Kapitel 3.1

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Hastig versteckte ich mich hinter der nächsten Ecke und wartete bis sie wieder heraus kam. Ich nahm so unauffällig wie möglich die Verfolgung auf. Nach einer ganzen Weile verlor ich sie leider aus den Augen. Unschlüssig was ich jetzt machen sollte, lehnte ich mich gegen eine Laterne. Ich schloss kurz die Augen um meine Gedanken zu sammeln, als wie aus dem Nichts Bunny vor mir stand.

Sie sah ziemlich verärgert aus und in genau diesem Ton fragte sie mich irgendetwas. Leider verstand ich kein Wort Japanisch, weshalb ich sie irgendwie nicht ernst nehmen konnte. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, sie sah einfach zu witzig aus wie sie so vor mir stand. Ich atmete einmal tief durch und versuchte ihr so gut es ging auf Englisch zu erklären was meine Lage war. Die Sache das ich aus einer anderen Welt kam ließ ich fürs erste weg. Nachdenklich schaute sie mich an. Ob sie verstanden hatte was ich ihr erklärt habe? Ich wusste ja das sie nicht wirklich gut in der Schule war und schon gar nicht in Fremdsprachen. Da änderte sich ihr Gesichtsausdruck zu mitleidig. Na super, das hatte ich nicht bezweckt. Sie hakte sich bei mir unter und lächelte mich an, dann zog sie mich mit sich und quatschte mich die ganze Zeit auf Japanisch zu. Nach einem langen Fußmarsch kamen wir an einem Haus an. Sie durchwühlt hektisch ihre Taschen, ehe sie doch klingelte. Ein kleiner Junge öffnete die Tür. Das musste ihr kleiner Bruder sein, wie hieß er nochmal? Während ich überlegte, fingen Bunny und ihr Bruder an sich zu zanken. Ich bekam nur mit wie sie ihn mit: „Du kleiner Quälgeist, du bist echt nervig Shingo!" anschrie. Genau! Shingo, das war sein Name. In der Zwischenzeit waren ihre Eltern in den Türrahmen getreten und betrachteten kopfschüttelnd den Streit. Schmunzelnd betrachtete auch ich das geschehen. Im Hause Tsukino waren diese kleinen Konflikte Alltag, aber genau das machte sie so sympathisch. Ihr Vater verschwand wieder ins Innere des Hauses und auch ihre Mutter machte den Eindruck als würde sie gleich hineingehen. Doch ehe sie das tat warf sie noch einen letzten Blick auf ihre diskutierenden Kinder und schien mich dahinter erst jetzt bemerkt zu haben. Überrascht kam sie auf mich zu und sagte etwas. Da war es wieder mein Sprachproblem, ganz schön lästig. Mit einem aufgesetzten lächeln, schüttelte ich bedauernd den Kopf und versuchte ihr, wie auch schon Bunny, mit meinem schlechten Englisch die Situation zu erklären. Zum Glück hatte diese meine Lage mitbekommen und erklärte ihrer Mutter auf ihre Art alles. Diese schaute mich kurz skeptisch an, als würde sie überlegen ob sie mich wirklich in ihre vier Wände lassen sollte, doch gleich darauf lächelte sie mich freundlich an und wir gingen zusammen nach drinnen.

Ich fühlte mich zwischen ihnen extrem fehl am Platz. Auch wenn sie ab und zu stritten, waren sie eine tolle Familie. Hier wurde mir wieder umso schmerzlicher bewusst das ich so etwas nie hatte und auch nie haben werde, aber ich wollte mich von diesem Gedanken nicht runterziehen lassen, also hörte ich den Tsukinos bei ihrem Gespräch zu. Leider verstand ich überhaupt nichts, außer wenn sie sich direkt an mich wandten mit englisch.

Als ich nach dem Essen mit Bunny oben in ihrem Zimmer war hatte ich so viel Spaß mit ihr wie schon lange nicht mehr. Wir verstanden uns super, auch wenn wir uns oft mit Händen und Füßen verständigen mussten, da unser englisch zu schlecht war, aber das machte es umso witziger. Später, es war schon mitten in der Nacht, als Bunny eingeschlafen war schaute ich mich im Zimmer um. Es sah eins zu eins aus wie in der Serie. Ich konnte es immer noch nicht fassen das ich wirklich hier war. Wenig später kam Luna durch das Fenster gesprungen und ich erschreckte mich fürchterlich. Auch sie machte einen riesigen Satz rückwärts als sie mich bemerkte. Hektisch überlegte ich was ich machen sollte, da Luna mich misstrauisch anschaute. Sie hatte anscheinend schon bemerkt, dass mit mir irgendetwas nicht stimmte. Sollte ich ihr alles offenbaren oder sollte ich mich lieber „normal" verhalten?

Ich entschied mich für ersteres und robbte leise zu ihr rüber, da ich nicht riskieren wollte Bunny aufzuwecken. Sie fauchte mich warnend an, blieb aber an Ort und Stelle stehen. „Luna, ich tu dir nichts!" flüsterte ich ihr leise zu. Skeptisch kam sie näher. „Danke!", sagte ich erleichtert und redete schnell weiter, „lass uns lieber raus gehen, dann stören wir Bunny nicht." Zögerlich folgte sie mir ins Badezimmer, welches ich als am sichersten für so ein Gespräch empfand. Ehe ich mich wieder zu ihr Umwandte, atmete ich noch einmal tief durch. Hoffentlich würde ich meine Entscheidung nicht bereuen. Ich ließ mich auf den weichen Badezimmerteppich nieder und fing an ihr alles zu erzählen. Von wo ich komme bis was ich alles über sie weiß berichtete ich ihr alles, nicht das kleinste Detail ließ ich aus und sie hörte gespannt zu. Nachdem ich geendet hatte wartete ich angespannt auf ihre Reaktion. Würde sie mir glauben oder würde sie mich auf Teufel komm raus davonjagen? Die Stille zwischen uns war für mich kaum auszuhalten und ich traute mich kaum zu Atmen. Als sie mich endlich wieder anschaute, befürchtete ich das Schlimmste, doch hingegen meiner Zweifel schaute sie mich verständnisvoll an und glaubte mir alles. Wir besprachen noch den weiteren Verlauf und planten was wir weiterhin machen sollten. Das Gespräch hatte mich physisch und mental ausgelaugt und so fiel ich, als wir fertig waren, erschöpft auf die Matratze und schlief sofort tief und fest ein.

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