5.Mona

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Mona, hey wach auf!" Ich spüre Hände an meinen Schultern die mich leicht schütteln. Ich setze mich schlagartig hin und stoße gegen die Person die mich weckt. Schnell schaue ich mich um, wo bin ich? Ich bin schweißgebadet und verwirrt. Ich hatte wieder einen Albtraum..

Beim Anblick der Umgebung sehe ich Leah auf dem Boden auf einer Matratze liegen. Es ist dunkel und nur die Lichter von den Straßen leuchten durch die Fenster, aber ich erkenne, dass sie schläft. Erst jetzt kommen die Erinnerungen hoch, dass wir nach dem Abendessen noch Cocktails gemixt und getrunken haben. Ich liege auf der Couch und kralle mich in meine Decke. Ich beruhige mich selbst, dass mir nichts mehr passieren kann.

Ich blicke zu der Person, die immer noch eine Hand auf meiner Schulter liegen hat. Die Gesichtszüge erkenne ich trotz der Dunkelheit direkt.
Es ist Lando.
Ich springe von der Couch auf und stolpere fast über den Tisch.
„Hey shhh." versucht Lando mich zu beruhigen.

Was um alles in der Welt macht er hier? Wie kommt er in Henrys Wohnung und warum sitzt er neben mir, als wär nichts passiert.

Ich würde ihm am liebsten alle fragen an den Kopf werfen, aber ich bekomme nur ein wimmern aus mir heraus. Mein Atem ist schwer und ich habe das Gefühl ich bekomme keine Luft. Ich glotze ihn durch das dunkle Zimmer an und entferne mich ein paar Schritte rückwärts. Mein Magen zieht sich zusammen und ich drehe mich um, um auf die Toilette zu gehen.

Ich übergebe mich auf der Toilette.
„Fuck Mona" sagt er ausdruckslos, kniet sich neben mich und nimmt meine Haare zur Seite. Wortlos sieht er mir dabei zu und es ist mir von Sekunde zur Sekunde unangenehmer. Ich greife nach dem Toilettenpapier und wische mir den Mund ab. „Geh weg!" sage ich ihm forsch und drücke die Spühltaste.

Als ich aufstehe, lässt er meine Haare durch seine Finger gleiten. Ich sehe ihn von oben an und sein Blick ist leer. Er sieht aus, als hätte er die letzten zwei Wochen nur gesoffen.. er hat tiefe Augenringe und seine Lippen sind aufgequollen. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich drehe mich zum Spiegel. Ich muss mich dazu zwingen nicht in Panik zu verfallen und schließe kurz die Augen.

„Hast du schlecht geträumt?" fragt er wieder emotionslos und als ich meine Augen öffne steht er hinter mir. Sein Blick ist durch den Spiegel auf mich gerichtet und versetzt mir einen erneuten Stich in den Magen. Meine Gedanken schweifen zum Rennen in Barcelona. Zu dem Tag, an dem er mich miserabel behandelt hat und mich anschließend einfach stehen gelassen hat. Neben der Trauer steigt Wut in mir auf.

„Du bist mein Albtraum." werfe ich ihm an den Kopf. Ich öffne den Wasserhahn, ohne seine Reaktion abzuwarten, um etwas zu trinken. Der Geschmack nach dem erbrechen ist widerlich und ich würde mir gerne die Zähne putzen.
„Was machst du hier?" frage ich zwischen den Schlücken.

Mein Gesicht ist Kreide bleich und ich tupfe mir mit dem Handtuch die Mundwinkel trocken, während ich ihn wieder durch den Spiegel anschaue. Warum antwortet er mir nicht? Ich meine ich weis, dass das nächste Rennen hier in Monaco ist aber was macht er hier?
Ich drehe mich zu ihm um, sehe ihn jetzt direkt an. Sein Blick haftet auf mir und ich würde am liebsten weg laufen. Meine Gefühle und meine Emotionen vermischen sich und ich kann sie nicht einordnen.

„Ich wohne hier.." flüstert er.
Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich lege meinen Kopf zur Seite, in der Hoffnung, dass er mir auf die Sprünge hilft. Henry hatte uns informiert, dass das Apartment über kein Gästezimmer verfügt, also wie soll Lando auch hier wohnen?

„Mein Zimmer ist am Ende des Flures." flüstert er wieder. Ich muss schlucken und er spricht weiter. „Ich bin heute Nacht erst angekommen, da habt ihr alle schon geschlafen. Ich habe dich schreien gehört und.."
Ich hebe eine Hand und wende den Blick ab. Ich will nicht an meinen Albtraum denken.. ich will nicht an ihn denken ich will grade an garnix denken..

„Ich muss hier raus.." Ich quetsche mich an ihm vorbei. Schleiche mich ins Wohnzimmer, um meine Hose zu holen. Zurück im Flur steht er an der Wand angelehnt. Ich kann seinen Blick nur kurz standhalten. Wortlos ziehe ich mir meine Schuhe an und gehe aus der Tür. Ich hatte erwartet, dass er in der Wohnung bleibt aber er folgt mir. Ich versuche mir eine logische Erklärung für alles zusammenzustellen, komme aber auf keinen Nenner.

Die Straßen von Monaco sind leer und mir fällt auf, dass ich nichtmal weis wie viel Uhr wir haben. Nur die Straßenlaternen leuchten in einem warmen Gelb.
Ich bin in meinen Gedanken versunken, bis ich plötzlich stehen bleibe und mich abrupt umdrehe. Direkt schießt mir Wut in den Körper. Ich wollte ihn nicht mehr sehen, habe alle seine Kontakte gelöscht. Er hat mich gebrochen, mich verarscht..

„Was willst du von mir?" Schreie ich ihn viel lauter an, als ich wollte. Er hatte hinter mir etwas Abstand gelassen. Ich gehe wütend auf ihn zu. Reflexartig schubse ich ihn weg. Ich beginne zu weinen, kann meine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Sie sprudeln einfach aus mir heraus. Lando taumelt nach hinten, lässt seine Arme aber einfach hängen.
„Was willst du, Lando?" frage ich ihn nochmal, „Du hast mich zerstört. Zu erst machst du mir Hoffnungen und dann lässt du mich fallen, und tust so als wäre ich Luft? Was ist passiert?" Ich habe so unendlich viele Fragen an ihn.

Er hält mich an den Handgelenken fest, so das ich ihn nicht mehr schubsen kann. Als ich in dein Gesicht schaue, sehe ich wieder die Verzweiflung. Als würde er genau wissen was er sagen soll, aber seine Gefühle hindern ihn. Seine Augen sind jetzt voller Trauer und ich sehe die aufkommenden Tränen in seinen Augen. Ich bemerke, wie nah ich ihm jetzt bin, da sein Parfüm riechen kann.

Bevor er mir antwortet, sieht er sich um und zieht die Kapuze seines hoodies über den Kopf.
„Nicht hier." sagt er und zieht mich am Handgelenk durch die Straßen Monacos...

Meilenweit entfernt (Teil2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt