Linus
Wir lagen noch in Marlons Bett und warteten bis die Party losging. Mom und Steve waren noch nicht wieder da und so konnten wir die Ruhe noch genießen.
Zumindest solange bis Marlons Handy ging.
"Hey David.", meldete er sich. "Ja, mir geht es gut. Danke.... Nein, das mache ich nicht."
Marlon setzte sich aufrichtig ins Bett und sah angespannt aus.
"David, ich will das nicht mehr... Das ist mir egal... Es ist mir egal ob du Geld verlierst..."
In seinem Blick sah ich, wie er immer wütender wurde.
"Du hast mir nicht einmal geschrieben oder mich angerufen, als ich im Krankenhaus lag. Ich will nicht mehr kämpfen. Du siehst doch wo das hinführt."
Auch ich setzte mich jetzt aufrichtig hin und verfolgte das Gespräch.
"Diese Typen waren eine Gang. Sie wollten mich um jeden Preis fertig machen, damit sie so werden können wie wir. Damit sie das große Geld verdienen. Ich werde mich nicht mehr so in Gefahr begeben... Ausnahme? Scheiße, das war keine Ausnahme!... Nein, David. Ich bin raus!"
Er legte auf und schmiss sein Handy weg.
Ich schmiegte meine Hände um seine Hüften und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Alles okay?", fragte ich vorsichtig.
Marlon seufzte und strich sich durch seine braunen Haare. "David ist richtig angepisst. Aber er kann mich schließlich nicht zwingen."
"Nein, das stimmt."
"Wir sollten uns langsam fertig machen und das Essen vorbereiten."
"Das war nicht unsere Aufgabe.", protestierte ich.
"Aber es würde Dad helfen."
Ich seufzte und lehnte mich ans Bettende. "Ich hab da kein Bock drauf..."
"Mir egal. Wir machen das trotzdem."
Widerwillig folgte ich Marlon in die Küche. Um die Stimmung etwas aufzumuntern, drehte ich die Musik laut.
Marlon lachte nur, fing aber mit mir an zu tanzen, während wir das Essen auf verschiedene Platten verteilten.
Immer wenn ich an ihm vorbeilief, gab ich ihm einen kleinen Kuss.
"Hey!", schrie plötzlich jemand, weswegen wir erschraken.
Steve stand grinsend in der Tür. "Geht das auch leiser?!"
Ich drehte die Musik wieder runter, als meine Mom hinter ihm die Küche betrat.
"Ihr habt schon das Essen vorbereitet?", fragte Mom glücklich.
Ich wurde zwar mehr oder weniger dazu gezwungen, aber das erwähnte ich lieber nicht.
"Dann lasst uns alles schon mal so weit vorbereiten.", sagte Steve. "Die Gäste kommen in einer Stunde."
"Aber bevor wir das machen.", meinte meine Mutter. "Geben wir dir erst unsere Geschenke."
"Unter meinem Bett in einer silbernen Tüte.", flüsterte ich Marlon zu.
Meine Mom gab Steve von mir und ihr ein Geschenk. Ich hatte zwar nichts damit zu tun, aber Mom wusste, dass ich mich darum nicht gekümmert habe. Das lag aber auch daran, dass das Geschenk von Marlon für Steve schon teuer genug war.
Als nächstes überreichte Luise Steve einen neuen Werkzeugkasten, über den er sich wirklich freute.
Ich lehnte am Küchentisch und hatte mir heimlich ein Bier aus der Bierkiste geklaut, welche für die Party war.
Marlon stellte sich neben mich, nahm mir das Bier ab und trank selber einen Schluck. Für Außenstehende mochte es in diesem Moment einfach so aussehen, als wären wir befreundet.
"Das ist von dir?", fragte Steve an Marlon und hob die silberne Tasche hoch, woraufhin Marlon nickte.
Steve schaute rein, hob den Gegenstand kurz hoch und schaute Marlon mit großen Augen an.
"Wow... Das ist... Danke!"
