„Was ist denn jetzt dein Plan?" Leah beugt sich zu mir. Wir beide schauen auf den Bildschirm in der obersten Etage und sehen Lando zu.
Nach dem Feierabend wurden wir von dem Schlussdienst abgelöst und durch die Pässe, hatten wir Zugang zu den Badezimmern in der Hospitality. Die Größe ist nicht vergleichbar mit denen für die Mitarbeiter. Umgezogen und frisch gemacht begaben wir uns auf den Weg in die höchste Etage des Gebäudes. Leah hatte sich für eine Jogger entschieden und ein Feinripp Top. Ich hatte mir im Vorhinein eine schwarze Jeans mit einem Pullover eingepackt. Ich hatte nach dem arbeiten meine Haare geöffnet und glücklicherweise keinen Knick durch den Haargummi.
Es fühlt sich komisch an, jetzt vor der Theke zu bestellen, statt hinter ihr zu stehen und die Getränke zu zubereiten.. ein kleiner Teil in mir zwingt mich, diesen Augenblick einfach zu genießen.
Die Leute hier sind unfassbar gut gekleidet und jeder benimmt sich zurückhaltend und reserviert. Clara und Henry gesellen sich zu uns und ich bin froh, denn so sehen wir weniger verloren aus. Während Henry mit ein paar Männern über Geschäfte spricht, stellt sich Clara neben mich. Wenn Leah in ihrem Fan-da-sein aufgeht und irgendwas Richtung Fernseher brüllt, schauen uns alle an. Das erste mal, habe ich gedacht, wir werden rausgeschmissen, aber Leah's Emotion scheint das Eis zu brechen und immer mehr stimmen mit ein.
Bei jeder Aktion, die durch den Regen besonders häufig vorkommen, wird es in dem Raum lauter und es wird wild miteinander diskutiert und sich gegenseitig zugestimmt. Ich schaue Leah so gerne dabei zu, wie engagiert sie sich für diesen Sport interessiert!Als Leah mich fragt, was jetzt mein Plan ist mit Lando, schlucke ich einen großen Schluck Wein herunter. „Ich glaube ich habe mich entschieden." Ich lächle, schaue aber stur geradeaus, auf den Bildschirm.
„Ich wusste es von Anfang an." grinst sie und ich kann ihren Blick auf mir spüren.
Wenn ich sie jetzt ansehe, muss ich vermutlich vor erleichterung heulen. Es fühlt sich an, als würde ein großer Stein von meinem Herzen fallen.Ich sehe nur kurz auf mein Glas, damit ich es auf dem Tisch vor uns abstellen kann, als es im Hintergrund raunt und einige erschrocken aufatmen.
Leah greift von rechts in meinen Pullover Ärmel und hält sich mit der anderen Hand den Mund zu. Schnell blicke ich auf den Bildschirm.
Der Regen macht die Sicht der filmenden Kamera unklar, aber das markante Papaya Orange erkenne ich trotzdem. Der Kommentartor bestätigt meine Vermutung und mein Puls steigt.
Es ist Lando.
Adrenalin macht sich in mir breit und mein Mund steht offen. „Fuck" Sage ich viel zu laut und halte mir die Hand vor den Mund. Henry dreht sich direkt zu uns um. Sein Blick ist blass und wechselt schnell wieder zum Bildschirm. Er greift Clara an beiden Schultern, um hinter ihr auf die Terrasse zu gehen. Diese ist durch das Wetter komplett leer und als ich ihm hinterher schaue, merke ich, dass Lando genau auf unserer Höhe sein muss. Binnen Sekunden ist die Stimmung umgeschlagen.
Auf dem Bildschirm sieht man, wie eins der Autos die Kontrolle im Regen verliert. Es ist aus dem Tunnel gekommen, der durch seine Überdachung trocken ist. Kaum wieder auf den nassen Asphalt gekommen, dreht sich das Heck zur Seite. Lando lenkt gegen aber es ist zu spät. Er prallt mit voller Wucht in die Wand, prallt ab und dreht sich einige male um seine eigene Achse. Wie in Trance schiebe ich Leahs Arm von meinem und gehe zu Henry auf die Terrasse.
