Sehnsüchtig sah Anna Ben nach. Auch wenn sie sich so schnell von ihm getrennt hatte, irgendwie fehlte ihr die Wärme, die sie eben noch bei sich gespürt hatte. Das alles war so verwirrend. In ihrem Bauch kribbelte es und dieses Gefühl war so intensiv, dass Anna erst einmal etwas Abstand zwischen sich und Ben hatte bringen müssen, damit ihre Knie sich nicht mehr so weich anfühlten. Die Frauen hatten sie nach dem Kuss mit Fragen durchlöchert, obwohl sie nicht eine von ihnen kannte. Sie hatte ihnen nicht einmal zugehört, sondern sich mehr darauf konzentriert, ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Ihren Puls zu beruhigen und ihre Atmung wieder gleichmäßig werden zu lassen. Danach war sie zu Ben zurückgegangen. Anna hatte aber nicht damit gerechnet, dass er sie gleich wieder an sich ziehen würde. Auch er schien es zu genießen, sie endlich so nah bei sich zu haben, egal ob sie sich ein wenig dagegen sträubte. Nun aber hatte er sie hier alleine gelassen mit seinem Bruder, der ihr entgegen grinste. Bis jetzt hatte sie ihn nur einmal im Trainingsraum gesehen, als Ben ihn ihr kurz vorgestellt hatte. Anna wusste nicht, was es war, aber Noel war ihr unheimlich. Beinahe so sehr wie Bens Vater selbst.
„Wollen wir tanzen, Blondi?" Annas Kopf fuhr zu Noel herum. Wütend funkelte sie den jungen Mann vor sich an. Sie musste zugeben, dass er wirklich gut aussah. Mit seinen blonden Locken ähnelte er Ben allerdings kein bisschen. Nur die blauen Augen waren dieselben, bis auf die Kälte, die sich darin widerspiegelte.
„Gefalle ich dir?", fragte Noel weiter. Er schien bemerkt zu haben, dass Anna ihn musterte.
„Das würde dir wohl gefallen!", schnaubte sie wütend. Was bildete sich dieser Kerl nur ein?
„Vielleicht." Noel trat einen Schritt nach vorne, den Anna automatisch nach hinten erwiderte.
„Vielleicht aber auch nicht." Noch ein Schritt.
„Vielleicht will ich dir gar nicht gefallen." Noch einen.
„Oder aber doch." Wieder.
„Wer weiß." Noel trat den letzten Schritt nach vorne und Anna erkannte sofort, dass Bens älterer Bruder erreicht hatte, was er wollte. Sie wollte an ihm vorbei wieder von der Tanzfläche hinunter gehen, als er den Arm ausstreckte und ihr so den Weg versperrte.
„Einen Tanz." Noel hob den Arm vor Anna. „Ich beiße auch nicht." Am liebsten wäre sie weggelaufen und Ben den ganzen Abend nicht mehr von der Seite gewichen, aber stattdessen atmete sie tief ein und folgte Noels Aufforderung. Tief in sich spürte sie, dass es falsch gewesen wäre, jetzt von der Tanzfläche zu rennen.
Die Musik begann und Anna und Noel schritten synchron zu den anderen Tanzenden geradeaus aneinander vorbei, kamen nach ein paar Metern zum Stehen und wirbelten wieder herum. Ein paar Mal verlagerten sie ihr Gewicht im Takt der Musik auf ihr vorderes, rechtes Bein, sodass es für Außenstehende so aussehen musste, als würden sie sich voreinander verbeugen.
„Ben beobachtet uns", raunte Noel plötzlich. Er war ihr so nah, dass sie ihn am liebsten von sich gestoßen hätte. Aber er war Bens Bruder und damit wohl wert, dass man ihm vertraute.
„Dann bringen wir es schnell hinter uns." Der blonde Lockenkopf vor ihr fing an zu grinsen, als sie ihre Bewegungen wiederholten und sich nun wieder spiegelverkehrt gegenüber standen.
„Eine kleine Wildkatze hat sich mein Bruder da angelacht."
„Zumindest kein scheues Reh", erwiderte Anna selbstbewusster, als sie es von sich selbst erwartet hatte.
„Das könnte dir hier zum Verhängnis werden." Einen Moment musterte Anna den jungen Mann vor sich, als die Musik auch schon wieder den Takt änderte und die Tanzenden damit begannen, sich im Kreis umeinander und gleichzeitig um sich selbst zu drehen. Nicht eine Sekunde wich das Grinsen aus Noels Gesicht. Was bezweckte er nur mit dieser Unterhaltung? Anna blieb gelassen. Wenn sie jetzt Schwäche zeigte, war sie sich sicher, würde Noel ihr das Leben hier zur Hölle machen würde.
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Just One Touch - Nur eine Berührung
FantasíaRote Augen. Als Anna diese zum ersten Mal erblickt, weiß sie, dass das Leben, wie sie es kennt, vorbei ist. Während sie bis dahin sorglos in einem der vielen Camps außerhalb der Gesellschaft leben konnte, muss sie plötzlich lernen, was das wahre Leb...