„Kein Küssen auf den Mund," wiederholte ich seine Worte und nahm einen tiefen Schluck aus meinem Cocktail, was etwas Abstand zwischen uns brachte, da ich das Gefühl hatte, gleich unter seinem Blick in Flammen aufzugehen. Gott, er war so heiß. Ich musste dringend das Thema auf etwas unschuldigeres lenken, oder das hier würde garantiert nicht gut enden.
„Ich muss aufpassen, wie ich das sage, weil ich weiß, dass dein Ego sowieso schon groß ist. Aber du hast euch echt den Arsch gerettet, Golden Boy," sagte ich nach kurzem Schweigen und Mateo machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ich hab den Ball ja nicht reingemacht."
Ich rollte mit den Augen.
„Das mein ich nicht. Du hast euer ganzes Team neu strukturiert. Der ganze Aufbau war plötzlich so viel stabiler und ihr hattet viel mehr Ballbesitz. Und man konnte genau sehen, dass dieser Aufbau vom 10er aus kam, also red dich jetzt nicht raus," plapperte ich einfach drauf los.Viel mehr, als ich normalerweise am Stück redete. Denn ich erweiterte mit jedem Wort meine Angriffsfläche. Doch vor Mateo hatte ich das Gefühl, dass er das nicht auszunutzen würde. Gut, vielleicht war es auch der Cocktail, der meine Zunge etwas lockerer machte, ohne mich über die Konsequenzen grübeln zu lassen.
„Da kennt sich aber jemand gut aus," antwortete er und warf mir einen leicht bewundernden Blick zu. Ich weiß nicht, ob ich jemals schon mal so angesehen wurde. Und es traf etwas in mir. Okay, genug Alkohol. Ich räusperte mich.
„Mh, ich bin vielleicht nicht so ein Profi wie du, aber ja. Ich spiel seit ein paar Jahren," gab ich zu und es machte mich irgendwie verlegen, was Hitze in meine Wangen steigen ließ.
Was sollte das?
Ich wurde nicht rot und mir war auch normalerweise kaum etwas peinlich.
Was war also mein verdammtes Problem?Vermutlich war es meine braunäugige Gesellschaft, die mich plötzlich alles hinterfragen ließ, was mir überhaupt nicht gefiel. Vielleicht war es doch eine ganz schön beschissene Idee, sich auf all das hier einzulassen.
„Zoe?"
Ich schreckte auf.
„Sorry, was?" , fragte ich verwirrt und realisierte, dass ich mal wieder in Gedanken so weit abgedriftet war, dass ich kurz alles andere ausgeblendet hatte.„Alles okay?", fragte Mateo besorgt und musterte mich. Der Blick, den er mir dabei zuwarf, erinnerte an ein gehetztes Reh und ich musste grinsen. Ich nickte schnell. „Ja. War nur kurz in Gedanken," wimmelte ich ihn ab und ging dann auf seine vorherige Frage zu meiner Fußballkarriere ein und er sprang auf den Themenwechsel an.
Sich mit Mateo zu unterhalten, fühlte sich so unbeschwert an, dass ich gar nicht bemerkte, wie schnell die Zeit verging. Bis ich einen kurzen Blick auf mein Handy warf und realisierte, dass es bereits nach 22 Uhr war. Er sah mein Zögern und bot kurz darauf an, zu bezahlen und mich nach Hause zu fahren. Auf dem Weg betete ich, dass meine Eltern noch nicht zurück waren, denn ich hatte heute wirklich keine Lust auf einen Aufstand.
Nicht heute.
Lass es nur einen einzigen Tag geben, an dem mal alles gut läuft. Nur diesen einen. Ich wünschte, ich könnte noch eine Weile im Auto sitzen bleiben und der leisen Musik lauschen, die aus den Lautsprechern kam.
Im Auto mit ihm.
In meiner kleinen Blase.
Es ließ mich irgendwie ruhiger werden.
Ließ meine Gedanken ruhiger werden.
Doch viel zu schnell waren wir wieder bei mir angekommen und Mateo hielt den Wagen an.„Zoe?", fragte er, als ich unbeholfen Anstalten machte, aufzustehen. Ich bekam eine Gänsehaut, weil seine Stimme plötzlich so rau klang.
„Ja?" auch meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Für unser erstes Fake-Date fand ich es heute ziemlich perfekt." Der warme Ausdruck in seinen Augen ließ mich erschauern. Ein Ziehen breitete sich in mir aus und ich musste irgendwas tun, um diese Spannung zwischen uns aufzuheben. „Naja, du hast ja auch keinen Vergleich. Aber ja, du bist vielleicht nicht die schlechteste Gesellschaft, Golden Boy" gab ich mit einem leichten Grinsen zu und stieg schnell aus, bevor ich noch auf dumme Gedanken kam. Wie etwa...Nein, Stop! Das ist der Mojito, der da aus mir spricht.
Denn auch wenn sich Mateo heute als viel zu gut für diese Welt herausgestellt hat und mir mit seinem unverschämt guten Aussehen total das Hirn vernebelt, war das hier immer noch ein Job.Nicht echt.
Nicht. Echt.
Aber warum fühlte es sich dann nur so sehr danach an?„Gute Nacht," erwiderte er noch grinsend, bevor er in die Straßen Berlins davonfuhr. Und mit ihm mein innerer Frieden, den seine Anwesenheit in mir ausgelöst hatte.
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my sunshine
RomanceEr ist ein Star-Fußballer, der immer alles erreicht hat, was er sich vornahm. Bis er sie traf. Matteo Celoso ist das Nachwuchstalent, von dem die Welt immer geträumt hat. Gerade mal Anfang 20 und schon wird der Halbspanier für die Nationalmannsch...