3- Tea

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Ich hatte lange keinen Tag mehr, an dem ich es nicht genossen hatte ewig schlafen zu können und frei zu haben.
Heute konnte ich das nicht. Es war nicht die Tatsache dass Grace scheinbar von meinem Leben wusste, eher der Fakt dass ich in genau drei Stunden, fünf Minuten und vierunddreißig Sekunden mit ihr verabredet war.

Sie konnte nur vormittags, warum wollte sie mir nicht erklären.

Seit frühmorgens war ich nun wach und hatte schon mindestens drei mal gefrühstückt, alle meine Verwandten angerufen, fünf Liter Kaffee getrunken, was wahrscheinlich keine sonderlich gute Idee war, auch wenn er Koffeinfrei war, hatte unseren Tourplan auswendig gelernt, hatte Gitarre geübt, damit Niall mich nicht völlig aufgab, und stand nun vor meinem Kleiderschrank.

Eigentlich wusste ich immer was ich anziehen wollte beziehungsweise zog mich einfach an und war dann zufrieden, heute nicht.
Verzweifelt schmiss ich mein Tshirt zurück in den Schrank und liess mich rückwärts auf das grosse Bett fallen.

Mit einer Hand fuhr ich durch mein viel zu lang gewordenes Haar. Vielleicht sollte Louise mal wieder an mir rumexperimentieren.

Eine stunde später, in der ich nur auf meinem Bett gelegen hatte und durch Twitter geschaut hatte, war ich fertig angezogen. Man konnte es als mein 'Standard-Outfit' bezeichnen.

Als nächstes schlug ich mir die Zeit mit Youtube, Instagram und meiner Bildergalerie tot, bis ich endlich los gehen konnte. Ich war zwar viel zu früh dran, sah aber Grace schon an einem Tisch sitzen. Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Buch, ihre Lippe wurde wieder von ihren Zähnen in Beschlag genommen, und sie schien als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen.

Lächelnd betrat ich das Café und eine kleine Glocke läutete über der Tür.

Ich nahm meine Sonnenbrille ab und steckte sie in meine Jackentasche. Zielstrebig lief ich auf Grace zu. Sie sah auf als ich vor dem Tisch halt machte, und sofort erschien ein schüchternes aber warmes Lächeln auf ihrem Gesicht.

„Hallo Harry." ich beugte mich zu ihr runter um sie kurz in eine Umarmung zu schliessen, welche sie überrascht erwiderte. Ich nahm gegenüber von ihr platz, streifte meine Jacke ab und nahm den Hut ab. Nervös fuhr ich mir durchs haar. Grace hatte währenddessen ihr buch zur Seite gelegt und beobachtete mich lächelnd.

„Was liest du?" Fragte ich interessiert.

Die hielt mir ihr Buch entgegen.

„Klingt anspruchsvoll."

„Ist es auch." Seufzte sie und grinste.

Wir schwiegen kurz.

„Woher kanntest du mich?" Hakte ich vorsichtig nach, da ich das aus ihrer SMS schloss.

„Aus dem Radio, Fernseher, Zeitschriften. Ich lebe nicht hinter dem Mond, Harry. Und du bist nicht gerade unbekannt."

Ich grinste und sie erwiderte es. Um ihre Augen bildeten sich kleine Fältchen, die ihr Gesicht noch perfekter aussehen liessen.

„Also, erzähl mal. Wo kommst du her?"

Interessiert beugte sie sich weiter vor und stützte auf ihren Unterarmen ab.

Überrascht schaute ich sie an.

„Du hast mich nicht gegoogelt?"

Sie verzog das Gesicht.
„Warum sollte ich? Über meine anderen Verabredungen weiss google doch auch nichts, ausserdem erfahre ich Sachen lieber persönlich."

„Holmes Chapel. Und du?"

„Ich bin in einem Kaff in der Nähe von Manchester geboren, wo jeder jeden kannte und sich ein Gerücht schneller verbreitete als der Geruch von frischem Kuchen. Mit 17 habe ich es dann da endlich rausgeschafft, wobei meine Eltern mir dabei gott sei dank geholfen haben."

„Warum haben deine Eltern dir dabei geholfen?"

Sie zögerte.

„Ich fühlte mich dort nicht mehr wohl."

Ich musterte sie und nickte dann verständnisvoll.

„Wie lange ist das her?"

„Drei Jahre."

„Also bist du jetzt..- zwanzig." grinste ich und sie nickte.

Ein Kellner trat an unseren Tisch.

„Was darf ich ihnen bringen?"

„Einen Milchkaffee, bitte." lächelte Grace ihn freundlich an und sah dann abwartend zu mir.

„Ich nehme einen Pfefferminztee."

„Die Frage mag komisch klingen, aber gab es einen Grund weshalb deine Eltern dich Harry genannt haben?"

Ich grinste während sie mir neugierig in die Augen sah.

„Ich heiße Harold Edward Styles. Und ich verstehe diese Namenwahl bis heute nicht."

„Grace Luisana Collins. Und meine Eltern hatten ebenfalls keine guten Argumente."

Unsere Tassen wurden mit einem leisen Klirren vor uns abgestellt. Gedankenverloren rührte Grace in ihrem Kaffee während ich den Teebeutel auf den kleinen beigestellten Teller legte.

Als ich wieder aufsah merkte ich wie ihr Blick auf mir lag und sofort machte sich ein warmes Gefühl in mir breit.

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