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Marlon

"Okay, trotzdem danke.", sprach Caroline mit zittriger Stimme ins Handy. 
Sie telefonierte erneut mit der Polizei und hoffte auf neue Infos über ihren Sohn.
Denn Linus war seid vier Tagen spurlos verschwunden. Sein Kleiderschrank war geplündert und alles wies darauf hin, dass er einfach abgehauen ist. Die Polizei sagte uns aber bereits, dass selbst wenn sie ihn finden, nichts machen können, da alles danach aussieht als wäre er aus freien Stücken abgehauen.

Marlon
Melde dich!
Deine Mutter ist krank vor Sorge

Die ganzen Tage versuchte ich ihn schon zu erreichen. Die Nachrichten kamen auch an, aber er ignorierte sie einfach.

Marlon
Sag einfach kurz Bescheid, dass es dir gut geht...

Ich seufzte und setzte mich zu Dad und Caroline an den Tisch. Sie war seid Tagen aufgelöst und dass sah man ihr an.
"Ich werde die Hochzeit morgen verschieben.", meinte Steve und streichelte ihr den Rücken. 
Ich schaute erneut auf mein Handy und mein Herz setzte kurz aus. Linus hatte die Nachrichten gelesen. Und im nächsten Moment rief er mich an. Auch Dad und Caroline sahen seinen Namen auf meinem Handy und wurden hellhörig.
"Linus?", meldete ich mich.
"Mir geht es gut.", sagte er und klang.... fröhlich?!
"Wo bist du?"
"Ist Mom bei dir?"
"Ja."
"Steve auch?"
"Ja."
"Mach mal auf Laut."
Ich tat was er sagte.
"Linus? Schatz?", fragte Caroline zitternd.
"Mom."
"Linus, wo bist du?"
"Ist egal. Mir geht es gut. Feiert morgen eure Hochzeit."
Er sprach das Wort Hochzeit wie Gift aus.
"Ich komme nicht.", sagte er. "Und sucht nicht nach mir."
"Linus, komm zurück.", weinte Caroline.
Ich weiß nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass Linus nicht ganz bei sich war.
"Nope. Alles gute für das Brautpaar."
Und damit legte er auf. 
Dieser Anruf hat nichts besser gemacht. Er hat alles noch schlimmer gemacht. Caroline drohte der Zusammenbruch und wir alle wussten, dass die Hochzeit erstmal verschoben werden musste.

Marlon
Ist alles okay bei dir?

Diese Nachricht sollte noch lange ungelesen bleiben.

Linus

Die Musik dröhnte aus den Boxen und brachte meine Hüften zum Schwingen. Die Blicke der anderen Männer ruhten auf mir. Hier und da wurden mir Scheine zugesteckt. Nach dem Lied ging ich von der Bühne und lief zur Bar.
"Linus, jemand hat für dich gezahlt.", sagte mein Boss und zeigte auf einen Mann mittleren Alters.
Ich trank einen Schluck von meinem Cocktail und nickte.
Danach ging ich auf den Mann zu. Die meisten Männer denen ich einen blase, konnten es kaum abwarten und würden ihre Hose am liebsten schon auf dem Weg zum Privatroom runterreißen. Dieser hier nicht. Er wirkte eher nervös und unsicher.
"Komm mit.", flüsterte ich ihm zu, fuhr mit meiner Hand über seine Brust und führte ihn in einen der Privatrooms.
Er setzte sich auf den roten Samtsessel, während ich mich vor ihn hinkniete.
"Ich... Das ist alles neu für mich...", stammelte er.
"Ist okay.", sagte ich und strich über seine Oberschenkel. "Entspann dich einfach."
Ich öffnete seine Hose und zog diese runter. Sein Schwanz war noch nicht ganz bereit für mich, weswegen ich diesen erst mit meiner Hand bearbeitete, bevor ich ihn in den Mund nahm.
Und so verdiente ich mir nun mein Geld. In einem Stripclub für Schwule. Und um das Geld noch etwas aufzubessern, blies ich den Gästen manchmal einen.
Der Koks in meinen Blutbahnen machte diesen Job erträglich. Endlich entspannte der Kerl sich und es dauerte nicht lange bis er zum Schuss kam.
"Scheiße...", fluchte er und machte sich sauber, während ich aufstand.
Das nahm ich mal als Beleidigung. So schlecht fand ich mich gar nicht.
"Meine Frau... meine Kinder... Warum hab ich das getan..."
Ich drehte mich um und verdrehte die Augen.
Typisch. 
Erst waren sie geil und nach dem Orgasmus bereuten sie es dann. Aber ich war kein Therapeut und konnte da auch nicht weiterhelfen. Das ist sein Problem. Ich nehme nur seine Scheine.
Ich stellte mich für einen Tanz nochmal auf die Bühne, bevor der Laden zumachte und die Leute nach und nach rausgescheucht wurden.
Im Backstagebereich schminkte ich mich ab, nahm die Glitzersteine von meinem Körper und zog mir wieder meine gemütlichen Klamotten an.
Mein Boss kam zu uns und teilte uns allen das Geld aus, welches wir heute verdient haben. Man konnte von ihm halten, was man will. Aber das Trinkgeld zahlte er immer gerecht aus. Und auch mein festes Gehalt bekam ich pünktlich. 
Und gut damit über die Runden kam ich auch. 
In den ersten Tagen in denen ich abgehauen bin, habe ich unter irgendwelchen Brücken gepennt. Bis irgendwann Zade auf mich aufmerksam wurde und mir von dem Stripclub erzählt hat, welcher gut bezahlte. Und wie der Zufall es so will, hatte er in seiner WG auch noch ein Zimmer frei.
Und so entstand ziemlich schnell nicht nur eine Kollegschaft zwischen Zade und mir, sondern auch eine Freundschaft.
Apropro Freunde. Ich musste Jay unbedingt schreiben.

Linus
Ich hab Donnerstag frei. Dann können wir uns treffen.

Jay
Schlecht bei mir. Samstag?

Linus
Muss ich arbeiten

Ich seufzte und lief aus dem stickigen Club an die frische Luft. Jay war der Einzige meiner Freunde der wusste wo ich war. Doch ich vertraute ihm und er hat geschworen niemandem zu erzählen wo ich bin. Bis jetzt klappte das auch wirklich gut. 
Klar, er machte sich etwas Sorgen um mich, vor allem weil wir uns nicht mehr oft sahen. 
Ich ließ ihn im Glauben, dass ich in einer Bar arbeite und dort Getränke ausschenke. 
Auf die Schule schiss ich seitdem ich abgehauen komplett. Ich bin kurz vor den Ferien abgehauen und mittlerweile müsste die Schule nächste Woche anfangen.
Krass, ich war fast einen Monat nicht mehr zuhause gewesen und mir ging es nie besser.
Marlon schrieb mir immer wieder, doch ich antwortete ihm einfach nicht.
Zuhause freute ich mich auf eine warme Dusche und mein warmes Bett.
Aber dies sollte mich verwehrt bleiben. 
Statt einer Dusche und einem Bett, stand die Polizei in der Haustür.
"Das ist Linus.", sagte Zade und zeigte auf mich.

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