Kapitel 9

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Ich hatte mich entschieden. Jona würde der Erste sein den ich von meiner Möglichkeit zwischen den verschiedenen Welten zu reisen erzählen würde. Mit ernstem Blick setzte ich mich ihm gegenüber, so das ich ihn direkt ansehen konnte.

"Jona, das was ich dir jetzt erzähle muss unbedingt unter uns bleiben. Versprichst du mir das du mein Geheimnis nicht weiter erzählst?"

Er schien überrascht zu sein von meiner Ernsthaftigkeit, doch versprach er mir hoch und heilig, dass seine Lippen verschlossen sein würden.

Also zog ich meine Kette unter meinem Shirt hervor.

"Durch deinen Vater weißt du von der Existenz magischer Artefakte und um genau so etwas handelt es sich hier. Ich hab zwar keine Ahnung wie die Kette funktioniert, aber mit ihrer Hilfe kann ich zwischen dieser und verschiedenen medialen Welten reisen..."

Ungläubig unterbrach er mich in meinem Redefluss.

"Warte was?! Jetzt willst du mich aber eindeutig verarschen! Wie zur Hölle sollte man zwischen verschiedenen Dimensionen reisen! Das ist wissenschaftlich nicht möglich, reine Fiktion!"

Seufzend, schüttelte ich den Kopf.

"Das ist mein ernst. Wenn du willst kann ich es dir zeigen, aber da ich keine Ahnung habe wie genau es funktioniert würde es einige Zeit in Anspruch nehmen um zurück zu kehren. Denn dafür muss ich nach dem jetzigen Stand der Dinge in der anderen Welt sterben. Was ziemlich schmerzhaft ist..."

Inzwischen schien er sich wieder gefangen zu haben. Man konnte seinen Kopf fast rauchen sehen, während er darüber nachgrübelte, ob er mein Geheimnis ohne weiteres hinnehmen sollte.

"In Ordnung. Du musst mir nichts beweisen, ich vertraue dir. Lass uns zu meinem Vater gehen, er wird dir vielleicht weiterhelfen können", schwenkte er schlussendlich zögerlich ein.

Begeistert schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu einer festen Umarmung an mich.

"Danke, danke, danke! Du weißt nicht wie viel mir das bedeutet. Los lass uns keine Zeit verlieren!"

Voller Tatendrang sprang ich auf und zog Jona rücksichtslos hinter mir her.
Schnell schlüpften wir in unsere Schuhe, bevor es auch schon weiter ging. Fröhlich vor mich hin pfeifend lief ich die Straße entlang, dicht gefolgt von meinem einzigen Freund.
Dieser schien schon wieder vollkommen abwesend in Gedanken zu sein, weshalb ich mich zu ihm zurückfallen ließ. Jedoch schien er mich gar nicht groß wahrzunehmen. Mit einem schiefen grinsen, schnippte ich ihm einmal an die Stirn. Sofort stieß er ein lautes "Aua!" aus, ehe er seine Hand an die getroffene Stelle legte.

"Was soll der Mist, Mei?!", funkelte er mich empört an.

Kichernd verschränkte ich meine Arme hinter dem Rücken.

"Nichts nichts du Träumerle. Wollte nur sicher sein das du noch unter uns weilst."

Dafür fing ich mir einen bösen Blick von ihm ein, der jedoch nach kurzer Zeit schon in ein lautes Lachen beiderseits überging.

Es war schön endlich jemanden an meiner Seite zu haben mit dem ich mich frei unterhalten konnte und der mich blind verstand. Es war mir gleich das wir uns erst seit kurzem kannten, denn mein Instinkt hatte mir von anfang an gesagt das ich ihm vertrauen konnte.

Endlich kamen wir an dem kleinen Haus am Stadtrand an. Es stand in mitten eines kleinen Gartens mit Hecke, die es von den anderen Reihenhäusern abschirmte.
Es wirkte von außen sehr gemütlich und als wir es betraten, blieb mir vor staunen der Mund offen stehen.
Der Flur war in braun-beige Tönen gehalten und ein Parkettboden führte direkt auf eine weiße Flügeltür zu.
Rechts entlang des Ganges stand ein riesiges Bücherregal in dem sich etliche Artefakte und andere kuriose Gegenstände sammelten. Die linke Seite der Wand war mit etlichen Fotos von ihren Reisen und antiken Masken bestückt, die nur von einer weiteren Tür unterbrochen wurden. Fasziniert lief ich daran vorbei und inspizierte alles.

