Kapitel 32_Erste Fortschritte – Teil 2 / Seltsame Muster
Der Enziansturm kehrte erst am Abend wieder nach Hause. Tilian war völlig fertig, als er seinen Schlüssel aus der Jackentasche kramte. Mehrere Faktoren waren daran schuld: Der Sprint durch die Stadt, das verbrauchte Adrenalin während des Diebstahls, und selbst seine Wut auf Justin war ein Grund.
„Hallo, sorry, dass wir spät sind!", rief Tilian in die stille Wohnung. „Justins Schuld", fügte er dann noch murmelnd hinzu.
Keine Antwort.
„Schläft der schon?", überlegte Tilian.
„Save nicht, es ist erst neun Uhr", meinte Ciel, schob sich an Tilian vorbei und riss die Tür zum Schlafzimmer auf. „Ist leer", verkündete er, ging in die Küche und holte eine Dose Energy aus dem Kühlschrank.
Tilian reagierte sofort, schnappte sich ein Glas, goss Wasser hinein, nahm Ciel die Dose ab und drückte ihm stattdessen das Glas in die Hand.
„Danke, Mum", sagte Ciel ironisch, während Tilian das Energy wieder in den Kühlschrank stellte. Immerhin, das Wasser trank er auch. Er war immer noch ein wenig gereizt von Justins dämlicher Aktion, daher war sich Tilian gar nicht so sicher gewesen, ob Ciel das Wasser annehmen würde.
„Bestimmt macht Mr Shadowing irgendwas für die Mission", meinte Krijn. „Hat sich selbst zu den Barkers zum Essen eingeladen oder so. Ist ja auch nur logisch, als Verantwortungsperson Kontakt mit denen aufzunehmen."
Jasov schob sich an Krijn vorbei, welcher immer noch im Türrahmen stand, und hängte seine Jacke auf. „Ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal, ich geh schlafen."
„Ja, ich auch", stimmte Tilian zu und schälte sich noch auf dem Weg ins Bad aus seinem verdreckten T-Shirt raus.
Nach einer schnellen Dusche und einem winzigen Abendessen, bestehend aus einem Glas Wasser und einem letzten Pizzastück vom Vortag, versammelte sich der Enziansturm in Tilians und Krijns Zimmer. Eigentlich teilten sie sich jeweils zu zweit ein Zimmer, aber weil sie sich oft noch bis spät in die Nacht unterhielten, hatten Ciel und Jasov ihre Matratzen in dieses Zimmer gebracht. Kiba Shadowing war das egal, solange sie nicht zu laut wurden.
„Das war so eine scheiß-Aktion heute", murmelte Ciel verärgert, als sie sich alle versammelt hatten.
„Jetzt hör auf damit. Wir können eh nichts mehr machen und wir brauchen diesen verdammten Kontakt zu Justin", entgegnete Krijn, langsam genervt von Ciel.
„Sag nicht, dir ist das egal", meinte Jasov, auch wenn er – im Gegensatz zu einem gewissen anderen jemand in diesem Zimmer – wieder recht ruhig wirkte.
Krijn schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Aber es bringt doch nichts, sich deswegen jetzt wahnsinnig zu machen."
„Ich frage mich eher, wie ernst unsere Freundschaft mit Justin wirklich ist, wenn er sowas durchzieht", merkte Tilian an. Schon seit dem Nachmittag unter der Brücke, schoss ihm dieser Gedanke immer wieder durch den Kopf. „Ich mein, glaubt ihr, wir kriegen so eine Verbindung zu ihm hin wie Elijah? Oder sind wir für Justin eher so unwichtige Nebenfiguren, die nur die Gruppe füllen sollen?"
Langsam nickte Krijn nachdenklich. Er schien Tilians Gedankengang nachvollziehen zu können. „Weiß nicht. Vielleicht war es auch nur so 'n Test."
„Glaub ich nicht", antwortete Ciel. „So ein Hornochse wie Justin prüft andere nicht. Für ihn lautet die Regel: Kann ich dich verprügeln, bis du ein Opfer. Nimmst du es mit mir auf, bist du mein Feind. Aber kein Plan, wie man sein Freund wird."
Tilian nickte. Sein Kopf war in diesem Moment seltsam leer. Er hatte keine Ahnung von Justin, der Typ war einfach komisch. Und das nicht im positiven, witzigen Sinne.
DU LIEST GERADE
IMVELO, Die neue Generation
ParanormalStaffel 2 der Imvelo-Reihe --- Nach einer gefährlichen Aktion, einer Konfrontation mit der Polizei und ihrem Rauswurf aus dem Waisenhaus, bekommen der 14-jährige Tilian und seine Freunde die einmalige Chance, ihrer Strafe zu entgehen und auf ein Int...