2. Lando

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Mein Schädel brummt. Ich liege Oberkörperfrei im Bett und hebe den Kopf um mir ein überblick zu verschaffen. Links neben mir entdecke ich kastanienbraune haare unter der Decke hervorstehen. Stöhnend lasse ich den Kopf sinken und fahre mit mit einer Hand übers Gesicht. Ich stinke nach Alkohol, Sex und Rauch und brauche dringend eine Dusche!
Anders wie sonst öffne ich mein Handy nicht, als ich mich auf die Bettkante setze. Ich will die Schlagzeilen nicht mal mehr lesen, was sonst meine erste Handlung nach dem aufwachen war. Ich weis eh was darin steht.

—————— 2 Wochen vorher———
Ich beobachte Mona, wie sie neben mir liegt und schläft. Vor weniger als einer Stunde hat sie mir ihre Geschichte erzählt. Wie sie die Adoptionspapiere gefunden hat und ihr Leben sich so stark verändert hat. Wie sie Streit mit ihrer besten Freundin hatte und alleine zum Flughafen musste. Wie sie letztendlich bei mir im Flugzeug saß und ich sie nur so erst kennengelernt habe.
Zugegebenermaßen war ich anfangs etwas unruhig, aber ihr Vertrauen in mich, bringt mich zum Schmunzeln. Wie gerne würde ich ihr auch über mein Leben erzählen. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie vor mir sitzen würde und ihre Augen auf mir liegen, weil sie mir so aufmerksam zuhört.

Aus meiner Schwärmerei bringt mich der Name meines Managers auf dem Display zurück in die Gegenwart. Ich rolle die Augen, denke aber direkt an meinen Bruder und nehme das Telefonat an.
„Sekunde." Flüstere ich ihm direkt ins Handy und mache mich auf den Weg zum Flur des Hotels. Ich möchte Mona ungern wecken.

„Es ist besser so. Für dich und für sie." höre ich die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich schlucke.. mehrmals. Die Entscheidung ist gefallen. Ich bleibe der Badboy.

Der Manager hat mir einige Berichte über Mona und mich zukommen lassen und ich habe sie nur grob überflogen, als ich mich auf den Boden gesetzt habe. Die Überschriften hatten es echt in sich, denn ich hatte längere Zeit keine Frau mehr an meiner Seite. Es war also klar, dass die Presse sich nach dem Standabend, das Maul über Mona zerreißen würden. Genau so war es auch. Wut kommt in mir hoch und ich greife mein Telefon so fest, dass es schon schmerzt.

Ich brauche einen Plan. Einen Plan für mich. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Mona hat es nicht verdient, dass man so über sie spricht. Es ist also besser so, sie aus der Öffentlichkeit heraus zu halten. Der Arsch zu spielen, den ich sonst immer bei den Frauen spiele, wird also kein Problem sein..

Leise gehe ich wieder ins Zimmer. Sie schläft immer noch seelenruhig, hat sich aber umgedreht. Ich kann mich jetzt nicht hier hin legen und so tun als hätte ich keine Entscheidung getroffen. Ich nehme mir ein Stift und ein Papier vom Schreibtisch und schreibe schnell etwas darauf. Ich muss hier raus. Brauche dringend frische Luft.

„Es tut mir leid, Mona! LN"

Kurzerhand lege ich den Zettel auf die Truhe vom Bett und greife nach meiner Jacke. Kalte Nachtluft berührt mein Gesicht als ich die Hintertür aufstoße und ich gehe einfach los..

———————————————

Die letzten zwei Wochen waren der reinste Horror. Ich wünschte ich hatte nur Alkohol zu mir genommen, aber als wäre das nicht schon schlimm genug, habe ich, wie früher in der Schulzeit, geraucht. Und das alles während den Rennen. Tatsächlich ist mir das grade aber so egal. Sie wollen einen Badboy, Sie bekommen ihn.
Henrys Name leuchtet auf dem Display und ich drehe mich nochmal zu der Frau in meinem Bett kurz um, bevor ich ins Bad verschwinde und den Anruf annehme. Henrys Stimme ist viel zu laut und ich halte mir das Handy etwas vom Ohr weg, als er zu sprechen beginnt.
Wie die letzten Tage auch, hält er mir eine Predigt über die Presse Mitteilung, die er im Gegensatz zu mir, schon gelesen hat.
Ich schaue in den Spiegel und bin angewidert von mir selbst. Ich sehe miserabel aus. Meine Augenringe sind dunkelblau untermalt und meine Haut ist geziert mit einem alten Schweißfilm und Unreinheiten. Vermutlich von dem übermäßigen Alkohol Konsum. Ich massiere mir mit zwei Fingern den Nasenrücken, als Henry endlich mal eine Pause lässt, damit ich antworten kann.

„Ja ich komme dazu man, bin um 11 da." sage ich trocken. Er will mich sehen.. und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie sauer er auf mich ist..

„Ich fliege morgen früh nach Monaco, wenn du nicht kommst, hast du ein Problem." drückt Henry hinterher. Aber diese Drohung hört sich lächerlich an.

Mit einem Kaugummi und Sonnenbrille bewaffnet, verlasse ich das Hotel in Kanada. Es muss grade in der letzten Woche, irgendwas viral gegangen sein, denn vor meinem Hotel waren noch nie so viele Menschen. Hunderte Fans, Paparazzi und Presse Vertreter stehen bereit und schreien meinen Namen. Na toll. Bevor ich raus gehe seufze ich und schließe die Augen einen Moment lang. Du bist ein Badboy, Lando, denke ich mir und versuche mich in die Rolle zu vertiefen.

Der schwarze kleine Transporter fährt vor, was das Zeichen für mich ist, jetzt raus zu gehen. Ich weiß wie lange die Fans vermutlich hier schon warten, aber ich kann mich nicht überwinden und gehe direkt zum Auto. Manche schreie klingen so unnötig verzweifelt, dass es mir einen Schauer über den Rücken versetzt.
Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich alleine im Wagen sitze, aber Charles und Carlos sehen mich viel zu besorgt an. Fuck..
Mein Blick wechselt zwischen beiden.

„Was?" meine Stimme ist verraucht und etwas heiser.

„Ernsthaft? Schon wieder lan? Was ist los mit dir?" fragt Charles, aber bevor ich selbst antworten kann, kommt mir Carlos zuvor.

„Ich kann mir vorstellen was mit ihm los ist." Sein Blick haftet auf mir. Aber er sieht nicht besorgt um mich aus, in seinem Blick spiegelt sich Wut. Ich kann nicht zwei wütende Menschen gebrauchen. Vorallem nicht mit meinen Kopfschmerzen..

„Warum seit ihr überhaupt hier?" versuche ich der Frage und Carlos Anspielung aus dem Weg zu gehen.

„Henry hat eine kleine Konferenz für dich organisiert." sagt Carlos stumpf.
Mir steht der Mund offen. Was hat er? Ich muss meinen Kopf schütteln und verkneife mir einen blöden Spruch um die angespannte Stimmung nicht zum eskalieren zu bringen. Den Rest der Fahrt verharrt mein Blick aus dem Fenster. Ich kann meine Freunde jetzt nicht anschauen, auch wenn sie eigentlich nicht für meine Situation verantwortlich sind.

Meilenweit entfernt (Teil2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt