhanden Bunkern Zuflucht gefunden hatten – nichts mehr gegeben hatte. Die Plätze in den Bunkern waren teuer gewesen – und rar – weshalb nicht viele Menschen überleben konnten. Und die, die es trotzdem getan hatten, waren nicht in der Lage gewesen, den alten Lebensstandard wieder herzustellen. Wenn man nicht dafür getötet hatte, um in die Bunker hineinzukommen, hatte man so viel Geld gebraucht, wie es „normale Mittelständler" niemals hätten aufbringen können. So überlebte zwar die Oberschicht, doch wenige Leute des gemeinen Handwerks.
Und so ging viel Wissen verloren.
Wissen, dass man sich im Laufe der Zeit wieder aneignen musste. Deshalb war es unvermeidlich gewesen, dass einige Dinge schlussendlich vollends verloren waren.
Ein Ruck ging durch das Auto und Ben verlor beinahe den Halt. Der Mann vorne fluchte laut auf, während er den Wagen wieder auf die Straße brachte. Ben betrachtete erstaunt seine zitternden Finger, die sich so krampfhaft um das Lenkrad schlangen, dass seine Fingerknöchel bereits weiß hervor traten.
Warum war dieser Mann nur so nervös?
„Alles klar?" Ben sah, wie der Fahrer zusammenzuckte. Kurz warf er ihm einen warnenden Blick durch den Rückspiegel zu, ehe er seine Finger zu einen kleinen Schalter fahren ließ und zwischen ihm und seinem Fahrgast eine kleine Wand hochfuhr. Für einen Augenblick dachte Ben noch darüber nach, seine Frage zu wiederholen, ehe etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es waren riesige Wolkenkratzer, die zu seiner rechten Seite aus den Wipfeln der Bäume hinaus ragten. Oder zumindest die Grundrisse davon, denn auch ihnen hatte die Zeit nicht gut getan. Große, teilweise zerbrochene Glasfronten konnte Ben in der Ferne ausmachen, die die Sonne widerspiegelten, wenn sie nicht gerade von wilden Pflanzen überwuchert waren. Es musste einmal eine prächtige Stadt gewesen sein, die Ben nun nur noch im Schatten der Bäume ausmachen konnte. Zu gern wäre er dort durch die Ruinen gestreift und hätte sich alles genau angesehen, doch der Wagen schnellte in einem solchen Tempo über die Straße, dass die alten Gemäuer innerhalb weniger Minuten nur noch unerkenntliche Punkte am Horizont waren. In solchen Städten hatte damals alles begonnen. Dort waren die Gier und der Neid gewachsen, bis sie nicht mehr zu kontrollieren gewesen waren.
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Just One Touch - Nur eine Berührung
FantasyRote Augen. Als Anna diese zum ersten Mal erblickt, weiß sie, dass das Leben, wie sie es kennt, vorbei ist. Während sie bis dahin sorglos in einem der vielen Camps außerhalb der Gesellschaft leben konnte, muss sie plötzlich lernen, was das wahre Leb...