Kapitel 12

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Ich blieb noch bis zum Abend bei Jona und wir erstellten eine Timeline der bisherigen Geschehnisse. Je mehr wir über die zwei Welten, in denen ich schon war, redeten, desto mehr fantasierte ich darüber, wo ich noch überall hinkönnte. Es gab so viele Charaktere, die ich treffen wollte, so viele Orte, die ich sehen wollte und so viele Abenteuer, bei denen ich teilhaben wollte, dass mein Redeschwall kaum ein Ende fand. Irgendwann hatten wir uns in sein Zimmer zurückgezogen, damit sein Vater in Ruhe arbeiten konnte. Zusammen lagen wir auf seinem Teppich und ich malte die verrücktesten Sachen mit Handbewegungen in die Luft. Doch im Gegensatz zu mir schien Jo sich immer noch große Sorgen zu machen. Besonders als ich beiläufig erwähnte das ich zwar nicht sterben, aber verletzt werden konnte. Die Übertragung in die Realität gefiel ihm gar nicht. Erst als ich ihm versprach vorsichtiger zu sein und dass er bei meinem nächsten Sprung zusehen durfte, schien er sich besser zu fühlen. Als es für mich Zeit wurde zu gehen, hatten wir die nächste Mission geplant und uns ein Datum gesetzt.

Der Cooldown des Schmuckstückes würde morgen ablaufen und Mittwoch hatten wir nur den halben Tag Schule, bevor es ins lange Wochenende ging. Das hieß wir hatten ganze 4 1/2 Tage Zeit, um die Fähigkeiten unter die Lupe zu nehmen. Voller Vorfreude schlenderte ich zurück in mein leeres Haus. Zum ersten Mal seit langem, machte es mir wirklich nichts aus alleine zu sein. Ich hatte einen Freund und ein Abenteuer das auf mich wartete! Was wollte ein Mädchen mehr?

Die Zeit verstrich quälend langsam, doch endlich war die Schule am Mittwoch vorbei und ich schleifte Jona ohne Rücksicht auf Verluste mit zu mir. Sein Vater war eingeweiht und hatte keine Probleme damit, dass er bei mir übernachtete. Bis Freitag hatten wir also keine Ablenkung und konnten uns ganz der Magie widmen.

Gespannt schaute ich meinem Freund dabei zu wie er verschiedene Geräte aus seinem Rucksack zog. "Wow, sicher das nicht dein Ranzen verzaubert ist? Wie hast du das alles samt deiner Schulsachen dort hineinbekommen?", fragte ich verwundert.

Mit einem Grinsen schaute er auf. "Ich hab Übung darin Sachen in Taschen verschwinden zu lassen."

Wir grinsten uns einen Moment an, bevor ich uns schnell noch etwas zu trinken besorgte. Seine Worte gingen mir dabei nicht aus dem Kopf. Hatte er damit auf seine vielen Umzüge angespielt oder hatte er angedeutet ein guter Dieb zu sein? Ich wollte ihm ja nichts falsches Unterstellen, aber ich kannte ihn noch nicht lange und der Lebensstil seiner Familie war schon dubios... Es gab einiges das mehr Fragen als Antworten aufwarf. Kurz fragte ich mich, ob ich nicht voreilig gehandelt hatte ihm so blind zu vertrauen, doch ich schüttelte die Gedanken sofort wieder ab. Ich brauchte Hilfe und ich bekam sie, alles Andere waren Probleme für die Zukunft, ob sie nun auftraten oder nicht.

Mit zwei Gläsern und einer Flasche Wasser bewaffnet kehrte ich zurück in mein Zimmer. Jona hatte inzwischen alles auf dem Boden vor den Bücherregalen aufgebaut, sodass genug Platz war, um sich in die Mitte zu setzen. Das würde wohl mein Platz sein. Er erklärte mir noch schnell das es sich um einen Laser-Timer handelte den er genau auf mich stellen würde, um zu messen, wann ich verschwand und wieder auftauchte, irgendein Messgerät, das irgendwelche Schwingungen aufnehmen konnte und eine normale Infrarotkamera. Die Ausrüstung gab mir mehr Geisterjäger vibes, es fehlte nur noch das EMF, aber logisch betrachtet machte alles Sinn.

Von meinem Platz aus hatte ich einen guten Blick auf die Geräte, während Jona alle an seinem PC verfolgen konnte. Nachdenklich stellte er sich hinter mich vor das Bücherregal.

"Okay, es ist alles eingestellt und läuft, wir können jederzeit loslegen. Welche Welt hast du dir diesmal ausgesucht?"

Seine Augen wanderten über meine große Manga Sammlung. Ich hatte wahrscheinlich über 200 Mangas alleine in diesem Regal. Geschickt angelte ich einen Band von Detektiv Conan auf Höhe seines Knies heraus. Schelmisch lachte ich ihn an. Magie war eine Sache, Logik und Mystery eine Andere und ich war ziemlich sicher, dass ich diese zum Lösen unseres Falles brauchte. Außerdem konnten ein paar praktische Gadgets sicher helfen. Ich wollte unbedingt ausprobieren, ob ich in anderen Welten erhaltene Gegenstände wie die Übersetzer-Ohrringe mit mir nehmen konnte. Ich war in Gedanken vollständig dabei, wie ich alles bekommen würde, was ich wollte.

"Huh ich hätte eher auf so etwas getippt..."  Ich bekam siene Worte nur am Rande mit. Meine Konzentration lag schon auf dem Buch und ohne darüber nachzudenken, murmelte ich ohne Umschweife meinen Wunsch. Genau in dem Moment ertönte ein Poltern und ein Haufen Mangas regnete auf mich herab. Überrascht schrie ich auf und hob beide Hände schützend über meinen Kopf. Kaum das eines meine Hand berührte, überkam mich ein Schwindelgefühl und mir wurde kurz schwarz vor Augen. Einen Moment später wurde ich auch schon wieder unsanft ausgespukt und landete erneut hart in einem Wald.

Die Welten WandlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt