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Linus

Als ich ins Haus trat und mich auf den Weg in die Küche machte, sah ich Steve und Luise im Augenwinkel im Wohnzimmer.
Auf dem Wohnzimmerboden vor dem Fernseher lagen ein paar Matratzen und Decken ausgebreitet.
"Bist du nicht ein bisschen zu alt zum Höhlen bauen?", fragte ich abwertend.
"Das wird keine Höhle.", lachte Steve.
Er verstand das wirklich als Spaß, dabei war das ein Angriff gegen seine Tochter. Aber was erwartete ich von Steve? Er war zu dumm um das zu verstehen.
"Luises Freundinnen kommen vorbei und übernachten hier zu ihrem Geburtstag."
"Du hast heute Geburtstag?", fragte ich sie, woraufhin sie nickte.
"Aha."
Mit dieser Antwort lief ich in die Küche und nahm mir einen Energy.
"Du hättest Luise wenigstens gratulieren können.", sagte meine Mutter.
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Kann sie nicht leiden."
"Das gehört sich aber so."
"Ich kann mich nicht benehmen."
Meine Mutter schüttelte nur den Kopf, als Steve und Luise die Küche betraten.
"Luise, Linus wollte dir auch noch gratulieren.", sagte meine Mutter.
"Wollte ich nicht."
"Doch, willst du."
"Nö, nicht nachdem sie mir immer Schuld an allem gibt."
"Okay, lasst und jetzt nicht streiten.", sagte Steve. "Heute Abend habt ihr das Haus für euch. Wir gehen auf ein Konzert."
Beim ersten Satz hatte ich mein Handy bereits in der Hand und schrieb Jay.
Schon bei dem Gedanken daran Jay bekifft zu sehen und diese ganzen Streberinnen im Haus zu haben, musste ich lachen.
Der Abend wurde nicht nur für Luise lustig.

(...)

Auf die Minute pünktlich klingelte Jay an der Haustür. 
Mit einer Einkauftüte voller Glas und dem Päckchen Gras in der Hand trat er ein.
"Was hast du damit vor?", fragte ich ihn skeptisch.
"Wo ist Luise?"
"Wohnzimmer."
Jay nickte und ging in die Küche, dort legte er stöhnend die Tüte auf den Tisch, sodass ich reingucken konnte.
Die Tüte beinhaltete mehrere Glasflaschen. Unteranderem konnte ich Sektflaschen und Wodka entdecken.
"Du weißt, dass die leer sind? Hast du vergessen neue zu kaufen?"
"Ne, ich hab eine Idee. Du sagst Luise feiert Geburtstag. In diesen Glasflaschen war mal Alkohol drin. Wir platzieren sie draußen und wenn Steve oder deine Mom das sieht, dann denken die, dass Luise und ihre Freundinnen die heimlich getrunken haben."
Ich schaute Jay mit offenem Mund an bevor ich anfing zu Lachen. "Das ist die geilste Idee, die ich je gehört habe. Du bist so ein gemeiner Bastard."
"Ich weiß."
Bevor Jay und ich uns den Joint bauten, stellten wir die leeren Glasflaschen auf die Terrasse. Danach gingen wir in die Küche und machten den Joint fertig. 
Luise und zwei Freundinnen betraten die Küche und holten Gläser. Als ob das Schicksal es so wollte, nahm Luise die Sektgläser aus dem Schrank.
"Für Brabbelwasser seid ihr noch zu jung.", meinte Jay, ohne von seinem Joint hochzuschauen.
"Das ist Alkoholfrei."
Jay schaute zu mir hoch und musste sich ein Lachen verkneifen, genau wie ich.
Gott, sie wird morgen so den Arsch aufkriegen.
"Lief da eigentlich noch was bei Marlon und dir?"
"Pssst!", warnte ich ihn.
"Was? Als ob es-"
"Jay. Lass das. Wer weiß was Luise alles petzt."
Luise schaute mich jetzt geschockt an, bevor sie irgendwas sagen konnte, sagte ich: "Keine Sorge, deinen Bruder werde ich niemals anfassen."
"Das will ich auch für dich hoffen."
"Und keine Sorge.", meinte Jay. "Dich wird auch niemals jemand anfassen. Euch alle nicht."
"Das soll auch gar keiner.", gab Luise wider.
"Alter, sag das mal nicht.", meinte ich. "Andere Mädels sind in eurem Alter schon schwanger. Und ihr macht mit vierzehn immer noch eine Pyjamaparty."
Ich nickte Jay zu, damit wir draußen den Joint rauchen konnten. 
Wir setzten uns in den Pavillon.
"Also um auf das Thema zurückzukommen.", fing Jay an.
"Ne, da war nichts zwischen uns."
"Noch nicht? Oder wird auch nicht?"
"Noch nicht."
"Und warum? Ich dachte er will was von dir."
"Das wohl aber... es ist kompliziert. Können wir über was anderes reden."
"Zum Beispiel darüber wie krass gut ich diesen Joint gebaut habe?"

