14

15 0 0
                                    

Linus

Es wurde nichts.
Diesen Test hatte ich voll vermasselt. Zumindest laut meinem Gefühl. Der Lehrer sagte, dass wir den Test Ende der Woche zurück kriegen. Von mir aus, kann er ihn auch behalten.
Der Tag zog wirklich an meinen Nerven. Nicht nur wegen dem Test auch wegen den anderen Unterrichtsstunden. Ich war in keinem wichtigen Fach wirklich gut und auch wenn ich wirklich versuchte es zu verstehen. So ganz klappte das nicht.
Aber das Schuljahr hatte gerade erst angefangen und ich konnte noch viel reißen.
Nur nicht den Mut verlieren, Linus.
Ich stellte meinen Rucksack auf der Treppe ab und lief in die Küche um mir etwas zu essen zu machen. Dort stand auch Marlon, welcher mich finster anstarrte. Ich verwette einen Zehner darauf, dass Luise wieder bei ihm gepetzt hat.
Ich ging schweigend an ihm vorbei und schaute in den Kühlschrank. Dort war aber nichts drin, worauf ich wirklich Bock hatte, weswegen ich beschloss einfach ein Sandwich zu essen.
Ich schloss die Kühlschranktür wieder und wurde plötzlich mit voller Wucht dagegen gedrückt.
Marlons finsterer Blick bohrte sich in meinen Erschrockenen. Seine Hand übte Druck auf meine Brust aus, damit ich mich nicht wehre.
"Lass mich los.", sagte ich und versuchte mich zu wehren. 
Doch er war echt stark und drückte mich weiterhin gegen den Kühlschrank. 
"Hör endlich auf so zu tun, als hättest du hier die Hosen an und benimm dich."
"Du hast mir gar nichts zu sagen."
Ich schaffte es endlich mich von ihm zu befreien und trat ein paar Schritte zurück. 
"Schwuchtel.", spuckte ich aus und drehte mich um.
Das war ein entscheidender Fehler. Ich spürte eine feste Hand in meinem Nacken und um nächsten Moment schubste er mich erneut gegen den Kühlschrank.
"Wie hast du mich genannt?", fauchte er.
"Hast mich schon verstanden, du Schwanzlutscher."
Seine Hand wanderte an meinen Hals und drückte leicht zu. Ich schluckte schwer, während ich in seine Augen schaute. Mein Körper reagierte ganz anders als erwartet. Die Wut war noch da, doch mein Puls und meine Atmung beschleunigten sich und ich hatte keine verdammte Ahnung warum ich mich nicht wehrte.
Marlon lachte nur. "Dachte ich mir." Er sagte dies mehr zu sich selbst, als zu mir.
Fragend schaute ich ihn an und fand langsam meine Stimme wieder. Doch bevor ich etwas sagen konnte packte seine andere Hand meine Hüfte.
"Du willst, dass ich dir deinen Schwanz lutsche richtig?"
Scheiße, jetzt fing er damit wieder an. Was denkt er wer er ist? Lieber lecke ich den Boden ab, bevor er auch nur in die Nähe von meinem Schwanz kommt.
"Im Leben würde ich-"
Erschrocken keuchte ich, als seine Hand sich tiefer in meine Hüfte grub.
"Lass mich los.", würgte ich hervor, denn auch der Griff um meinen Hals wurde fester.
"Du willst das, Linus. Du weißt es nur noch nicht. Aber weißt du was? So einfach mache ich es dir nicht. Irgendwann wirst du mich anbetteln dich zu berühren. Und ich werde es nicht tun. Ich will dich leiden sehen. Ich will, dass du mich anflehst dich zu ficken."
Mein Mund war einen Spalt breit geöffnet, während ich in sein Gesicht schaute und seinen Worten zuhörte.
Sein Griff um meinen Hals lockerte sich ein wenig.
"Du bist so ein kranker Psychopath. Fass mich nie wieder an!"
Ich schubste ihn erneut weg und dieses mal war er es, der einige Schritte zurückging.
"Das werde ich nicht. Erst wenn du darum bettelst."
"Nicht in diesem Leben."
"Wir werden sehen."
Mein Hunger war vergangen. Mein Herz schlug mir immer noch bis zum Hals. Ein komisches, Gefühl machte sich in mir breit. Ekel. Es war nichts mehr als Ekel.
Ich schwöre, wenn Marlon mich auch nur einmal anpackt, werde ich ihm seinen Schwanz abschneiden und so lange auf seine Visage einprügeln, bis man ihn nicht mehr identifizieren kann. Mittlerweile wunderte es mich nicht, dass Julian mit ihm Schluss gemacht hat. War er auch zu ihm so? Redete er so mit einem Freund?
Vermutlich nicht. Wenn ich die beiden reden gehört habe, haben sie sich wie zwei Verliebte angehört. Und das ist für mich auch vollkommen okay. Mir ist es scheißegal auf wen oder was Jemand steht. Solange es legal ist, versteht sich.
Aber Marlon soll mich gefälligst in Ruhe damit lassen. 
Ich stehe nicht auf ihn und auch nicht auf andere Jungs. Mein Beuteschema hat Brüste und eine Pussy. Und ist weiblich. Das wird sich auch nicht ändern. 
Um den Kopf freizukriegen, tat ich das, was ich immer tat. 
Joggen gehen.
Also schlüpfte ich in meine Sportklamotten und begab mich auf meine neue Route. Ich glaube, Dad hätte diese Route auch gefallen. Vor allem, weil sie nicht sehr viel von unserer Alten abwich. Ich weiß wie sehr Dad Veränderungen hasst. 
Der Eingang zum Park war mal wegen Umbau Arbeiten für zwei Wochen gesperrt, sodass Dad und ich einen anderen Weg zum Joggen suchen mussten. Und jedes Mal beschwerte er sich über diesen Weg.
Entweder liefen ihm dort zu viele Menschen, es fuhren zu viele Autos, der Gehweg war zu klein oder die Straße war ihm zu dreckig. Und jedes mal musste ich deswegen lachen und ihn daran erinnern, dass dies nur für zwei Wochen war.
Trotzdem hörte er nicht auf sich zu beschweren.
Ich nahm mir meinen Smoothie, setzte mich auf eine Bank und starrte auf das Wasser.
Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn plötzlich der Smoothiestand weggewesen wäre.
Dad wäre wahrscheinlich nie wieder joggen gegangen.
Unwillkürlich musste ich lachen, wenn ich daran denke wie sehr er sich darüber aufgeregt hätte. Und ich hätte ihn damit beruhigt, dass wir uns einfach zuhause Smoothies machen könnten. Und er hätte dann gesagt, dass das nicht das Gleiche ist und bestimmt nicht schmeckt.
Ach, Dad...
Ich vermisse dich.

Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt