Während Leah und ich zum Strand gehen, drückt sie mir den Dienstplan in die Hand. Bei all dem Trubel, hatte ich vergessen, dass ich ja hier bin um zu Arbeiten. Auf dem Cover ziert das „F1" Logo in seinen typischen Rot.
Ich bleibe stehen, lege den Kopf zu Seite und sehe Leah genervt an. „Ernsthaft jetzt?" Dabei ist meine Frage rhetorisch und Leah muss laut los lachen.
„Sieh es als Segen!" sagt sie spielerisch und ich äffe sie nach. Ich muss lachen, als sie mir einen Schmollmund entgegen wirft.Bevor ich weiter lesen kann, erzählt mir Leah den Plan schon auswendig.
„Morgen Abend Vorbereitungen, so wie Aufbau der Theke. Ich hoffe es ist okay für dich, das wir dieses Wochenende nicht bedienen, sondern nur hinter der Bar stehen? Die Dienste waren sonst nur einzeln besetzt und ich will wirklich nicht ohne dich arbeiten! Aber sonst ist alles gleich, die hospitality Situation ebenfalls, das wissen wir erst morgen." sie redet schnell und ich hab nichtmal die Möglichkeit ihr auf ihre Frage zu antworten.„Ich will auch nicht ohne dich arbeiten!" entgegne ich ihr und sehe ein schmunzeln auf ihren Lippen.
„Selbst Klos putzen, würde mir dir spaß machen." hänge ich hinterher und sie muss jetzt richtig lachen. „Übertreib es nicht!" sie hebt den Zeigefinger.An der Promenade sehe ich Rebecca winken und Leah greift nach meinem Arm. Sie atmet tief ein, aber ihr Blick verrät ihren Sarkasmus. „Ich brauche einen Moment um zu verstehen, dass ich jetzt mit ihr abhängen kann!" sie quietscht.
„Pff, du hast sie nicht mehr alle!" Ich muss lachen und gehe weiter.Rebecca begrüßt mich mit einer Umarmung und ihre Schwester stellt sie als Hannah vor. „Bitte, nennt mich Han." Han ist deutlich kleiner als Rebecca und ungefähr unser Alter, sie hat ihre Haare ganz kurz rasiert und ihre Kleidung ist Geschlechter neutral. Ich kann nicht anders und gebe Leah einen unauffälligen Seitenhieb. Ich grinse so breit, dass meine Wangen schon wehtun, aber ich zügle mich selbst und nehme meine Reaktion zurück. Ich möchte es Leah nicht unangenehm machen und unterhalte mich daraufhin vorwiegend mit Rebecca.
„Deine Schwester ist.." Ich muss pausieren, da ich nichts unüberlegtes sagen will um keinen zu verletzen. Rebecca greift das Thema glücklicherweise locker auf.
„Ja sie ist ganz anders als ich. Sie steht auf Frauen und ist im Gemüt einfach so.. naja Han eben.. dann benutzt sie auch diese Pronomen-Sache da, aber ehrlich gesagt hab ich da keinen Plan von!" sagt sie neutral und wedelt mit der Hand vor ihr herum.
Leah und Han hören uns nicht zu und ich sehe Rebecca an und habe wieder ein breites grinsen auf den Lippen. Rebecca versteht sofort und reißt die Augen auf!
„Omg!" murmelt sie undeutlich und legt sich den Handrücken auf die Lippen, weil sie erst ein Bissen von der Pizza genommen hat.
„Psst!" Ich haue Rebecca und sehe panisch zu den beiden. Aber sie scheinen so vertieft in ihr Gespräch zu sein, dass sie uns glücklicherweise nicht gehört haben.—————————
Ich schließe die Augen und versuche mich auf meine Atmung zu konzentrieren. „Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht!" wiederholt meine stimme im inneren immer und immer wieder. Es war das einzige Stoßgebet, welches ich vor dem Schlafen gehen abgesetzt habe und es ist genau das Gegenteil passiert. Eigentlich hätte ich mich auch darauf einstellen können, aber ein kleiner Funke in mir wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
„Vielen Dank!" sagt Leah kurz und ich öffne meine Augen wieder. Sie schnappt die Pässe, die wir für den Eingang benötigen und drückt mir einen davon unsanft in den Bauch, als ich ihr nicht schnell genug reagiere.
„Come on, du wirst es überleben." versucht Leah vorsichtig an das Thema heranzugehen, dass die McLaren Garage unser nächster Arbeitsplatz ist. Wie ein kleines Kind trotte ich Leah hinterher.„Ich habe mittlerweile das Gefühl, ich bekomme es mit meinem Karma zu tun." Ich bin genervt. Natürlich ist es nicht richtig, meine Laune an Leah auszulassen aber sie ist grade leider meine Zielscheibe. „Kann man das nicht wechseln?" Ich wedle mit meinem Pass vor mir her, als anecdote zur Garage und, weil es unglaublich warm ist heute.
„Glaub mir, ich hätte es getan, wenn es möglich wäre." versucht Leah mich zu besänftigen und verschränkt ihren Arm in meinem. „Ich habe die Befürchtung, du musst das durchstehen.."
Wir stehen vor der McLaren Hospitality und ich sehe an dem großen Orangenen Emblem hoch. Vielleicht hat Leah recht und ich muss es einfach durchziehen. Meine letzte Begegnung mit Lando war alles andere als klärend. Heute werde ich ihn eh nicht hier antreffen, der Abend heute besteht ausschließlich aus Aufbau und einräumen von diversen Dingen wie Tische und Stühle und alles was dazugehört. Tatsächlich habe ich mich etwas an den Trubel auf dem Paddock gewöhnt und die vielen Menschen, nehme ich nicht mehr so intensiv wahr.
„Mädels ich kann euch direkt gebrauchen!" sagt ein Mitarbeiter und klatscht einmal lächelnd in die Hände. „Wir brauchen ein paar Leute um Teller, Kaffetassen, Besteck und so Kram aus dem Gebäude neben an zu schleppen. Könnt ihr helfen?"
Wir nicken beide und folgen ihm direkt nachdem wir unsere Taschen in den Mitarbeiter Raum gestellt haben.
Der Weg zum ‚Nachbargebäude' ist viel länger als erwartet und als wir ankommen, bin ich froh in den Keller gehen zu können. Die Hitze ist bald unerträglich und ein kühler Keller ist angenehm.Der Mann drückt uns jeweils einen Karton mit Gläsern in die Hand. „Damit könnt ihr schon rüber gehen."
Ich nicke ihm ab. „Alles klar."
Nachdem wir die Kellertreppe verlassen hatten stellte ich meine Kiste ab. „Ich nutze die Gelegenheit, und gehe noch schnell aufs Klo. Jetzt kenne ich den Weg ja." Ich nicke Leah mit dem Kopf zum Ausgang und signalisiere ihr, dass sie mit dem Rest der Gruppe wieder zurück gehen soll.
„Okay" Leah lächelt etwas, dreht sich dann aber um, um mit den anderen mitzuhalten.Die Kiste vom Boden aufzuheben ist deutlich schwieriger, als sie in die Hand gedrückt zu bekommen. Mit meinem Knie stütze ich die Kiste nochmal ab um mit dem Rest Wasser vom Händewaschen an meiner Hose abzuwischen. Zudem beschließe ich jetzt schnell zu gehen, da ich vermute, die anderen noch einzuholen.
Auf dem Weg zum Ausgang läuft mit jemand so schnell in die Kiste, dass ich sie nicht aufhalten kann und sie fällt auf dem Boden. Beim Aufprall auf den Boden kann ich nur erahnen, das in dieser Kiste kein Glas ganz geblieben ist.
„Fuck.." stöhnt nun gegenüber und ich blicke schnell hoch. Mein Herz bleibt einen Momentlang stehen und ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können.Lando hält sich mit einer Hand den Bauch, bevor er mich sieht und sich langsam aufrichtet, um mich besser ansehen zu können.
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Meilenweit entfernt (Teil2)
Fanfiction-Der härteste Kampf ist zwischen dem, was du in deinem Kopf weißt, und dem, was du in deinem Herzen fühlst.-