Linus
Die Musik dröhnte aus allen Ecken. Die Stimmung war gut, das Wetter war warm. Selbst Luise war auf dieser Party. Doch sie und ihre Freundinnen sahen etwas verloren aus. Es war ein Festival am See ohne Altersbegrenzung und ohne Eintritt zu zahlen. Weswegen hier auch noch Kinder rumliefen obwohl es bereits nach 12 war.
"Ich hol uns noch was zu trinken.", rief Jay mir über die Musik zu.
Ich nickte und blieb alleine zurück. Die Anderen hatten wir bereits vor einer halben Stunde verloren gehabt. Doch Jay und mir fiel es leicht mit Fremden ins Gespräch zu kommen und neue Leute kennen zu lernen.
Ich beobachtete Marlon, welcher mit seinen Freunden in einem Kreis stand. Er hatte ein schwarzes Shirt an durch welches seine Muskeln gut zur Geltung kamen.
Die Sicht wurde mir genommen, als Julian auf mich zukam.
"Hey, Linus.", begrüßte er mich.
"Hey."
"Hör mal, ich weiß das mit Marlon und dir."
"Was?"
Fuck, wusste die Scheiße bald die ganze Schule? Das konnte keiner von uns gebrauchen.
"Marlon hat sich versprochen und mir aus Versehen erzählt das zwischen euch was läuft. Ich will dir nur sagen, dass du echt vorsichtig mit ihm sein musst. Er ist nicht ganz dicht."
"Wie meinst du das?"
"Naja, er steht auf komische Dinge und mag es, wenn-"
"Achso.", unterbrach ich ihn lachend. "Ist das der Grund, warum ihr euch getrennt habt? Du standest nicht darauf, wenn er dich bestraft?"
Julian schaute mich mit so großen Augen an, dass ich dachte sie fallen ihm gleich aus dem Kopf.
"Er tut dir sowas an?"
Ich nickte grinsend.
"Scheiße, Linus. Sowas ist doch nicht normal."
"Wieso? Nur, weil dich das nicht anmacht und du ihn nicht zurück bekommst, heißt es ja nicht, dass Andere sowas nicht genießen."
"Er nutzt seine Machtposition aus! Der Typ ist nicht ganz dicht."
"Julian.", hörte ich Marlons Stimme hinter Julian.
Julian trat einen Schritt zur Seite um ihn angucken zu können.
"Lass ihn in Ruhe."
"Du bist krank, Marlon."
"Hör auf.", sagte ich. "Du bist nur eifersüchtig, dass ich seinen Schwanz jetzt lutsch-"
"Hey!", unterbrach Marlon mich streng.
"Ich hab dich vor ihm gewarnt.", sagte er an mich gewandt.
"Du hast mich nicht vor seinem großen Schwanz gew-"
Marlon packte mich am Oberarm, zog mich vom Stuhl in den Stand und unterbrach mich dieses Mal nur durch seinen dominanten Blick.
"Wie viel hast du getrunken?"
"Viel."
"Ich merks."
"Ach komm schon. Das war lustig."
Marlon schüttelte nur den Kopf, aber er hatte ein Grinsen auf den Lippen. "Ich wollte gar nicht, dass Julian das erfährt. Es mir aus Versehen rausgerutscht."
"Andere Sachen rutschen dir nicht raus."
Marlon verdrehte die Augen. "Kannst du damit aufhören?"
"Nein."
"Kommst du in einer Stunde mit?"
"Weiß nicht, die Stimmung ist gut."
Marlon beugte sich zu mir runter und legte zwei Finger an mein Kinn. "Kommst du in einer Stunde mit?"
Sein Blick ging zu meinem Schritt und dann wieder in meine Augen.
"Oh.", sagte ich lachend. "Ich bin dumm."
"Ich hoffe für dich, dass du dann noch in der Lage zu etwas bist."
"Sicher.", sagte ich grinsend.
Schon bald darauf kam Jay mit unseren Getränken wieder. Und direkt hinter ihm waren Andy und Zarah.
"Also zwei von fünf hab ich gefunden.", sagte Jay und reichte mir mein Becher.
"Ich glaube die Anderen sind auf der anderen Seite vom See."