Sein Hemd ist bereits auf den Schultern durchnässt und er hält das Geländer fest umschlossen. Nur langsam schaffe ich es mich neben ihn zu stellen. Es fühlt sich alles an, wie in Zeitlupe. Die Trümmer des Wagens sind verteilt und die anderen Fahrer fahren langsam an ihm vorbei. Lando rollt jetzt nur noch langsam Rückwerts und kommt anschließend zum stehen. Mit aufgerissenen Augen schaue ich mir das Frack an und komme am Geländer an. "Lando.." Mein Magen dreht sich und ich halte mir eine Hand vor den Mund. Ich schluchzte und kann meine Emotionen nicht mehr zurückhalten. Meine Augen brennen und ich merke wie mir Tränen übers Gesicht laufen. Henry bemerkt mich und zieht mich direkt in eine Umarmung und dreht mich dabei so um, dass mir der Blick zur Stecke genommen wird. Der Regen prasselt auf uns und ich spüre wie Henry meinen Kopf hält, damit ich mich nicht umdrehen kann. Ich kann seine Anspannung spüren, denn die Unruhe im inneren wird von Sekunde zur Sekunde chaotischer. Mehr Leute kommen raus, es wird immer lauter. Ich kann nicht anders, als meine Augen zusammen zu kneifen und mich an Henry fest zu krallen. Alle rufen durcheinander und ich bin dankbar, als Henry mir die Ohren zu hält. Eine vertraute Stimme klingt dumpf durch Henrys Hände, Clara löst sanft meine verkrampften Hände und lässt mich aufblicken. "Komm Süße, du musst hier raus." sagt sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Leah steht direkt hinter ihr und hält eine Hand aus. Im Hintergrund höre ich die heulende Sirene des Krankenwagens, während wir uns einen weg durch die Leute bahnen.
"Verdammte Scheiße, verraten Sie mir endlich wo sie ihn hinbringen!" Wir sitzen in einem kleinen schwarzen Van und Henry schreit in sein Telefon. Ich habe meine Beine angezogen und halte mir wie ein kleines Kind die Ohren zu. Ich habe keine Ahnung wohin wir fahren, aber vermutlich will Henry wissen in welches Krankenhaus sie Lando bringen. Das dumpfe Geräusch des Regens auf dem Autodach bringt meine Atmung langsam zum Normalzustand. Als ich meine Hände von den Ohren nehme, schauen Leah, Clara und Henry mich an. Direkt nimmt Leah, die gegenüber von mir sitzt meine Hand und beugt sich zu mir nach vorne. "Wir fahren zu ihm, okay?" Ich nicke nur.
Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, aber als wir vor dem Krankenhaus halten, stehen bereits einige Reporter und Paparazzi vor dem Eingang. Henry schüttelt den Kopf und ich höre ihn murmeln "diese Arschlöcher..". Diese ungewohnte Ausdrucksweise von ihm macht mich stutzig, aber ich kann ihn sehr gut nachvollziehen. Er dreht sich mit seinem Körper zu mir, um mich anzusehen. "Wir haben einen großen Mantel im Kofferraum, falls du dich verstecken möchtest?" er betont es eher wie eine Frage, da er sich nicht sicher ist, wie mein Zustand zu diesem Thema grade ist.
Meine Stimme ist brüchig und ich kann meine roten Augen und mein verweintes Gesicht spüren. "Nein, ich... ich habe mich für ihn entschieden. Wenn das dazugehört, nehme ich das in kauf." Dabei zeige ich auf die Paparazzi, die bereits darauf warten, dass wir aussteigen. Leah drückt meine Hand und Henry schenkt mir ein flüchtiges Lächeln, obwohl sein Gesicht dabei voller Sorge ist.
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Meilenweit entfernt (Teil2)
Fanfiction-Der härteste Kampf ist zwischen dem, was du in deinem Kopf weißt, und dem, was du in deinem Herzen fühlst.-