Ich stehe mit Leah im Eingangsbereich und laufe auf und ab. Ich kaue an meinen Fingernägeln und bei dem Blick auf diese, stelle ich schmerzend fest, dass sie so kurz sind, wie noch nie. Die Haut am Ringfinger blutet bereits und ich schüttle meine Hände aus, während ich den starrenden Blick von Leah bemerke.
„Mh?" frage ich sie, weil ich davon ausgehe, dass sie was zur mir gesagt hat.
„Nichts.." sagt sie trocken. Die Blitze der Paparazzi starten wieder, als die Schiebetür des Krankenhauses aufgeht und eine Schwester ihren Dienst beginnt. Schnell wende ich mich ab, denn sie sollten mittlerweile genug Bilder von uns gemacht haben.Als wir in das Krankenhaus gekommen sind, haben wir uns zu viert eine hälftige Diskussion mit einem Mitarbeiter geliefert, der nicht akzeptieren konnte, dass Leah und ich auch etwas mit Lando zu tun haben.
„Nur engste Familienmitglieder." wiederholte er sich irgendwann nurnoch. Henry war außer sich vor Wut. „Sie ist die Freundin meines Bruders. Ist das etwas kein Teil der Familie? Was soll dieser Schwachsinn?!"
Ich schlucke und starre Henry an. Er hat mich als seine Freundin bezeichnet. Mein Kopf ist noch verwirrter als vorher. Meine Emotionen kommen einfach aus mir heraus, wie eine Bombe, die bei diesem Wort explodiert.
Der Mitarbeiter blieb aber Eiskalt und lies Leah und mich im Flur stehen.Es wird unruhig und ich weis mittlerweile, dass es bedeutet, dass jemand neues den Flur betritt. Dieses Mal erkenne ich das Gesicht. Ein Mann mittleren Alters kommt hektisch auf uns zu, im Schlepptau zwei weitere Männer. Er sieht aus wie Lando in 30 Jahren voraus.. es muss sein Vater sein.. Abrupt bleibt er vor Leah und mir stehen.
Er ist vollkommen überfordert und atmet schwer. Mein Körper bewegt sich von allein und ich erkläre ihm den Ablauf der letzten Minuten. Er steht vor mir und seine Augen sind weit geöffnetdavei saugt er förmlich jedes Wort von mir auf. Er starrt mich an.. „Mona, richtig?"
Ich bin eine Sekunde verwirrt, woher kennt er meinen Namen? Ich bin davon ausgegangen, dass er denkt, das Leah und ich Freunde von Lando sind. Von nahem sind die Ähnlichkeiten zu Lando noch besser zu erkennen und ich nicke langsam.
Der Mann löst den Augenkontakt, richtet sich auf und sieht sich ,über mich hinweg, etwas um. Ohne mich einen weiteren Blick zu würdigen, greift er mit einem Arm an meine Schulter und zieht mich sanft zu einer Umarmung. Im ersten Moment will ich dagegenhalten, aber ich bin zu kraftlos und gebe nach. Leah steht bereits auf, weil diese Situation für sie noch seltsamer anzuschauen war. Ich habe diese Umarmung als unangenehm erwartet, aber tatsächlich fühle ich mich in dieser Umarmung wohl und ich kann für einen Atemzug die Augen schließen.Danach löst sich der Mann abrupt von mir und hält mich an beiden Schultern fest. „Oh Gott, entschuldige mich bitte! Ich bin Adam, Landos Vater. Lando hat mir von dir erzählt und ich hab tatsächlich vergessen, dass du mich ja garnicht kennst!" er kichert etwas und ich sehe wie unangenehm ihm diese Situation jetzt geworden ist.
„Alles gut." winke ich ab und muss den Blickkontakt abwenden, um nicht wieder zu weinen.Wir warten bestimmt schon 20 Minuten, als Henry endlich aus dem Aufzug kommt und uns durch ein flüchtiges winken zu sich bittet. Er vermeidet weitere Paparazzi Bilder und hält uns die Fahrstuhl tür auf.
„Hi Dad!" beide nehmen sich fest in den Arm und ich kann meinen Blick nicht abwenden. Es trifft mich wie ein Schlag: ich vermisse meine Familie. Die Stille während der Fahrt zerfrisst mich innerlich.Der Fahrstuhl hält an der richtigen Station und als die Tür sich wieder öffnet, blicke ich in das Gesicht des Pflegers, der Leah und mir vor einigen Momenten den Zugriff verweigert hat. Als geschlossene Gruppe ziehen wir an ihm vorbei und sein Blick ist eine Mischung aus Akzeptanz und Arroganz.
„Bitte verhalten sie sich leise!" bittet uns eine viel nettere Pflegerin mit hochgezogenen Augenbrauen vor dem Eintritt in Zimmer Nr 16. Mein Puls rast wieder, als Adam die Türklinke drückt und ganz langsam daran zieht. Leah drückt mir den Oberarm und signalisiert mir mit einem Kopfnicken, dass sie im Flur auf uns wartet. Ich sehe sie an und merke wie mir die Tränen kommen.
Adam geht vor und nach ihm geht Henry und Clara in das Zimmer. Ich habe keine Ahnung wie es Lando geht, habe keine Ahnung wie schlimm seine Verletzungen sind, oder ob er jemals wieder fahren kann. Geschweige denn, dass er noch reden oder laufen kann. Mir schießen die Bilder des Unfalls in den Kopf.
Meine Sicht auf ihn wird nach ein paar Sekunden klar. Er liegt zugedeckt mit einer Halsstütze in eine Krankenbett. „Lando.." flüstert sein Vater und steuert direkt auf ihn zu. Um Landos Kopf stehen mindestens 4 Monitore und alle zeichnen etwas anderes auf. Das Licht ist gedimmt und er versucht sich nach der Stimme seines Vaters umzudrehen. Die Stütze an seinem Hals verhindert ihn daran, also stellt sich Adam näher an Landos Kopf um ihn ins Gesicht gucken zu können. Ich stelle mich an das fußende des Bettes und fahre mit meinen Fingerspitzen über das kalte Metall. Adam redet etwas mit Lando aber ich kann ihnen nicht zuhören.
Meine Sicht verschwimmt und ich blicke schnell auf meine Finger. Ich will nicht heulen, nicht schon wieder.. Ich ziehe die Nase hoch und wische mir schnell die Tränen weg, als Clara mich in den Arm nimmt. „Alles wird gut süße!" versichert sie mir und streichelt mir über den Hinterkopf und fährt anschließend durch meine Haare.
„Mona" seine Stimme ist leise und kaum zu hören. Ich löse mich von Clara und sehe zu ihm. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen, aber Adam sieht mich mit einem einladenden Blick an. Er tritt etwas zurück und signalisiert mir, dass ich jetzt dort hin gehen soll, wo er steht.
In meinem Kopf rauscht es, die Geräusche der Monitoren werden dumpfer und ein Pfeifton macht sich in meinen Ohren breit.
Schnell schlucke ich, um diesen wieder loszu werden und mache mich langsam auf den Weg zu Landos Kopf.„Mona.." er klingt flehend und hebt eine Hand um mich zu ersuchen. Adam lächelt jetzt etwas und geht zu Henry.
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Meilenweit entfernt (Teil2)
Fanfiction-Der härteste Kampf ist zwischen dem, was du in deinem Kopf weißt, und dem, was du in deinem Herzen fühlst.-