"Da lauf ich jetzt ja nicht rüber.", meinte ich und die Anderen stimmten mir zu.
Wir tranken noch etwas, genossen die Musik und trafen ein paar Bekannte, bevor ich mich zum Gehen verabschiedete.
Am Ausgang wartete Marlon schon auf mich. Der See war nur zwanzig Minuten Fußweg von zuhause entfernt, weswegen wir den Weg nach Hause liefen.
"Ist Luise schon zuhause?", fragte ich.
"Ne, sie wollte aber auch bei einer Freundin übernachten."
"Dann haben wir das Haus ja für uns."
"Richtig."
"Soll ich mir noch schnell was überlegen, damit du mich bestrafen kannst."
Marlon drückte mich plötzlich gegen den Zaun neben mir. Erschrocken keuchte ich.
"Ich kann das auch, ohne dass du was falsch gemacht hast, wenn du das unbedingt willst."
"Aber wo bleibt da der Spaß?"
Er grinste nur und ließ mich wieder los.
"Hast du dir schon überlegt, was du nach der Schule machen willst?", fragte er mich plötzlich.
"Alter. Wir haben gerade noch übers bestrafen geredet und jetzt willst du über meine Zukunft reden?", fragte ich ungläubig.
"Ja."
"Ich bin zu betrunken um über so ein ernstes Thema zu reden."
"Also weißt du es nicht?"
"Keine Aaahhhnnnuuunnnggg."
"Okay.", lachte Marlon. "Ich frag dich morgen nochmal."
"Was willst du denn werden?"
"Ich gehe studieren."
"Das war mir klar."
"Achja?"
"Ja, du siehst schon aus wie ein BWL Justus."
Er lachte. "Das stimmt gar nicht."
"Was willst du denn studieren?"
"Achso, über meine Zukunft können wir reden, aber nicht über deine?"
"Richtig."
"Nö, sag ich dir jetzt nicht."
"Gut, dann frag ich dich morgen nochmal."
Marlon schloss gerade unsere Haustür auf, als ich etwas blitzendes auf der Auffahrt sah. Ich ging darauf zu und hob ein Messer auf. Es war ein ausgeklapptes Taschenmesser.
"Gehört dir das?", fragte ich und zeigte es ihm.
"Hab gar nicht gemerkt, dass mir das aus der Hosentasche gefallen ist."
Ich trat vor ihm ins Haus und zog meine Schuhe aus. "Wieso hast du das?"
"Bevor wir zum Festival los sind, musste ich in der Halle noch einen alten Boxsack entfernen, der kaputt gegangen ist. Und um das Seil vom Boxsack zu lösen, brauchte ich das Messer."
"Ich hoffe das stimmt. Nicht, dass du noch jemanden umgebracht hast."
"Damit kann man niemanden umbringen."
Ich lief die Treppen hoch, Marlon mir hinterher.
"Sicher? Das sieht schon ziemlich scharf aus."
Ich lief einfach in Marlons Zimmer und setzte mich auf sein Bett. Er schubste die Tür hinter sich zu, das Messer immer noch in der Hand.
"Zieh dein Shirt aus.", befahl er mir, während er mit dem Messer in seiner Hand spielte.
Ich tat was er sagte und beobachtete ihn und das Messer genau.
Wieso sah das so heiß aus?
Auch er zog sich sein Shirt aus und kam langsam näher. Das Messer blitzte gefährlich in seiner Hand. Wieso legte er nicht einfach weg?
Er schubste mich in die Bettlaken und krabbelte über mich.
Plötzlich legte er das Messer an meine Kehle. "Willst du wissen wie scharf es wirklich ist?"
Und in diesem Moment gewann mein Körper wieder über meinen Verstand. Denn während jeder normale Mensch weggerannt wäre, blieb ich liegen.
Und nickte.
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Trust me
RomanceAls Linus mit seiner Mutter zu ihrem neuen Liebhaber und seinen zwei Kindern zieht, fällt eine Welt für ihn zusammen. Er kämpft mit mentalen Problem, die er nach außen hin nicht zeigt. Langsam verliert er sich selbst immer mehr. Und dann ist da noch...