Kapitel 6.2

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Lachend unterhielten wir uns noch etwas und verabredeten uns für den Nachmittag, dann machten sie sich auf den Heimweg. Anstatt es den anderen gleich zu tun, verfolgte ich verdeckt von Büschen, Häusern und Mauern Lilith. Jetzt müsste sie gleich von Belial angegriffen werden. Das war eine der Sachen die ich unbedingt sehen wollte. Außerdem lag in dieser Richtung auch der Friedhof und den wollte ich mir auch anschauen. Endlich war es soweit. Ein krächzen ertönte und Lilith blickte sich panisch um, bis sie die Krähe entdeckte. Sofort trat sie wie wild in die Pedalen um ihr zu entkommen. Doch das hatte keinen Zweck, Belial holte immer weiter auf bis er sie mit seinem Schnabel am Hals erwischte. Nun stand sie endlich vor ihrer Haustür, schlug ihn gegen seinen Flügel und verschwand im Haus. Diese kleine Verfolgungsjagt war sehr interessant, doch nun musste ich weiter ehe Belial mich entdeckte. So schnell ich konnte huschte ich hinter den Mauern entlang bis ich das Friedhofstor erreichte. An dieser Stelle waren die Mauern besonders hoch und das Tor erhob sich unheilvoll zwischen den massiven Steinwänden. Es sah alt aber stabil aus und war mit vielen Schnörkeln und anderen Mustern verziert. Langsam ging ich an der Mauern entlang in der Hoffnung einen Blick ins Innere werfen zu können. Ich hatte mal wieder Glück. Einige Meter weiter standen ein paar Bäume die ich mit Leichtigkeit erklimmen konnte. Von hier hatte ich einen tollen Blick auf den Friedhof und ich musste zugeben das er atemberaubend war. Zwischen all den Gräbern sah ich etwas hindurchschleichen. Das musste einer der Werwölfe sein, dachte ich mir. Leider war ich zu weit entfernt um ihn näher zu betrachten, aber die Möglichkeit würde sich ja bald ergeben. Ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich mich langsam auf den Weg machen musste, denn vor meinen Treffen mit den anderen wollte ich noch etwas besorgen.

Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es von der Apotheke zu unserem Treffpunkt. Schnell stopfte ich das Verbandszeug zu der Decke, die ich auch gekauft hatte, in meine Tasche ehe ich das Eiscafé Leichenstarre betrat und nach meinen neuen Freunden ausschau hielt. Ich entdeckte Emma die mir freudig winkte als sie mich sah, die anderen waren noch nicht da. Somit machte ich es mir neben ihr gemütlich und wir unterhielten uns bis Lilith zusammen mit Matt aufkreuzte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich wie sich Emmas Laune beim Anblick von Matt etwas verschlechterte, doch sobald sie saßen, wir uns ein Eis bestellt hatten und herumalberten war das vergessen. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen und besuchten am Abend noch das Spukhaus. Ich war erleichtert als wir dieses verließen. Zwar fand ich es eher faszinierend und war nicht ganz so geschockt wie Lilith und Matt, da ich gewusst hatte was mich erwartete, doch hatte ich mich auch mindestens einmal extrem erschreckt. In dem Moment hatte ich mich ängstlich an Lilith festgekrallt und sie erst zwei Räume später wieder losgelassen. Doch schlussendlich sahen die zwei viel blasser aus als ich. Emma machte das natürlich nichts aus, sie lachte sich über unsere Gesichtsausdrücke kaputt, bis Lilith überrascht feststellte das es schon sehr spät war. Hektisch verabschiedete sie sich und auch wir machten uns daraufhin auf den Weg.

Im stockfinstern durch den Wald zu laufen war mir immer noch nicht geheuer, doch was blieb mir anderes übrig. Ich konnte gar nicht in Worte fassen wie sehr ich mich auf den Tag freute wo wir endlich zu Lilith in den Seniorenstift zogen.
An der Lichtung angekommen wo ich die letzten Nächte verbracht hatte, breitete ich meine Decke aus und wollte es mir gerade gemütlich machen als ich ein Lachen hinter mir hörte. Erschrocken drehte ich mich um und sah Belial. Dieser hielt eine Decke in der Hand und erklärte sich mit den Worten: „Anscheinend hab ich die umsonst besorgt. Hab gestern nur gesehen wie sehr du gefroren hast und dachte die könntest du gebrauchen, aber du hast dich ja schon selbst versorgt. Hier nimm sie trotzdem." Etwas verwirrt lehnte ich ab und schlug vor das er sie selbst nutzen könnte. Kopfschüttelnd setzte er sich links neben mich und wir unterhielten uns noch bis ich einfach einschlief.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, stellte ich fest das ich nicht nur in meine, sondern auch in Belials Decke gekuschelt dalag. Da ich mich nicht entsinnen konnte sie mir genommen zu haben, musste er sie mir nachdem ich eingeschlafen war umgelegt haben. Kopfschütteln musste ich zugeben das das um einiges bequemer war, da ich die eine Decke als Unterlage und die zweite ganz ihren Namen nach zum zudecken verwenden konnte. Es dämmerte gerade erst also musste es noch recht früh sein. Suchend schaute ich mich um und fand Belial in seiner Krähengestalt noch schlafend auf dem Baum mir gegenüber. Lächelnd schaute ich zu ihm hoch. Von wegen böse, er hatte doch ein gutes Herz, auch wenn er es so bald nicht zugeben würde. Das hatte diese kleine Sache schonmal bewiesen. Zufrieden kuschelte ich mich wieder in die Decken und hing noch etwas meinen Gedanken nach bis es Zeit wurde sich für die Schule fertig zu machen.

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