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Linus

Ich stand am Küchentresen und wartete darauf, dass der Wasserkocher fertig wird.
Mein Kopf lag abgestützt in meiner Hand, während mein Handy in der anderen Hand ruhte.
Ohne Begrüßung kam Luise in die Küche und lief an mir vorbei. Ich stellte meinen Fuß in den Weg, sodass sie stolperte. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während sie mich böse anfunkelte.
"Hast gepetzt bei deinem Bruder?", fragte ich sie provozierend.
Sie zuckte mit den Schultern und schenkte sich ein Glas Wasser ein. "Zwei gegen eins."
Ich schnaubte. "Mit euch Weicheiern werde ich ja wohl fertig."
"Wenn du meinst."
Um es ihr zu beweisen nahm ich ihr das Wasserglas aus der Hand, schüttete es über mich und ließ es klirrend zu Boden fallen.
"Spinnst du?!", schrie ich gespielt geschockt.
Luise war so überfordert mit der Situation, dass sie keinen Ton rausbekam.
Steve kam in die Küche geeilt und schaute zwischen uns hin und her.
"Was ist passiert?"
"Luise hat mich mit dem Glas angeworfen."
"Hab ich nicht! Er hat sich das selbst genommen und-"
"Luise.", mahnte Steve sie.
"Warum sollte ich mir selbst ein Wasserglas überschütten?", fragte ich.
"Du machst das jetzt sofort sauber und entschuldigst dich bei Linus."
"Aber-"
"Luise. Jetzt."
Ich schaute sie abwartend an. Diese Blöße wollte ich unbedingt mit ansehen. Mit abwartenden Blick starrte ich sie an. Ich sah genau wie schwer es ihr fiel sich bei mir zu entschuldigen und klein bei zu geben.
Tja, Luise. Du hast dich mit dem Falschen angelegt. Geh ruhig zu deinem Bruder und weine dich bei ihm aus. Ich bin stärker als ihr beide es jemals zusammen sein werdet.
"Entschuldigung...", murmelte sie.
"Was?", fragte ich um noch einen drauf zusetzen.
"Tschuldigung..."
Steve nickte. "Jetzt mach das bitte sauber. Ich will sowas nicht wieder sehen. Hast du mich verstanden?"
Luise schaute zu Boden, nickte gehorsam und fing an das Glas aufzuräumen.
Wie gerne würde ich ihr jetzt noch einen kleinen Tritt mitgeben.
Aber ich muss mich beherrschen um die Aufmerksamkeit nicht auf mich zu lenken.
Zufrieden schenkte ich das heiße Wasser in meine Tasse mit dem Teebeutel und lief in mein Zimmer.
Auf halber Strecke kam Marlon mir entgegen, welcher mich finster anschaute.
"Was ist da unten gerade passiert?", will er wissen.
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Frag deine Schwester."
"Pass auf Linus.", drohte er mir, während ich an ihm vorbei lief.
Ich streckte ihm nur den Mittelfinger entgegen und schloss meine Zimmertür.
Genug von dem beschissenen Drama. Ab jetzt wird sich den ganzen Tag nur noch auf die wichtigen Sachen konzentriert. Nämlich auf das lernen des bevorstehenden Mathetestes. Dieser Test war zwar nur um zu schauen wie unser Stand ist und in wieweit wir das Thema verstehen. Er wird aber zum kleinen Teil trotzdem in unsere Note mit einfließen. Und deswegen musste ich so gut wie möglich abschneiden.
Ich setzte mich also vor die Aufgaben und starrte die Zahlen an, als ob mir das zur Lösung verhalf. Grundlegend wusste ich zwar um was es ging, aber die Lösungen herauszufinden war trotzdem nicht einfach.
Ich kaute auf meinen Fingernägeln herum, während ich überlegte. Eine weitere dumme Angewohnheit von mir, welche zum Vorschein kam sobald ich mich konzentrierte. Genauso wie das Kratzen der Arme, wenn ich nicht wusste wohin in meinem Gefühlen. Oder das selbst zwicken, wenn ich wütend oder traurig war.
Diese Angewohnheiten werde ich wohl niemals loswerden. Aber jeder hat ja seine Macken und das waren eben meine.
Mit voller Konzentration schrieb ich meine Lösungen auf ein Blatt Papier. Als ich denke, dass ich genug Aufgaben gelöst habe, schaute ich mir die Lösungen im Buch an.
Die ersten drei Sachen waren schon Mal falsch. Naja, dafür waren die nächsten richtig. Die darauf aber schon wieder nicht.
Schweiß bildete sich auf meinem Rücken, während ich immer mehr falsche Lösungen als richtige fand.
Mein Arm begann zu jucken. 
Vor meinen Augen erschien unser Mathetest. Weitere Nervosität machte sich in mir breit.
Ich werde es verkacken. Die ganzen Aufgaben werde ich nicht verstehen. Ich werde einen Blackout haben. Mein Gehirn ist komplett leer. Ich habe nicht genug gelernt. Hab mir die Aufgaben nicht genau angeschaut.
Ich verstehe es einfach nicht. Ich muss besser werden. Ich muss mehr lernen
Ich muss es verstehen. Das tue ich nicht. Aber ich muss! Ich muss es verstehen.
Der ausgewertete Test erschien vor mir. Eine große rote sechs füllte die komplette erste Seite des Testes.
Ich muss es verstehen! Ich muss es verstehen! Ich muss es verstehen!
Ich bin zu dumm dafür! Ich werde das niemals schaffen. Ich werde durchfallen. Ich lerne zu wenig. Ich muss mich besser konzentrieren.
Ich bin zu dumm!
Dumm!
Dumm!
Dumm!
DUMM!
"Argh!", frustriert schmiss ich das Buch auf den Boden und lehnte mich ans Bett. Mein Kopf in den Nacken gelegt.
Etwas nasses lief auf meinem Unterarm. Ich wischte es weg. Doch es kam wieder.
Blut.
Ich hatte mir den Arm blutig gekratzt.
Schon wieder.
Ich schnappte nach der Taschentücherbox neben mir und drückte das Taschentuch auf meinen Unterarm um die Blutung zu stoppen.
Zitternd atmete ich ein und aus um meinen Herzschlag zu beruhigen.
Ich schaffe das.
Ich werde diesen Test bestehen.
Ich mache mir zuviel Stress.
Das wird schon.

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