Kapitel 6.1

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Nachdem er sich wieder gefasst hatte, kam er mir beängstigend nahe. Vielleicht war ich dumm gewesen darauf zu vertrauen das er mir nichts tun würde, schließlich wusste ich auch was er alles getan hat...äh tun wird. Er verlangte das ich ihn meinen Namen und die Quelle meiner Informationen nannte, doch ich blieb standhaft und verneinte. Wütend hob er seine Hand und ich begriff sofort was er vorhatte. Panisch blickte ich ihn an bis mir einfiel das er mich gar nicht beeinflussen konnte, weil ich ein Mensch war! Innerlich freute ich mich schon auf sein entgeistertes Gesicht wenn er das feststellte. Er machte seine typische Handbewegung, als würde er mir aus der Entfernung über die Stirn streichen und begann mit ruhiger Stimme auf mich einzureden. Ich bemerkte wie etwas meinen Verstand streifte und versuchte in ihn einzudringen, was mich wunderte, soweit dürfte er überhaupt nicht kommen! Zum Glück passierte anschließend nichts mehr. Anscheinend hatte er nicht bemerkt das er nicht zu mir durchgedrungen war. Somit erlaubte ich mir den Spaß so zu tun als ob er es geschafft hätte. Mehr als regungslos dazustehen und ins Leere zu starren musste ich ja nicht tun. Er wiederholte seine Fragen und dieses Mal antwortete ich: „Mein Name ist Mei Tsukino, ich komme aus Deutschland." Zum Glück war ich nicht wirklich unter seiner Kontrolle, denn sonst hätte ich nicht Lügen können. Als er auf die Frage woher ich so viel über ihn wusste zurückkam, konnte ich meine Maskerade nicht länger aufrechterhalten. Seufzend verschränkte ich die Arme und beschloss ihn teilweise einzuweihen. Ich hatte mir einen groben Plan in Gedanken zurechtgelegt und vertraute jetzt einfach darauf das Belial mir gegenüber auch seine Nette Seite zeigte. Also begann ich zu sprechen: „Gut, wenn du es unbedingt wissen willst dann erzähle ich es dir, aber setzen wir uns dafür hin. Meine Beine tun langsam weh von dem vielen Stehen." Verdutzt das ich nicht unter seiner Kontrolle war schaute er mich an, folgte aber meinem Beispiel und setzte sich. Erst dann redete ich weiter und berichtete das ich durch den Kristall in andere Welten reisen konnte, das diese Welt bei mir eine Buchreihe war und das ich daher all diese Informationen hatte. Sichtlich überrascht schaute er mich mit nachdenklichem Blick an. Er schien mir zu glauben, also redete ich weiter. Ich hatte beschlossen die St.-Nephelius-Schule zu besuchen. Belial, der sich inzwischen wieder gefasst hatte, fand die Idee auch gut. Anscheinend ging er davon aus das ich auf seiner Seite stand, nachdem ich ihn das alles anvertraut hatte. Er fasste den Plan mich in der Schule einzuschleusen, damit ich mich dort mit Lilith anfreunden und ihn Informationen bringen kann. Ich stimmte zu, doch würde ich ihn weder entscheidende noch geschichtsverändernde Infos zukommen lassen. Auch würde ich mich weder auf seine noch auf Liliths Seite schlagen, sondern einfach mit allen meine Zeit verbringen.

Am nächsten Tag war es soweit. Belial begleitete mich bis zum Waldesrand und wollte mir noch etwas sagen, als ich ihn unterbrach. „Ich weiß schon dass du vorhast dich in den Seniorenstift zu schmuggeln und wenn wir "zusammenarbeiten" wäre es leichter wenn ich mich als deine Tochter ausgebe als Tarnung.
》Mei Nekrobas《 klingt gar nicht mal so schlecht.", grinste ich ihn an. Er nickte einfach nur und verschwand dann wieder im Wald. Ich machte mich auf den Weg ins Innere des Schulgebäudes und zum Büro der Direktorin. Nachdem ich an die Tür geklopft hatte, atmete ich noch einmal tief durch ehe ich eintrat. Hinter dem Schreibtisch erwartete mich bereits die Direktorin. Sofort wurde ich von ihren strengen, blutunterlaufenen Augen abgescannt. Miss Tinkelton war noch viel gruseliger als ich sie mir vorgestellt hatte. Ohne mich aus den Augen zu lassen bereitete sie die Unterlagen vor und begann mir dann die Schulregeln zu predigen. Nachdem sie endlich fertig war, begleitete sie mich zu meinem neuen Klassenzimmer. Natürlich viel mein Blick auf den berüchtigten Torbogen mit der Innschrift: 》Wissen ist Macht und ich sage euch: Ihr wisst nichts!《
Gerade so konnte ich mir das Lachen noch verkneifen. Ich fand den Spruch irgendwie immer wieder komisch.

Wie erwartet kam ich in die Klasse von Lilith und den anderen. Der Lehrer stellte mich vor und dann durfte ich mich endlich setzen. Ich flüchtete auf einen freien Platz direkt hinter Emma und Lilith. Jackpot! Während der Stunde drehten die zwei sich mehrfach um und wir kamen ins Gespräch. Wir unterhielten uns bis der Lehrer uns ermahnte, erst dann versuchten wir dem Unterricht zu folgen. In der Mathestunde war ich ziemlich froh. Ich war zwar kein Ass in dem Fach, aber diese Berechnungen hatte ich schon gehabt, deswegen hatte ich im Gegensatz zu Lilith keine Probleme damit. Sie verstand es überhaupt nicht und so verbrachten Emma und ich fast die ganze Stunde damit es ihr zu erklären. Erst als ich ein leises Klopfen von Richtung des Fensters hörte wandte ich mich von den Aufgaben ab. Genervt schaute ich die dort sitzende Krähe an. Zwar hatte ich gewusst das Belial dort auftauchen würde, doch beobachtete er mehr mich als Lilith. Auch diese hatte ihn inzwischen bemerkt und starrte geschockt zu ihm. Nun wendete er sich endlich ihr zu bis ihr Blickkontakt vom Lehrer unterbrochen wurde, der sich erbost vor Lilith aufbaute. Die letzten Minuten der Stunde musste sie sich eine Strafpredigt von ihm halten lassen und floh dann zusammen mit Emma und mir aus dem Raum, als die Glocke uns endlich von der Schulhölle befreite.

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