29. Mateo - In Germany they say aufdringlicher Exfreund

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Ich hatte nicht vorgehabt, auf Zoes Abiball zu erscheinen. Wirklich nicht. Schließlich hatte sie mich nicht darum gebeten. Warum sollte sie auch? Wir führten schließlich keine echte Beziehung, auch wenn ich das manchmal fast vergaß. Vielleicht weil ich mir insgeheim wünschte, dass es anders sein könnte.

Diego hatte mir ein paar Fotos von ihr und Gina geschickt, und einmal mehr war mir aufgefallen, wie schön das Mädchen war, was ich darum gebeten hatte, meine Fake-Freundin zu spielen. Aber trotzdem würde ich niemals irgendwo auftauchen, wenn sie es nicht wollte. Sie sah so glücklich mit Gina aus. So selbstbewusst ich auch manchmal vorgab zu sein... ich hatte Angst davor, ihr den Abend kaputt zu machen. Schließlich wusste ich, dass ihre Mitschüler ihr das Leben ohnehin nicht leicht machten und dumme Sprüche wegen ihrer berühmten Begleitung wollte sie sich heute bestimmt nicht anhören. Also verbrachte ich den Abend mit meinen Brüdern in der Penthouse-Wohnung und versuchte nicht allzu oft daran zu denken, wie es wäre jetzt mit ihr dort zu sein.

Ich hatteeinen Brüdern von meiner Begegnung mit unserem Vater erzählt und sie darum gebeten, es nicht Mom zu erzählen, um sie nicht unnötig zu stressen. Während Dexters Miene ausdruckslos blieb, fragte mich Fynn nach der Nummer, die er mir gegeben hatte. „Du willst doch nicht ernsthaft Kontakt mit ihm haben?", fragte mein großer Bruder entsetzt.
„Wir werden sehen, aber ich will mir zumindest seine Sicht mal anhören," entgegnete Fynn und bevor Dexter weiter auf ihm rumhackte, verzog er sich kurzerhand in sein Zimmer. Konfliktscheu wie immer. Und dazu mit einem viel zu großen Herz. Ich fragte mich, ob Fynn das eines Tages zum Verhängnis werden würde.

...

Als Dexter mich die dritte Runde hintereinander beim Zocken abzog, drückte ich frustriert meinem kleinen Bruder Fynn den Controller in die Hand, der sich nach einer Weile wieder zu uns gesellt und uns grinsend beobachtet hatte. Ich widmete mich stattdessen meinem Handy, was genau in dem Moment eine neue Nachricht anzeigte.

Zoe: Kannst du mich bitte abholen? Ich will Gina nicht den Abend versauen und meine Eltern sind schon vor ein paar Stunden nach Hause gefahren.

Ist etwas passiert?

Zoe: ... will hier gerade einfach nur weg.

Bin schon auf dem Weg.

Keine zwanzig Minuten später parkte ich vor Zoes Schule, dessen Adresse sie mir geschickt hatte.

Da dort keine Spur von ihr war, näherte ich mich dem Gebäude, aus dem gedämpfte Musik klang. Ich warf einen Blick auf mein Outfit, was aus einer dunklen Jeans und weißem T-Shirt bestand. Nicht gerade angemessen, aber um Zoe zu finden musste es reichen. Ich hatte nicht eine Sekunde gezögert und war sofort los gefahren, denn ich wusste, dass etwas passiert sein musste. Sonst hätte sie mich nicht gebeten, sie abzuholen. Denn dieses Mädchen war viel zu stolz, um nach Hilfe zu fragen. Was meine Sorge nur noch mehr ansteigen ließ.

Vom Eingang aus sah ich Zoe, die wunderschön aussah und dort genervt vor einem Typen stand, der eindringlich auf sie einredete. Mann, mein Deutsch war echt schlecht. Doch ich konnte auch so erkennen, dass sie alles andere als begeistert war. Auch wenn ihre Miene wie so oft verschlossen blieb.

Ehe ich weiter darüber nachdachte, ging ich zu ihnen herüber. „Alles okay hier?", fragte ich kühl und legte einen Arm um Zoe, dessen angespannter Körper unter meiner Berührung kurz zusammenzuckte, sich dann jedoch entspannte. „Jetzt schon," murmelte sie und drückte sich demonstrativ an mich. Es war offensichtlich, dass sie es tat, um den Kerl uns gegenüber loszuwerden. Doch trotzdem beschleunigte sich mein Puls, als ich ihren angenehmen Duft wahrnahm.

„Mh, du bist also der neue Freund?", fragte der Kerl, der uns immer noch kritisch musterte. Er sprach auf deutsch, doch da er langsam sprach verstand ich ihn zur Abwechslung mal. Ich nickte und zog dann fragend eine Augenbraue hoch. „Also ich bin ihr Ex, sie hat mich bestimmt mal erwähnt, wenn du wirklich ihr Freund bist."
Ob er genau das sagte, wusste ich nicht, aber ich konnte es mir erschließen. „Ist ein bisschen unhöflich jemanden auf Deutsch anzusprechen, der nicht von hier ist, oder?", fragte Zoe und ihr Blick lag immer noch voller Verachtung.

„Ich glaub dir einfach nicht. Es ist so unwahrscheinlich, dass jemand wie er etwas von dir will. Hör auf Spielchen zu spielen und gib es einfach zu." Wenigstens war Ben, wie ich annahm, nun ebenfalls auf Englisch umgestiegen.

„Ist mir scheißegal was du glaubst und was nicht. Aber es ist mir nicht egal, dass du meine Freundin terrorisierst, die dich übrigens nie mit nur einem Wort erwähnt hat."

Gerade als Ben noch etwas sagen wollte, hielt Zoe ihn mit einer Handbewegung ab. „Er hat Recht, lass gut sein. Die Zeiten, in denen mir deine Meinung wichtig war, sind längst vorbei, also behalt sie besser für dich. Lass uns gehen," sagte sie dann an mich gewandt und ohne mit der Wimper zu zucken, zog ich sie mit mir zum Auto.

„Guckt er uns hinterher?", flüsterte sie und ich drehte mich kurz um und nickte kaum merklich.

„Kannst du mich bitte küssen?
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