Kapitel 32|Innere Dämonen

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Camelia Walton

Die Tage vergingen endlos, einer nach dem anderen, und Tom schien sich immer mehr von der Welt abzuschotten.

Ich konnte es kaum glauben, wie sehr er sich verändert hatte.

Er sprach mit niemandem mehr, nicht einmal mit mir.

Dabei war ich doch seine feste Freundin, diejenige, die ihm am nächsten stand.

Es ging alles so schnell..

Tom war schon immer verschlossen gewesen, aber nun war es, als hätte er eine unsichtbare Mauer um sich errichtet.

Früher hatte er mich zumindest noch angelächelt, wenn ich ihn im Gemeinschaftsraum ansprach, aber jetzt war selbst das verschwunden.

Seine Augen, die sonst so intensiv und durchdringend gewesen waren, wirkten nun leer und kalt.

Manchmal hatte ich das Gefühl, als würde er durch mich hindurchsehen, als wäre ich gar nicht da.

Auch seine Noten hatten sich verschlechtert, was bei Tom wirklich außergewöhnlich war.

Er war immer der Beste in allen Fächern gewesen, ein perfektionistischer Schüler, der jede Prüfung mit Bravour meisterte.

Doch jetzt schien er kaum noch Interesse an seinem Studium zu haben.

Seine Aufsätze waren schlampig, seine Zaubersprüche fehlerhaft, und Professor Dumbledore hatte ihn sogar einmal im Unterricht ermahnt, was zuvor undenkbar gewesen wäre.

Tom hatte nur stumm genickt und den Blick gesenkt, aber ich konnte sehen, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.

Noch besorgniserregender war, dass er auch den Kontakt zu meinem Onkel, Professor Slughorn, gemieden hatte.

Früher hatte Tom regelmäßig Zeit mit ihm verbracht, sich in seinem Büro aufgehalten und mit ihm über die geheimen Künste der Zauberei gesprochen.

Mein Onkel hatte Tom immer geschätzt und gefördert, ihn als seinen liebsten Schüler betrachtet.

Doch jetzt kam Tom nur noch zu den Pflichtstunden und verschwand danach sofort wieder.

Mein Onkel hatte mich einmal besorgt darauf angesprochen, aber ich wusste auch keine Antwort.

Ich fühlte mich hilflos und ausgeschlossen.

Das Quidditch-Training hatte er ebenfalls aufgegeben.

Sein Besen stand ungerührt an seinem Platz im Schlafzimmer, eine dicke Staubschicht bedeckte ihn bereits.

Dabei war Tom ein hervorragender Spieler gewesen, jemand, der das Spiel liebte und mit Leidenschaft dabei war.

Tagsüber war er kaum noch zu sehen.

Er tauchte nur zu den Mahlzeiten auf, und auch da sprach er kein Wort.

Es war, als wäre er ein Geist, der durch die Gänge von Hogwarts schlich, unsichtbar und unnahbar.

Manchmal sah ich ihn in der Bibliothek, tief in dunkle Bücher vertieft, aber wenn ich mich ihm näherte, schloss er sie hastig und verließ den Raum.

Es war, als wollte er etwas vor mir verbergen, etwas, das nur er wissen durfte.

Nachts war es noch schlimmer.

Ich hatte bemerkt, dass er sich heimlich aus dem Zimmer schlich, oft erst in den frühen Morgenstunden zurückkehrte.

Wohin er ging und was er tat, konnte ich nur erahnen.

Ich hatte ihn einmal verfolgt, aber er war wie ein Schatten in der Dunkelheit, und ich verlor ihn schnell aus den Augen.

Die Unsicherheit und die Angst nagten an mir, ließen mich kaum noch schlafen.

Was, wenn er in Schwierigkeiten war? Was, wenn er etwas Gefährliches tat?

Ich versuchte, mit ihm zu reden, ihm klarzumachen, dass ich für ihn da war, dass er mit mir über alles sprechen konnte.

Doch meine Worte prallten an ihm ab wie Regentropfen an einer Fensterscheibe.

Er war unerreichbar, und ich fühlte mich ohnmächtig.

Eines Nachts, als ich wieder wach in meinem Bett lag und auf seine Rückkehr wartete, hörte ich das leise Knarren der Tür.

Tom schlich ins Zimmer, dachte wohl, ich schliefe tief und fest.

Ich hielt die Augen halb geschlossen und beobachtete ihn durch die Wimpern.

Er wirkte erschöpft, seine Bewegungen waren schleppend.

Als er sich auf sein Bett setzte, konnte ich die Dunkelheit in seinen Augen sehen, eine Kälte, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.

"Tom," flüsterte ich, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn aus einem Albtraum gerissen. "Wo warst du?"

Er sah mich an, und für einen Moment dachte ich, ich hätte einen Funken von etwas in seinen Augen gesehen, vielleicht Bedauern oder Schuld.

Doch dann war es wieder weg, ersetzt durch die undurchdringliche Maske, die er in den letzten Wochen getragen hatte. "Das geht dich nichts an," sagte er kalt und wandte sich ab.

Diese Worte trafen mich härter als jeder Fluch.

"Es geht mich nichts an?" wiederholte ich ungläubig. "Tom, ich bin deine Freundin. Ich mache mir Sorgen um dich."

Er lachte bitter auf, ein Geräusch, das mehr Schmerz als Freude ausdrückte. "Sorgen? Das ist lächerlich. Du verstehst nichts, gar nichts."

"Vielleicht verstehe ich nicht alles, was in dir vorgeht," sagte ich ruhig, "aber ich will dir helfen. Bitte, Tom, lass mich nicht im Dunkeln."

Er stand auf und ging zur Tür, als wolle er wieder verschwinden.

Doch bevor er hinausging, drehte er sich noch einmal zu mir um. "Es gibt nichts, was du tun kannst," sagte er leise. "Das hier ist mein Weg, und du hast keinen Platz darin."

Mit diesen Worten ließ er mich allein, zurück in der Dunkelheit.

Tränen brannten in meinen Augen, und ich spürte eine tiefe Verzweiflung.

Tom war nicht mehr der, den ich kannte und liebte.

Er war ein Fremder geworden, gefangen in seinen eigenen Dämonen, und ich wusste nicht, wie ich ihn daraus befreien konnte.

Die Tage vergingen weiter, und ich konnte nur hoffen, dass der Tom, den ich kannte, irgendwo tief in ihm noch existierte.

Aber jeden Tag wurde diese Hoffnung schwächer, und ich fühlte mich, als würde ich ihn Stück für Stück verlieren.

𝑻𝒘𝒐 𝒕𝒐𝒖𝒈𝒉𝒕𝒔 𝒐𝒏𝒆 𝒘𝒂𝒚 [𝐹𝐹 𝑇𝑜𝑚 𝑅𝑖𝑑𝑑𝑙𝑒]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt