Kapitel 1_Willkommen in Seattle - Teil 1 / Nächtliche Aktion

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Oben habt ihr, wie schon in Staffel 1 ein kleines AI-Bild von dem Protagonisten ;)





Kapitel 1_Willkommen in Seattle - Teil 1 / Nächtliche Aktion

Es war eine dunkle Nacht für einen Sommer. Der Nieselregen hatte um 03:15 Uhr zwar aufgehört, doch die Wolken am Himmel waren dicht und schwarz. Der Wind war unangenehm eisig auf der Haut und die Straßen nass und von Pfützen geprägt. Wegen dem Sommersturm hatte der Enziansturm seinen Plan bereits um zwei Nächte verschieben müssen, doch heute ging es endlich.

Tilian warf sich seine rot-schwarze Sporttasche über die Schulter und zog sich die Kapuze seines weißen Hoodies und seiner schwarzen Jacke über den Kopf. Der Vorteil, wenn man sein Zimmer im Erdgeschoss hatte, war, dass man nicht den Haupteingang nehmen musste, um unbemerkt nach draußen zu verschwinden.

Leise öffnete Tilian sein Fenster, stieg auf den Fensterrahmen und ließ sich möglichst leise auf den Gehweg fallen. Das Fenster schloss er wieder, so weit es von draußen möglich war. Sein Fahrrad hatte er vorsorglich am Abend bereits ganz in der Nähe abgestellt, auch wenn eine der Erzieherinnen ihn dafür vermutlich am liebsten geköpft hätte. Jetzt lehnte es fahrbereit an der Wand des Waisenhauses.

Schnell checkte Tilian ein letztes Mal seine WhatsApp-Nachrichten, doch der Plan blieb nach wie vor der Gleiche. Also fuhr er los, durch die Stadt zur U-Bahn-Station.

Der Weg dorthin dauerte mit dem Fahrrad eine viertel Stunde. So lange alleine durch die Nacht zu fahren, um etwas Verbotenes zu tun, konnte durchaus die Nerven anspannen. Aber genau dafür tat Tilian das alles. Genau dafür war er Teil des Enziansturms - für den Nervenkitzel, die Abenteuer und dem aufregendem Gefühl, etwas Verbotenes zu tun (kein schlechtes Gefühl übrigens).

Wassertropfen spritzten an Tilians Beine, wenn er durch Pfützen fuhr. Zwar hatte er sein Fahrradlicht an, was dank der Straßenlaternen sowieso nicht nötig wäre, trotzdem sah er die meisten Pfützen eine Sekunde zu spät. Na, was soll's. Die Hose muss eh in die Wäsche.

An einer Straßenkreuzung, hielt Tilian an der Ampel an und wartete. Nicht, weil er die Straße überqueren musste (es waren sowieso viel weniger Autos unterwegs als tagsüber), sondern weil hier der Treffpunkt mit Ciel war.

Ciel - ein korrekter Typ mit französischer Abstammung und Gründer des Enziansturms - war so etwas wie der Käpten der Gruppe. Kein Anführer, hier wollte sich niemand etwas sagen und vorschreiben lassen, aber der Typ mit dem Plan, mit der Motivation und der Bereitschaft, sich für andere der Gruppe einzusetzen oder die Schuld auf sich zu nehmen.

Tilian war nicht überrascht, vor Ciel hier zu sein. Sein Kumpel hatte öfters Probleme mit seinen zwei älteren Brüdern, auch wenn deren Tyrannei nicht mehr ganz so schlimm war, wie früher. Dafür hatte ebenfalls der Enziansturm gesorgt. Tilian grinste bei der Erinnerung, wie die ganze Truppe sich in dem Gang zu Ciels Dreibettzimmer versammelt hatte und Sebastian und Brice mal ordentlich gezeigt hatte, was passierte, wenn man sich mit einem des Enziansturms anlegte.

Fast fünf Minuten später, hörte Tilian ein weiteres Fahrrad hinter sich und fuhr direkt los, ohne sich umzusehen. Ciel holte zu ihm auf, ebenfalls mit einem schwarzen Rucksack ausgestattet und die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Sorry, man", flüsterte er. „Hat ewig gedauert, bis die Deppen geschlafen haben und dann musste ich mich vor dieser beschissenen Nachtwache verstecken."

Fünf Minuten mochte nach nicht viel klingen, doch bei diesen Aktionen zählte jede Minute.

„Entspann dich und gib Gas. Die andern werden schon angefangen haben", antwortete Tilian und trat in die Pedale. Die U-Bahn-Station war zum Glück nicht mehr weit und bald schon legten die zwei eine Vollbremsung mit ordentlicher Bremsspur vor die Unterführung. Schnell sprangen sie von den Rädern und rannten die Treppe hinunter. Abzuschließen war zu zeitverschwendend, sowohl bei der Ankunft als auch beim Rückzug.

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