Meine Nackenhärchen stellten sich auf bei der Atmosphäre die hier herrschte. Anscheinend beherbergten einige der Artefakte tatsächlich Magie, die sie an ihre Umwelt abgaben. Natürlich war die Menge nicht der Rede wert, aber so viel wie hier herumstand müsste es selbst für normale Menschen spürbar sein.

Jona führte mich durch die Flügeltür ins Wohnzimmer, an das sich direkt das Esszimmer anschloss. Dort an einem großen Tisch aus Vollholz saß ein Mann mittleren Alters, der umgeben von etlichen Büchern und anderen Schriften, auf einen Laptop eintippte. Seine braunen Haare waren verwuschelt und auf ihnen Thronte eine große Lesebrille. Vollkommen in seine Arbeit vertieft bemerkte er uns erst als Jona den Laptop schwungvoll zuklappte.
Schockiert starrte sein Vater auf das geschlossene Gerät, bevor er sich seinem Sohn zuwandte.

„Meine Güte Jo! Wie oft hab ich dir gesagt du sollst das nicht machen? Was wenn meine Arbeit verloren geht. Das wäre eine Katastrophe!"

Kopfschüttelnd verschränkte Jonna seine Arme. „Dad, da kann nix verloren gehen, dein Programm speichert sekündlich und nur weil ich es zuklappe löscht es nix. Außerdem haben wir Besuch."

Mit einer ausschweifenden Handgeste lenkte er das Gespräch auf mich. Nervös verschränkte ich meine Finger miteinander. „Hi, ich bin Meira, ich geh mit ihrem Sohn in eine Klasse. Freut mich sie kennenzulernen."

Freudestrahlend kam er auf mich zu und schüttelte überschwänglich meine Hand.

„Die Freude ist ganz meinerseits Meira. Es grenzt an ein Wunder das Jo schon so schnell eine Freundin gefunden hat. Du bist hier immer willkommen!"

„Dad! Überfall sie doch nicht so", kam sofort der Protest von Jona, dem die Situation eindeutig peinlich war.

Lachend wank ich ab. „Alles gut. Danke, das freut mich sehr zu hören. Es reicht wenn sie mich Mei nennen. Aber eigentlich sind wir hier, weil ich mit ihnen unterhalten wollte."

Überrascht zog er seine Augenbrauen hoch.

"Mit mir? Was gibts denn so wichtiges das du mir deine Aufmerksamkeit widmen willst?"

Sein Blick fiel auf Jona, der sich geflissentlich abwandte, um den suchenden Blick seines Vaters zu entgehen. Keinesfalls wollte ich das die Situation unangenehm wurde, weshalb ich gleich auf den Punkt kam.

"Ich bräuchte ihre professionelle Hilfe. Jona hat mir erzählt, dass..."

Weiter kam ich nicht, denn schon zum wiederholten male heute wurde ich unterbrochen. Anscheinend lag das in der Familie, dass sie lieber ungläubig Fragen stellten, anstatt einen ausreden zu lassen. Denn genau das war es was er tat.

"Ich weiß nicht was Jo erzählt hat, aber ich bin nur eine Art Archäologe mit speziellen Wissenschaftlichen Studien. Sicher das ich für deine Frage geeignet bin?", versuchte er beinahe abwehrend meinem Ersuch zu entkommen.

Seufzend verschränkte ich die Arme.
Das würde sicher noch sehr interessant werden, aber mit etwas Fingerspitzengefühl müsste ich das hinbekommen.
Schelmisch grinste ich ihn an.

"Echt? Und ich dachte sie wären jemand der die Magie hinter den Dingen sieht? Wieso sonst hätten sie so viel davon im Haus?"

Bei dem Wort Magie weiteten sich seine Augen merklich, also hätte er nie damit gerechnet das es jemand in den Mund nehmen würde.
Der Schalk blitze mir noch immer in den Augen, als ich eine weit ausholende Geste durch das ganze Haus machte. Doch ich konnte schon sehen, das ich mit nur einem Satz sein Interesse geweckt hatte und mir somit die Tore bei ihm offen standen.

Die Welten WandlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt