Kapitel 7

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Der nächste Tag begann mit dem nervigen läuten meines Weckers.
Müde schleppte ich mich ins Bad und machte mich für den Tag fertig.
Es fühlte sich an als wären Wochen seit meinem Geburtstag vergangen, dabei waren es gerademal 2 Tage.
Doch für mich hatten diese zwei Tage mehr Action gehabt als mein ganzes restliches Leben. Endlich hatte ich Freunde gefunden und mich geborgen gefühlt.

Ich nahm mir fest vor das ich den heutigen Montag nicht tatenlos verstreichen lassen würde, schließlich konnte ich auch hier etwas ändern und Freunde finden, wenn ich mich etwas anstrengte.

Nachdem ich schnell gefrühstückt hatte, schnappte ich mir meine Schultasche, legte mir meine Kette um und rannte aus dem Haus um meinen Bus zu erwischen.
Gerade noch rechtzeitig war ich an der Haltestelle und ließ mich, kaum das ich eingestiegen war, auf einen der hinteren Sitze fallen.

In der Schule angekommen machte ich mich als erstes auf den Weg zu meinem Spind. Bis Unterrichtsbeginn waren es noch 20 Minuten und die Flure waren voller Schüler. Ich hasste das Gewusel und Geschrei auf den Gängen und war froh wenn der Unterricht begann. Auf den Weg zu unserem Biologieraum, sah ich einen Jungen der mir nicht bekannt vorkam. Er wirkte etwas hilflos und verloren wie er da in der Mitte des Ganges stand und sich suchend umschaute. Wie immer beachtete ihn niemand der anderen Schüler, schließlich waren sie viel zu sehr damit beschäftigt sich um ihre Handys oder um sich selbst zu kümmern.

Mit meinem neuen Mut, den ich übers Wochenende bei meinen kleinen Abenteuern gesammelt hatte trat ich hinter ihn und tippte ihn an.

"Entschuldigung, suchst du irgendwas oder wen bestimmtes?"

Bei meiner Berührung fuhr er erschrocken herum. Als er erkannte dass ich ihm helfen wollte legte sich Erleichterung in seinen Blick.

"Ähm ja. Ich suche das Sekretariat und dann soll ich zu Frau Mayer. Weißt du ich bin neu hier und hab mich hoffnungslos in dieser riesen Schule verlaufen", lachte er während er sich nervös durch die Haare fuhr.

Er schien ganz nett zu sein und so begleitete ich ihn zum Sekretariat.
Da die stille auf dem Weg etwas unangenehm wurde stellte ich mich einfach mal vor und schenkte ihn ein freundliches Lächeln:

"Ich bin übrigens Meira, kannst mich aber auch nur Mei nennen. Ich gehe in die 9a dieses Monstrums von Schule. Vielleicht sieht man sich jetzt öfter."

Er schien erfreut darüber zu sein das ich die Initiative ergriffen hatte und führte das Gespräch fort:

"Nett dich kennenzulernen, mein Name ist Jonathan. Aber meine Freunde nennen mich Jo oder Jona."

"Na dann Jona, was führt dich in unsere Schule?"

"Ich lebe alleine bei meinem Vater und der musste wegen seiner Arbeit hierher ziehen. Er ist etwas speziell und reist für seine Arbeit viel herum."

Ihm schien es peinlich zu sein über seinen Vater zu reden, deshalb ließ ich das Thema erstmal fallen und fragte ihn stattdessen nach seinen Lieblingsfächern und Hobbys.

Am Sekretariat angekommen verabschiedete ich mich bis auf weiteres und verschwand in Richtung unseres Unterrichtsraumes. Gerade noch rechtzeitig zum Vorklingeln saß ich an meinem Platz und räumte meine Materialien aus. Dann kam auch schon unsere Lehrerin.

Ungewöhnlicher Weise klopfte es Mitten in der Stunde während alle stillschweigend über ihren Arbeitsblättern saßen. Erstaunt blickte ich, genau wie die Hälfte der Klasse auch, auf und starrte überrascht die zwei Personen an die hereinkamen.

Denn es war niemand anderes als der Direktor und der Junge den ich vorhin auf dem Flur getroffen hatte.
Jona schien ziemlich nervös zu sein und schaute sich in der Klasse um.
Als sich unsere Blicke kreuzten, lächelte ich ihn aufmuntert an.

Als der Lehrer ihn dazu aufforderte stellt er sich kurz vor, bevor er sich seinen Platz aussuchen durfte.
Da unsere Klasse recht voll war, war nur noch vorne in der ersten Reihe oder neben mir einer Frei. Ich hatte seit Ewigkeiten keinen Sitznachbarn mehr gehabt, denn im Gegensatz zu mir hatten alle ihre Freunde und Cliquen mit denen sie zusammen saßen.

Früher hatten sich viele um mich getummelt. Das reiche Mädchen, schlau und in allem was sie tat perfekt. Gut auszunutzen für Hausaufgaben und kostenlose Sachen, bei dem ganzen Geld würde ihr das sicher nichts ausmachen. Das war es gewesen was sie über mich gedacht hatten. Doch ich hatte etwas gebraucht um ihre Gründe zu entdecken. Kaum das ich ihnen angeboten hatte mit ihnen zu lernen anstatt sie abschreiben zu lassen und ihnen nicht mehr das Essen zahlte, wandten sich alle von mir ab. Wieder war ich ganz alleine gewesen und zusätzlich wurde noch getratscht. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens gewesen. Irgendwann haben sie aufgehört, doch dadurch war ich noch verunsicherter geworden und hatte mich komplett in den Hintergrund verzogen. Gruppenarbeiten machte ich alleine wenn es möglich war und auch die Pausen verbrachte ich einsam.

Ich wurde aus meinen traurigen Gedanken gerissen, als der Stuhl neben mir mit einem quietschen zurückgezogen wurde. Ungläubig schaute ich in Jona's grinsendes Gesicht. Er hatte sich tatsächlich neben mich gesetzt. Der Unterricht ging wie gewohnt weiter bis es zur großen Pause läutete.

Lautes quietschen ertönte aus jeder Ecke des Raumes, lautes Stimmengewirr flammte auf und eilig stürmten die ersten aus der Klasse. Jona hatte sich mir zugewandt und fragte mich gerade noch was ich bei der letzten Aufgabe raus hatte, als neben ihm ein übertriebenes räuspern ertönte. Mit hochgezogener Augenbraue wandte ich mich dem Geräusch zu während er einfach freundlich lächelte. Es war Nadja, früher hatte sie zu meinen "Freunden" gehört, aber war dann eine der Ersten gewesen die sich abgewandt und gelästert hatten. Jetzt stand sie übertrieben mit den Wimpern klimpernd vor dem Neuen und drehte an einer Strähne ihrer karottenroten Haare. "Hey. Jona stimmts? Ich bin Nadja, freut mich dich kennenzulernen. Hast du Lust mit mir und den anderen die Pause zu verbringen?" Mit einem übertriebenen Lächeln zeigte sie bei dem Angebot auf die anderen, die an der Tür warteten.

Seufzend drehte ich mich um. Das wars dann, ich würde die Pause wieder alleine verbringen. Kurz hatte ich gehofft dass er hier blieb. Zu meiner Überraschung lehnte er ihr Angebot ab, mit der Begründung mit mir die Pause verbringen zu wollen. Überrascht schaute ich auf und streifte Nadjas wütenden Blick. Damit hatte er sein Todesurteil in der Klasse unterschrieben. Nadja abzulehnen und das wegen mir war ziemlich mutig, aber das konnte er ja nicht wissen.

Mit einem wütenden Schnauben warf sie sich ihre Haare über die Schulter und stolzierte zu ihrer Clique. Das würde sicher wieder einen ziemlichen Zickenkrieg bedeuten. Doch ich war froh fürs Erste, dass er sich anscheinend mit mir anfreunden wollte. Vielleicht wäre das meine Chance eine Änderung in meinem Leben voranzutreiben. Mal sehn wie lange das gut ging.

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