Er ging auf Marlon zu und umarmte ihn. Keiner bis auf mir wusste was dort wirklich drin ist. Nicht mal Marlon, weil ich mich geweigert habe es ihm zu erzählen. Ich wusste, dass es Steve gefallen wird und ich wusste auch, dass Marlon niemals das Geschenk angenommen hätte, wenn er es eher gewusst hätte. Er würde darauf bestehen, dass ich es ihm gebe um unsere Beziehung zu verbessern.
In der Tasche war ein 3D gedrucktes Glasfoto von Marlon, Luise und ihm. Außerdem eine Vinylplatte von seiner Lieblingsband, die überall ausverkauft war.
"Zeig es uns doch.", beharrte meine Mom.
Steve stellte es auf den Küchentresen zwischen uns ab.
"Boah, das ist richtig schön.", meinte Luise. "Wo hast du das her?"
"Ähm... Ich..."
Ich grinste nur und schaute zu Steve. Das Geschenk war wirklich gelungen.
"Ist egal.", meinte Steve. "Aber das bekommt einen besonderen Platz. Genauso wie die Platte. Dass du diese noch gefunden hast!"
"Ehrlich gesagt Dad...", meinte Marlon. "Hab ich das gar nicht gekauft."
Nun schauten ihn alle verwirrt an. Mich eingeschlossen.
"Das hat Linus besorgt. Ich hab deinen Geburtstag durch den ganzen Stress fast vergessen. Also ist es auch ein Geschenk von Linus."
Okay, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
"Danke, Kumpel.", meinte Steve.
Und eigentlich würde ich ihn jetzt dafür hassen, dass er mich Kumpel genannt hatte. Weil sonst nur mein Dad mich so nennt. Aber ich fand es okay. Ich sah wie glücklich er war. Und wie glücklich Mom war, weil ich mir Gedanken gemacht habe.
"Kein Problem."
Dann sah ich zu Luise, welche mich wütend anschaute.
Da war wohl jemand eifersüchtig, dass sich ihr Dad mehr über mein Geschenk gefreut hat als über ihres. Ich schenkte Luise nur ein provozierendes Grinsen und nahm einen Schluck von meinem Bier.(...)
Mittlerweile war die Party im vollen Gange und mir war langweilig.
Ich trank meinen Wodka während ich auf mein Handy starrte und gähnte. Mom meinte ich soll mich unter die Leute mischen, aber das will ich nicht. Denn sie alle verwickelten mich in die typischen langweiligen Gespräche.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich jemand gegenüber von mir setzte. Und als ich sah, wer es ist wurde meine Stimmung etwas besser.
"Na, wie geht es dir?", fragte Samuel.
"Gut. Aber ich habe gehört du bist gar nicht eingeladen worden?"
"Bin ich auch nicht. Ich hab mich selbst eingeladen."
Ich schnappte nach einem sauberen Glas neben mir und schenkte ihm eine Wodkamischung ein.
"Ich kann mir doch nicht den Geburtstag meines Bruder entgehen lassen."
"Doch kannst du.", meinte ich. "Es ist langweilig hier."
"Ach, wir trinken jetzt ein bisschen was und dann wird es hier gleich viel lustiger."
Wir stießen an und tranken unsere Gläser in einem Zug leer.
"Und wie läuft es bei dir?", fragte Samuel. "Hast du schon die große Liebe gefunden?"
Ich schaute unauffällig zu Marlon, welcher auch zu mir und Samuel schaute.
Dann zuckte ich mit den Schultern und richtete mein Blick wieder auf Samuel. "Glaube schon."
"Ach, ehrlich? Und ist sie hier?"
"Nein.", log ich. "Und es ist keine sie."
"Achso. Auch gut. Aber an meinem Geburtstag bringst du ihn mit, okay?"
Ich nickte nur lachend und trank noch einen Schluck von meinem Wodka.
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Trust me
RomanceAls Linus mit seiner Mutter zu ihrem neuen Liebhaber und seinen zwei Kindern zieht, fällt eine Welt für ihn zusammen. Er kämpft mit mentalen Problem, die er nach außen hin nicht zeigt. Langsam verliert er sich selbst immer mehr. Und dann ist da noch...