Kapitel 6.7

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Früh am nächsten Morgen wurde ich von einem schmerzverzerrten krächzen geweckt. Sofort war ich hellwach und drehte mich zu Belial um. Dieser war anscheinend vor kurzem aus seiner Ohnmacht erwacht und schien starke Schmerzen zu haben. Die Verbände störten ihn anscheinend in seiner Krähenform und so beschloss ich sie ihn erstmal abzunehmen.

"Hey, beruhig dich. Denkst du du hast genug Kraft dich zurück zu verwandeln?", fragte ich zweifelnd.

Jedoch nickte er nur einmal knapp ehe er versuchte seine Federn aufzuplustern, was kläglich scheiterte. Lachend sprach ich weiter: "Okay, dann nehme ich dir deine Verbände ab. Du verwandelst dich zurück, dann kann ich dich endlich ordentlich verarzten."

Nach wenigen Minuten war ich fertig und er konnte sich zurückverwandeln. Schwer atmend saß er nun dort und schaute mich aus glasigen Augen an. Blut rann ihm wieder über die Stirn da die Wunde sich geöffnet hatte.

Schnell machte ich mich an die Arbeit, reinigte und Verband die Wunden und gab ihm eine Schmerztablette. Ohne Wiederworte schluckte er diese und legte sich wieder hin als ich ihn dazu aufforderte. Ihm schien es echt miserabel zu gehen wenn er auf mich hörte. Ehe ich das Zelt verließ zog ich die zweite Decke über ihn. Es war inzwischen eisig kalt und ich wollte nicht dass sich sein Zustand noch verschlechterte. Fröstelnd zog ich meine Jacke enger um mich, als ich mich aufmachte Holz für ein Feuer zu sammeln. Sobald ich genug zusammen hatte ging ich zurück zum Lager und zündete es an. Meine Hände zitterten dabei sosehr das mir ständig das Streichholz entglitt. Endlich brannte es und ich wärmte meine Hände, die sich inzwischen wie zwei Eisklumpen anfühlten, an den Flammen auf. Als ich sie nach ein paar Minuten endlich wieder richtig fühlte, begann ich eine Dosensuppe über dem Feuer aufzuwärmen. Wenig später kam Belial aus dem Zelt. Skeptisch sah ich zu ihm.

"Sicher dass du schon aufstehen solltest? Du sieht nicht sehr gesund aus...", wendete ich mich besorgt an ihn. Doch er wank nur ab und ließ sich neben mir nieder. Schweigend reichte ich ihm einen Becher mit Suppe. Während wir aßen sah ich dauernd zu ihm rüber. Er war ungewöhnlich bleich und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Ich vermute das er trotz der Schmerzmittel schmerzen hat und wahrscheinlich sogar Fieber. Egal ob er darauf beruhte das es ihm gutging oder nicht, ich würde es nach dem Essen überprüfen! Kaum war er fertig stand er auf und wollte gehen, doch baute ich mich vor ihm auf.

"Du gehst nirgendwo hin, du bist krank!", stellte ich streng klar.

Um meine Vermutung zu überprüfen stellte ich mich auf die Zehenspitzen und legte meine Hand auf seine Stirn. Wie vermutet war sie kochend heiß. Der Erzdämon versuchte sich von mir loszureißen und an mir vorbei zu laufen, jedoch war ich schnell wieder vor ihm. Überrascht strauchelte er leicht und schloss kurz die Augen. Diesen Moment nutzte ich, packt ihn am Arm und zog ihn zurück zum Zelt. Demonstrativ stellte ich mich davor und zeigte mit den Worten:

"Du bist verletzt, du hast eindeutig Fieber und dir ist auch noch Schwindelig! Leg dich wieder hin!", auf den Zelteingang. Erst versuchte er es abzustreiten und sich rauszureden, aber als er bemerkte das ich standhaft blieb gab er nach und legte sich endlich hin. Zufrieden positionierte ich mich vor dem Eingang und wartete darauf dass er einschlief. Als es soweit war machte ich mich auf in die Stadt um ein paar Medikamente und Tee zu kaufen. Als ich zurückkam war das Feuer aus, sodass ich mich in das Zelt begab um mich etwas aufzuwärmen. Ich setzte mich neben den unruhig schlafenden Erzdämon und überlegte wie ich weiter vorgehen sollte. Lilith und die anderen machten sich sicher Sorgen, weil ich nicht in der Schule war, doch wollte ich Belial in diesem Zustand nicht alleine lassen. Ich weiß zwar dass er Mächtig ist und sich wahrscheinlich schnell erholt, dennoch war er sterblich wie alle anderen auch. Vorsichtig um ihn nicht zu wecken überprüfte ich seine Temperatur. Sie schien nicht gesunken, aber auch nicht gestiegen zu sein, soweit ich das ohne Thermometer ausmachen konnte. Um mir einen Lappen zu holen huschte ich aus dem Zelt und machte ihn, nachdem ich ihn gefunden hatte, im Fluss in der Nähe nass. Dazu schöpfte ich noch eine kleine Schüssel voll mit dem kalten Wasser, ehe ich ins Zelt zurückkehrte. Dort wrang ich den Lappen aus und legte ihn auf Belials Stirn um das Fieber zu senken. Alle paar Minuten musste ich ihn wechseln weil er sich erwärmte, doch schien es sich zu lohnen, denn die Temperatur sank etwas. Am Nachmittag wachte er das erste Mal wieder auf und ich nutze die Gelegenheit um ihn noch einmal neu zu verbinden und eine Salbe aufzutragen. Im Gegensatz zum Morgen schien es ihn schon besser zu gehen und wir unterhielten uns ein bisschen. Während ich draußen anfing alles für das Abendessen zusammenzusuchen, rief er in der Schule an um mich 'krank' zu melden. Als er Aufgelegt hatte drückte ich ihn ein paar Tabletten in die Hand gegen sein Fieber und die Schmerzen.
Am frühen Abend aßen wir und legten uns dann schlafen.

Am nächsten Morgen wachte ich erst auf als mich Belial wachrüttelte. Erschrocken setzte ich mich auf.

Als ich bemerkte was Sache war fing ich sofort an zu schimpfen:

"Man Belial du sollst dich doch schonen!"

Dieser drückte mir jedoch nur eine Tasse dampfenden Tee in die Hand und verschwand wieder aus dem Zelt. Hastig befreite ich mich aus der Decke und kroch auch hinaus ins Freie. Dort saß er am Feuer und rührte in einer undefinierbaren Masse.

"Ehe du etwa sagst, mir geht es wieder gut. Mach dir nicht so viele Sorgen um mich. Ich bin ein Dämon und hab schon viel Schlimmeres überlebt", meinte er ohne mich anzusehen. Prüfend musterte ich ihn ehe ich meine Hand wieder auf seine Stirn legte um die Temperatur zu fühlen. Anscheinend stimmte es was er sagte, denn sein Fieber war auf Normaltemperatur zurückgegangen.
Erst jetzt viel mir auf wie vertraut wir miteinander umgingen. Im Gegensatz zu meiner Welt schien es mir hier recht einfach zu fallen anderen Personen näher zu kommen.
Vielleicht sollte ich wirklich hier bleiben... ich mochte hier alle und hatte Leute die sich um mich sorgten, wieso sollte ich dann zurück in meine triste Realität?

Die Welten WandlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt