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Linus

Ich schrieb mit Jay während ich mich auf die Couch im Wohnzimmer fallen ließ und meine Füße auf den Couchtisch legte.
Es gab heute keine Hausaufgaben welche ich erledigen musste und eine Arbeit stand im Moment auch nicht an.
"Füße vom Tisch.", meckerte Luise mich an, doch ich ignorierte sie.
Steve und Mom kamen heute, wie bereits angekündigt, erst später nach Hause. Und ich musste jetzt den ganzen Tag mit Luise und Marlon klarkommen. Obwohl ich Marlon heute noch gar nicht gesehen habe.
"Linus, nimm die Füße runter."

Linus
Jay bitte! Lass mich zu dir kommen! Ich breche Luise gleich das Genick!

Jay
Will ich sehen

Linus
Bittteeee!!!!!

Jay
Bro, es geht nicht. Ich kann schlecht meiner 90 jährigen Oma sagen, dass ich nicht zu ihrem Geburtstag gehen kann, weil mein bester Freund Familienprobleme hat.

Linus
Wir sind keine Familie

Jay
Whatever

Linus
Ich blas dir auch einen

Jay
WTF?!

Linus
Bin verzweifelt

Luise stieß mit ihren Beinen gegen meine Füße. Ein lächerlicher versuch meine Füße runterzukriegen.
"Fuck mich nicht ab.", meinte ich nur.
"Hör mal, Linus. Ich war von Anfang an dagegen, dass du und deine Mutter herziehen. Ich hab keinen Bock auf dich."
"Cool, dann teilen wir ja die gleiche Meinung. Ich hab nämlich auch keinen Bock auf dich und deine verkackte Familie. Aber uns beiden bleibt wohl nichts übrig, als damit klarzukommen."
Luise schaute mich wütend an und schubste fest an einen Beinen, sodass einer meiner Füße auf den Boden landete. 
Ich schaute sie genauso wütend an und legte meine Füße dann auf die Couch, statt auf den Tisch.
"Oh, wolltest du hier sitzen?", fragte ich ironisch. "Tja, ich brauche meinen Platz."
"Arschloch."
Ich wollte gerade etwas erwidern, als lautes Stöhnen vom Stockwerk über uns ertönte. Ich schaute zur Decke und dann zu Luise, welche die Augen verdrehte.
"Daran wirst du dich wohl auch gewöhnen müssen.", meinte sie und zischte endlich ab.
Hört sich auf jeden Fall an, als hätte Marlon da oben Spaß. Ich durfte gar nichts sagen. Jay meinte, dass man mich auch manchmal hört. Aber vor allem hört man die Mädels schreien. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, wenn ich an die Wochenenden dachte.
Ich liebte mein Leben, wenn man mal von dem Umzug absah.

Linus
Was steht am Wochenende an?

Jay
Treffen in der Hütte von Andy

Linus
Nice

Das Stöhnen hörte kurz auf, bevor es dann doch noch einmal weiterging. 
Okay, das halte ich nicht länger aus. Es war Zeit, dass ich mir eine neue Joggingstrecke raussuche, welche aber mit dem Hafen endete. Das war Tradition von Dad und mir und das wollte ich beibehalten.
Ich schlüpfte schnell in meine Sportsachen und schnappte mir mein übliches Zubehör.
Als ich aus meinem Zimmer trat, öffnete sich auch Marlons Zimmertür. Er trat heraus, hinter ihm ein weiterer Typ. Er hatte blonde Locken und war etwas kleiner als Marlon. Ich glaube sein Name ist Julian.
Marlon war schwul? Hätte ich gar nicht gedacht. Aber mir soll es egal sein, solange er nicht an meinen Arsch geht.
"Gehst du joggen?", fragte Marlon mich, welcher nur eine Jogginghose anhatte.
Ich schaute an mir runter und dann wieder zu Marlon. "Ne, Skifahren."
Julian fing an zu Lachen. Auch er war nur in einer Jogginghose bekleidet. "Das war wirklich eine dumme Frage." 
"Ich wollte nur nett sein."
Julian lachte erneut und gab Marlon einen Kuss auf die Stirn. 
Ich lief an den Beiden vorbei und nahm die Beine in die Hand, als ich draußen war.
Wie immer tat mir die Luft total gut. Ich kannte die Lage in welchem Steves Haus lag gut. Es war nicht weit von unserem Haus entfernt. Trotzdem wäre es ein zu großer Umweg ganz bis zu unserem Haus zu joggen um dann die alte Strecke aufzunehmen. Während ich die Straße hoch joggte ging ich die möglichen Strecken durch und entschied mich vorerst durch den Wald zu joggen. Dann kam ich auf der anderen Straßenseite der Stadt raus und konnte von da aus zum Hafen joggen. Die Strecke war zwar etwas länger als meine alte Strecke, aber das war nicht schlimm. Ich war sowieso schon die ganze Zeit am Überlegen die Strecke zu verlängern. Und nun blieb mir nichts anderes übrig.
"Das Gleiche wie sonst?", fragte der Verkäufer vom Smoothiestand.
Ich nickte und bedankte mich bei ihm.
Die Wellen peitschen an den Wänden des Hafenbeckens ab. Es war ein windiger Tag und am Horizont konnte man das Unwetter schon erahnen. Ich musste mich also mit meinem Smoothie beeilen, wenn ich noch trocken nach Hause kommen möchte.
Luise hasste mich also genauso wie ich sie auch hasste. Vielleicht könnte es doch ganz lustig werden, wenn ich ihr einfach ein paar Streiche spielte um sie zu provozieren. Irgendwie musste ich ja auch Spaß haben in diesem Haus.
Und was tat ich mit Marlon? Ich würde ihm gerne diese verdammte Freundlichkeit aus dem Gesicht prügeln. Vielleicht kann ich ihn auch soweit provozieren, dass er ausrastet. Das wird bestimmt ein langer Weg werden, aber es war nicht unmöglich.
Sofort stellte ich mir Marlons Blick vor, wie es wäre, wenn er Anschiss kassiert für etwas, was er gar nicht getan hat. Dieser Typ hat wahrscheinlich noch nie Anschiss bekommen. Sein Vater muss mächtig stolz auf ihn sein. Ich denke Luise ist da anders. Sie hat es faustig hinter den Ohren. Aber vor ihrem Vater tat sie immer auf braves Mädchen. 
Aber was wäre, wenn Steve die böse Seite seiner Kinder sieht?

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