(...)

Jay blieb ungefähr drei Stunden, bevor er sich verabschiedete. Er sprach irgendwas von einem Mädel, welches sich plötzlich bei ihm gemeldet hat und dass er Druck hat.
Ich hab ihn ziehen gelassen, weil er es auch bei mir getan hätte. 
Ich saß nun in meinem Zimmer, hatte die Zimmertür auf und hörte das Gelächter der Mädchen von unten. Dann hörte ich Marlons Stimme und wie die Mädchen sich mit ihm unterhielten. Ihre Stimmen klangen plötzlich höher und sie kicherten, als Marlon sich von ihnen verabschiedete.
Unwillkürlich musste ich anfangen zu lachen. 
"Warum lachst du so?", fragte Marlon, welcher plötzlich in meinem Türrahmen stand.
"Weil die kleinen Mädels da unten ein wenig auf dich stehen."
"Meinst du?"
"So wie die kichern? Auf jeden Fall."
"Und trotzdem bleibe ich für sie unerreichbar."
"Das wird ihnen das Herz brechen."
"Hast du sie geärgert, während ich weg war?"
"Nein, hab ich nicht."
"Sicher?"
"Ja, Mom. Ich hab nur gekifft."
"Ehrlich? Siehst gar nicht so aus."
Er schaltete das Licht an, weswegen ich die Augen zusammen kneifen musste.
"Fick dich, mach das aus."
"Ah, jetzt sehe ich deine rote Augen."
Er schaltete das Licht aus und hatte ein Grinsen auf den Lippen. "Wieso kiffst du eigentlich?"
Um diesem Leben kurz zu entkommen. Und sich kurz frei zu fühlen und nicht an all die Probleme denken zu müssen.
"Aus Spaß.", log ich.
Ich konnte und wollte Marlon nicht in die Wahrheit erzählen. Ich war zu stolz dafür und außerdem geht ihn das auch gar nichts an.
Er schaute mich mit zusammen gekniffenen Augen an.
"Ich würde dir das kiffen sofort verbieten."
"Du bist aber nicht meine Mom."
"Das muss ich dafür nicht sein."
"Dann kannst du mich auch nicht zwingen aufzuhören."
"Wetten ich könnte das."
"Und wie?"
Marlon kam auf mich zu, blieb direkt vor mir stehen und packte meinen Hals. Erschrocken atmete ich ein, dann drückte er zu, sodass mein Atem nicht mehr entweichen konnte. Panik überkam mich. Meine Hände griffen nach seiner Hand, welche an meinem Hals lag und versuchten diese abzuschütteln. Doch umso mehr ich mich wehrte desto fester drückte er zu. Ich gab schneller auf als mir lieb war, behielt meine Hände aber trotzdem auf seinem Arm.
"Ich habe meine Wege dich dazu zu bringen."
Er ließ wieder locker und endlich konnte ich erleichtert nach Luft schnappen.
"Wieso bringst du mich dann nicht dazu?", fragte ich weiter.
Gott, jeder normale Mensch hätte es sein gelassen weitere Fragen zu stellen und wäre vor Angst vor ihm weggerannt. Ich jedoch nicht. Er machte etwas mit mir, was meinen Körper nicht reagieren ließ. Ich wollte ihn testen, wollte wissen wie weit er noch gehen wird und was er mir alles über sich erzählt.
"Hab ich dir doch schon gesagt.", antwortete Marlon mit einem Grinsen. Seine Hand wanderte zu meinen Haaren, durch welche er langsam strich. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit.
"Ich will dich betteln sehen."

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