Evelyn:
„Kommst du langsam, Evelyn?" schreit Taylor von der Treppe aus.
„Einen Moment." Ich ziehe mir schnell meine Jeans an, bevor ich mein Handy nehme und aus dem Zimmer stolpere.
„Na, endlich."
Der Geburtstag von Amys Mum steht an und deshalb werden wir sie heute besuchen gehen. Und ja, wir. Ich bin auch dabei. Amy hat darauf bestanden, auch wenn Kyle wieder ein Theater daraus gemacht hat. Mit jedem Tag bekomme ich mehr das Gefühl hier wirklich dazu zugehören. Bis auf Kyle akzeptiert mich jeder als Familienmitglied. Sogar Jay, mit dem ich öfters Feuerwehr spiele und Stella, die immer wieder Jungstipps von mir hören will. Dabei bin ich da auch kein Experte.
Ich und steige wieder mal in die letzte Reihe des Autos. Taylor, Stella und Jay vor mir. Aber wir fahren noch nicht los. Natürlich nicht den Kyle braucht wieder extra viel Zeit. Für was? Wahrscheinlich starrt er sich Stundenlang nur im Spiegel an, um sein sowieso schon übergroßes Ego zu pushen. Aber hey, wenn es das ist, was er benötigt?
„Rutsch rüber, Besucher." Und schon war meine Laune wieder im Keller.
„Ich mach ja schon, Dramaqueen." meckere ich zurück. Ich erhalte zwar einen finsteren Blick, aber mehr kann er mit seinen Eltern im Auto nicht sagen.
Großartig, eine Einstündige Fahrt zusammen mit Kyle eigequetscht im Auto. Was würde ich an einem Samstag lieber machen?
„Da seid ihr ja!" Die Oma meiner Pflegegeschwister steht in der Türe während wir alle den Wagen verlassen.
„Oma!" schreien Stella und Jay gleichzeitig, wobei sie das a extra lange betonen. Schüchtern laufe ich den anderen hinterher. Ich habe keine Ahnung wie ich mich hier jetzt verhalten soll. Ihre Oma ist nicht meine Oma und ich weiß nicht einmal, ob sie mich akzeptieren wird. Vielleicht sieht sie es wie Kyle?
„Lass dich ansehen, kleiner." Amys Mutter zieht Kyle zu sich und betrachtet ihn so wie es Omas eben tun. „Du bist inzwischen so Erwachsen."
„Das sagst du jedes Mal." Meint Kyle lächelnd. Er lächelt. Eine Premiere. Wer hätte gedacht, dass Kyle genau dann sein Lachen zum Vorschein bringt, wenn er seine Oma sieht? Normal ist er kein Familienmensch.
Seine Oma kneift ihm in die Wange, bevor sie nach hinten zu mir blickt. „Du musst Evelyn sein."
Nervös trete ich von einem Fuß auf den anderen. Wie soll ich mich jetzt verhalten? Ich kann immer noch nicht herauslesen, was genau sie von mir denkt.
„Komm her."
Ich gehe langsam und schüchtern auf sie zu. Kyle der immer noch vor ihr steht beäugt mich dabei ziemlich genau, aber wenigstens hält er den Mund.
Aus Angst, dass ich ihr zu nahetrete, strecke ich ihr meine Hand hin. „Schön sie kennenzulernen."
„Sein nicht albern, Kind." Damit zieht sie mich überraschend in eine Umarmung. „Du bist jetzt Familie." Fügt sie hinzu wobei ich Kyles schnauben ignoriere. Ich glaube sie weiß nicht wieviel mir das bedeutet, aber ich hoffe ich werde es ihr irgendwann zeigen können. So glücklich mich das alles auch
macht ist die Angst jetzt größer. Die Angst vor dem Ungewissen, wann ich wieder gehen muss. Immer wieder erinnere ich mich, dass das hier nicht für immer meine Familie ist, aber ich erwische mich auch immer wieder dabei, wie ich mir genau das wünsche.
„Du bist ein hübsches Mädchen." Amys Mutter hält meine Ellenbogen und betrachtet mich so wie sie Kyle vorher angesehen hat. Ihr Blick schweift kurz von mir zu ihm. Keine Ahnung warum. Deshalb drehe ich meinen Kopf auch kurz zu ihm und entdecke ihn mit verschränkten Armen. Begeistert sieht er nicht aus.

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Ending Loneliness
RomansaSeit sie 4 ist wird Evelyn pausenlos von einer Familie zur nächsten geschoben. Nachdem tragischen Tod ihrer Eltern hat sie niemanden mehr aber was passiert wenn sie ausnahmsweise in eine Pflegefamilie geratet, bei der sie zum ersten Mal das Gefühl h...