Keine Ahnung ob der Schmerz in meinem Bauch verblasst ist, oder sich nur in meinem Körper verteilt hat, aber ich versteife, als ich sie erkenne.
„Mona.." bekomme ich nur gepresst hervor. Ich habe mir so fest vorgenommen, zu wissen, was ich sage, aber ich bekomme kein Wort heraus. Wir beide stehen einen Moment lang einfach so da und sehen uns an. Keiner weis, wie wir die Situation einschätzen. Ich erkenne ihre Unsicherheit in ihren Augen. Wie gerne würde ich in diesem Moment die Oberhand ergreifen, aber ich habe schlichtweg Angst sie wieder so zu verärgern.
Vor einigen Wochen habe ich sie in aller Öffentlichkeit gebrochen, sie hat mir hier in Monaco ihre Meinung an den Kopf geworfen und seitdem haben wir kein einziges Wort miteinander gesprochen. Dieser Moment entscheidet also über unsere Zukunft.Mona hat ihre Augen weit aufgerissen und ihr Mund steht etwas offen. Ihre Haut sieht in dem grellen Licht des Gebäudes unheimlich blass aus und ich raufe mir die Haare, als ich mich ganz aufrichte.
„Ich.. Du.. können wir.." stammle ich vor mich her und würde mir am liebsten selbst eine reinhauen.„..reden. Ja, das müssen wir.. Aber ich bin hier zum arbeiten, Lando. Ich kann jetzt nicht." beendet sie mein stammeln und wirkt dabei eiskalt. Ich merke wieder wie schnell mein Herz schlägt, versuche mir aber nichts anmerken zu lassen.
„Oh, Ähm klar." Ich kneife kurze meine Augenbrauen zusammen. „Mona ich.. Ich halte das nicht mehr aus." versuche ich so neutral wie möglich. Fuck it, meine Gefühle übernehmen meinen Verstand und ich fühle das erste mal, seit ich Mona kennengelernt habe, wie sehr ich sie mag. Ich kann es nicht beschreiben, wie ich mich fühle, wenn ich bei ihr bin. Wie sie mich fühlen lässt, wenn sie mich anschaut. Wie unbeschreiblich schön sie aussieht, wenn sie ihre langen blonden Haare zu dem Zopf trägt, wenn sie arbeitet. Ich bin hoffnungslos überrascht von meinem gedanklichen Eingeständnis meiner Gefühle.
Monas Augen starren mich an. Sie hat sich immer nicht nicht wirklich bewegt, aber bei meiner Aussage legt sie den Kopf minimal zur Seite und ihr Ausdruck ist fragend. Ich beobachte sie einen Augenblick lang, bis ich weiter reden kann. „Kann ich dich heute Abend abholen? Schreibst du mir die Adresse?" Ich muss heute noch mit ihr reden.
Mona schafft es aus ihrer Starre auszubrechen und kniet sich direkt auf den Boden. Sie hat ihren Blick konstant auf den Karton auf dem Boden gerichtet und beginnt wie hypnotisiert einzelne Scherben aufzuheben. Ich stehe vor ihr, während sie vor mir kniet und nur kurz zu mir aufblickt um anschließend direkt wieder zurück zu sehen. Sie lehnt sich etwas nach hinten, nimmt einen tiefen Atemzug mit geschlossenen Augen bevor sie mir antwortet.
„Ich habe keinen Kontakt mehr von dir.. Ich.. Ich habe sie bei meiner Ankunft gelöscht. Ich habe dich gelöscht." sie spricht so leise, dass ich Mühe habe sie richtig zu verstehen. Ihre Worte treffen wie ein Messer ins Mark. Sie hat meine Nummer gelöscht.. sie hat mich gelöscht..
Mit dem blockierten Instagram Profil, bin ich ganz gut klar gekommen, aber diese Aussage schmerzt. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter, denn ich habe ihren Hass auf mich und meine Handlung mehr als verdient.
„Ich schreibe dir." sage ich herrischer als ich wollte. Ich knie mich zu ihr herunter und nehme ihre, mit Scherben gefüllte, Hand am Handgelenk. Jetzt sieht sie mich an. Ihre Augen sind mit Wasser gefüllt und ich entkräfte meine Aussage. „Natürlich nur, wenn du das auch möchtest."
Instinktiv streiche ich ihr mit einer Hand an die Wange und mit dem Daumen darüber. Während meiner Berührung, sieht Mona mich mit einer Emotion an, die ich nicht zuordnen kann. Es ist eine Mischung aus Hingabe und Verzweiflung. Sie kommt meiner Bewegung etwas entgegen und drückt ihr Gesicht leicht gegen meine Hand. Diese kleine flüchtige Bewegung lässt mich an den kleinen Faden Hoffnung greifen, den ich zwischen und noch verspüre.
Die Türe geht auf und nimmt uns beide schnell zurück ins hier und jetzt. Wir tun beide so, als würden wir die Scherben aufheben, während eine Gruppe Arbeiter an uns vorbeigeht in den Keller. Alle bis auf eine ziehen an uns vorbei und ich bleibe vorerst unbemerkt.
Ein paar Schuhe, welches vor uns stehen bleibt, lässt uns hochsehen. Es ist Leah und sie hat mein Handy in der Hand. Besser gesagt sie schlägt es lässig in ihre Handinnenfläche und blickt mit hochgezogener Augenbraue auf mich hergab.Ich schütte die Scherben in die Kiste und Mona macht es mir gleich, so dass wie fast gleichzeitig aufstehen.
„Hier, und jetzt verschwinde, bevor alle wiederkommen." sagt Leah trocken und drückt mir mein Handy wieder in die Hände.„Dankeschön." sage ich leise und sehe sie an. Ich stecke mir das Handy in die Hosentasche und fahre mit beiden Händen über meine Hose an den Oberschenkeln entlang, um den Schweiß abzuwischen. Mein Blick fällt auf Mona, die ihre Augen nicht mehr von mir nimmt, bis ich aus der Tür verschwunden bin.
Erst am Auto realisiere ich so richtig, was hier grade passiert ist.————————-
Ich sitze am Küchentisch und starre auf mein Telefon, welches vor mir auf dem Tisch liegt. Ihr Kontakt ist geöffnet und ich hänge mit meinem Oberkörper fast ganz auf der Tischplatte und stütze meinen Kopf mit beiden Händen ab. Seit einigen Minuten überlege ich, wie ich Mona schreibe und meine Gedanken kreisen nur darum, dass sie meinen Kontakt gelöscht hat. Ich zweifle an meiner Hoffnung, aber schüttle diesen Gedanken schnell wieder ab.
Ich darf Mona nicht verlieren, also schreibe ich einfach drauf los...
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Meilenweit entfernt (Teil2)
Fanfiction-Der härteste Kampf ist zwischen dem, was du in deinem Kopf weißt, und dem, was du in deinem Herzen fühlst.-