Kapitel 6.4

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Endlich war der Tag gekommen! Heute Nachmittag wenn wir von der Schule kämen würde Belial schon auf uns im Seniorenstift warten. Für Lilith war das natürlich nichts Gutes, aber für mich dafür umso mehr. Zwar würde ich ihr nach dem Auftritt von meinem „Vater" gut zureden und ihr einiges erklären müssen, doch das würde sicher kein großes Hindernis darstellen. Als wir endlich Schulschluss hatten, zogen wir unsere Jacken fester zu um dem kalten Wind der draußen wehte gewachsen zu sein, doch brachte es überhaupt nichts. Schnell liefen wir zum Fahrradständer und holten Liliths Altdamenrad. Ich schwang mich auf den Gepäckträger und so fuhren wir auf den schnellsten Weg zu ihr. Als ich endlich von dem klapprigen Ding runter konnte war ich mega erleichtert. Die ganze Fahrt über hatte ich befürchtet das das Rad wegen den Gewicht das auf ihn lastete in seine Einzelteile zerfiel. Lilith hatte sich inzwischen einem Rosenbusch zugewandt und versuchte Hannibal hervorzulocken. Der Hund hatte sich dort auf seiner Flucht vor Belial verfangen. Irgendwie tat der Hund mir schon leid, aber was reagierte er auch so empfindlich. Ich gab ihr Bescheid das ich schon einmal ins Innere des Hauses verschwinden würde um mich aufzuwärmen und öffnete daraufhin die Hintertüre. Endlich im warmen! Prüfend schaute ich mich um und folgte dem Stimmengewirr ins Wohnzimmer. Dort waren schon alle versammelt und der Erzdämon stand mittendrin. Es bereitete ihn anscheinend einen riesen Spaß sie nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Freundlich lächelnd trat ich an den Tisch heran und begrüßte alle. Belial nickte mir nur grinsend zu, als ich mich neben ihn setzte. Wenige Minuten später tauchte auch Lilith auf. Ratlos stand sie im Türrahmen und betrachtete das Geschehen skeptisch. Als Belial sich erhob, wusste ich dass es endlich Showtime war. Nun denn, möge der bessere gewinnen. Er näherte sich ihr erst langsam, doch drängte er sie nach und nach in die Enge. Als er sich Vorstelle sprang ihr Blick ungläubig zu mir. „Nekrobas? Seid ihr etwa Verwandt?!" fragte sie erstaunt. Bevor ich etwas erwidern konnte kam er mir zuvor und stellte mich als seine Tochter vor. Sollte mir nur recht sein. Ich müsste mich nachher sowieso noch rechtfertigen vor ihr. Gespannt verfolgte ich ihre Diskussion und bestaunte ein weiteres Mal Belials Kräfte als er mit einer einfachen Handbewegung Mildred dazu brachte sich wieder zu setzen. Jetzt fing er auch noch an über Spiele und würdige Gegner zu reden und ich konnte deutlich sehen das Lilith nur eins wollte, diesen Raum verlassen. Als er alle zu einer Runde Poker aufforderte, schaffte sie es sich aus der Situation zu befreien und raste hinauf in ihr Zimmer. Lachend setzte sich der Erzdämon wieder neben mich. „Das war lustig oder? Ihr Gesichtsausdruck war Gold wert! Diese kleinen Spielchen sind immer das Beste." stellte er zufrieden fest. Seufzend erhob ich mich und beschloss Lilith nachzugehen. Er schaute mich zwar erst etwas schief an, zuckte dann aber mit den Schultern und wandte sich wieder seinen derzeitigen „Marionetten" zu.

Zügig lief ich die Treppe hoch und klopfte vorsichtig an Liliths Zimmertür. Es dauerte etwas bis ich von drinnen Schritte vernahm und die Tür aufgerissen wurde. „Was willst du?" fragte sie mich skeptisch. Das konnte ja heiter werden, dachte ich mir nervös. Lass mich bitte erstmal ins Zimmer, dann erkläre ich dir alles. Wortlos wägte sie die Optionen ab, ehe sie mich tatsächlich einließ. Wir machten es uns auf ihrem Bett gemütlich. Ich fing an ihr meine ausgedachte Geschichte zu erzählen. Angefangen dabei das ich nicht „Elia Nekrobas" Tochter, sondern nur adoptiert war. Des weiteren zog ich mir noch die Story dass wir sehr viel reisten und mein „Vater" oftmals seine Unterkünfte der Gastfreundschaft fremder Leute zu verdanken hatte und wir wenn er kein Glück hatte im Zelt übernachteten aus dem Ärmel und packte auch ein paar Halbwahrheiten mit hinein damit es realistischer war. Sie schien es mir abzukaufen, denn ihr Blick wurde wieder weicher. So unterhielten wir uns eine ganze Weile, jedoch stellte sie sofort klar dass sie mich als Freundin sehr schätzte und mir vertraute, meinen „Vater" aber nicht leiden konnte. Ich konnte mir ein Lächeln gerade so noch verkneifen. Die beiden würden auch in nächster Zeit keine Freunde werden, aber dafür würde ihre Bande am Ende umso stärker sein. Vor allem da Blut dicker ist als Wasser. Obwohl, passte dieses Sprichwort überhaupt auf die beiden? Schließlich waren sie nicht wirklich Blutsverwandt, sondern nur auf irgendeine seltsame Art Übertragung von Kraft und Seele von Zebul oder so verbunden. Ach egal, beste Freunde sagen das manchmal auch also wird das schon passen. Ich hatte gar nicht bemerkt wie lange ich mit grübeln verbracht hatte. Erst als Lilith das Zimmer betrat und die Tür geräuschvoll zuwarf schreckte ich aus meinen Gedanken hoch. Anscheinend war sie unten gewesen und hatte sich mit ihrer Tante unterhalten, denn jetzt ging sie unentwegt auf und ab und meckerte vor sich hin. Ich bekam nicht alles mit, aber anscheinend hatte sie sich mit ihrer Tante gestritten und ich glaubte zu wissen das es dabei um Belial gegangen war. Sie hatte anscheinend vergessen das ich mich noch in ihrem Zimmer befand, deshalb schlich ich mich leise raus und verschwand in dem Zimmer zwei Türen weiter. Dieses würde vorläufig mir gehören und ich musste sagen es sah ganz gemütlich aus. Es war ähnlich eingerichtet wie Liliths, nur zierten andere Bilder die Wand und es wirkte etwas leer. Freudig endlich wieder im warmen und auf einem weichen Bett zu schlafen schmiss ich mich in die Kissen und war kurz darauf auch schon eingeschlafen.

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