Today was the day. Nachdem ich im letzten Monat endlich meine Abiprüfungen hinter mir hatte, würde ich heute mein Zeugnis bekommen. Es war wirklich alles andere als leicht gewesen. Nicht allein das Lernen und das Niveau der Prüfungen, sondern vor allem der damit verbundene Druck hat mich echt fertig gemacht. Aber all das war jetzt endlich vorbei und so langsam realisierte ich das auch.
Nur noch ein letztes Mal zur Schule gehen. Der Ort, der mir so viel gegeben, aber auch so viel genommen hatte. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass all das nun vorbei sein würde. Ich dachte immer, ich würde Erleichterung empfinden. Aber nun war da nur die Ungewissheit, wie es danach weitergeht. Immer hatte ich mir eingeredet, dass ich ja noch Zeit hätte, mir darüber klar zu werden. Immer war ich den Fragen der anderen ausgewichen.
„Was willst du danach machen? Studierst du?" Ich weiß es doch auch nicht! Es gibt einfach so viele Möglichkeiten... Aber langsam musste ich mir etwas überlegen. Sonst würde ich doch noch in der Anwaltskanzlei meiner Eltern enden und das wäre mein Untergang.„Zoe Fischer!", riss mich plötzlich der Schulleiter aus meinen Gedanken und rief mich nach vorn. Gina war bereits dran gewesen und jubelte nun so laut für mich, dass ich lachen musste. Nachdem mir mein Zeugnis überreicht wurde, verließ ich die Bühne so schnell wie möglich und gesellte mich zu meiner besten Freundin, die mich stolz angrinste. „We did it, baby," flüsterte sie und legte einen Arm um mich. Und vielleicht waren es diese Worte, die es gebraucht hatte, um es Wirklichkeit werden zu lassen. Ich hatte es geschafft und dabei auch noch eine Freundschaft gefunden, die ich nie wieder verlieren wollte.
...
Unser anschließender Abiball verlief zunächst relativ unspektakulär. Zumindest dafür, dass es immer als riesen Ding dargestellt wurde und viele meiner Mitschüler seit Monaten auf diesen Abend hinfieberten. Für mich waren allerdings zwei Faktoren kombiniert, die mir eher Bauchschmerzen als Vorfreude bereitet hatten. Ich auf einer Party und dabei noch umgeben von Menschen, von denen ich einen Großteil am liebsten nie wieder sehen wollte. Ja, ich hatte auch zwei meiner Mitspielerinnen vom Fußball und meine Eltern dabei, aber trotzdem.
Ich fühlte mich einfach nicht sonderlich wohl in meiner Haut. Vielleicht lag es auch daran, dass ich einmal mehr die aufgebrezelte Zoe spielen musste. Klar, der dunkle Tüllstoff meines Kleides fühlte sich toll an und es hatte sogar ein bisschen Spaß gemacht, mit Gina gemeinsam auf Kleidersuche zu gehen und sich für den Abend fertig zu machen. Aber das hier war nun mal einfach nicht ich in meiner natürlichen Umgebung. Mit Gina an meiner Seite sowie einem ziemlich billigen Wein und furchtbarem Catering (wahrscheinlich hatte unsere Abikasse nicht mehr hergegeben) versuchte ich meine negativen Gedanken jedoch auszublenden und mich stattdessen von der guten Laune meiner besten Freundin anstecken zu lassen.
Es war nicht schwer, sich für ihr Glück zu freuen. Sie hatte Diego mitgebracht und grinste den ganzen Abend über beide Ohren. Auch wenn ich wusste, dass sie im Hinterkopf die Tage zählte, die sie noch gemeinsam verbringen konnten. Unbewusst musste ich dadurch an Mateo denken, der ebenfalls in einer Woche zurück nach Spanien fliegen würde. Ich hatte ihn nicht hierher eingeladen, denn es hatte sich irgendwie seltsam angefühlt. Es gehörte nicht zu unserem Deal, dass ich ihn auf private Veranstaltungen wie heute mitnahm. Denn es war alles nur für sein Image und in dieser ranzigen Sporthalle gab es keine Paparazzi, die uns fotografieren würden.
„Ich denke darüber nach in München zu studieren, es war so toll als ich letzten Sommer da war. Die Stadt hatte einfach so einen entspannten Vibe und irgendwie ganz anders als hier in Berlin. Und es gibt da echt nh super Uni, wo man gefühlt alles studieren kann. Ich könnte da z.B. was in der Tourismusbranche machen, dann könnte ich vielleicht auch 1-2 Jahre ins Ausland. Das wär so cool," riss mich Gina neben mir aus meinen Gedanken und erinnerte mich daran, dass ich noch überhaupt keinen Plan von gar nichts hatte.
„Bitte nimm mich einfach mit. Ich halt das ohne dich hier nicht aus," murmelte ich scherzhaft, doch in Ginas Blick flackerte es. „Warum eigentlich nicht? Du willst doch eh gern von zu Hause raus und wie cool wär es, wenn du einfach auch dorthin kommst?!" rief sie euphorisch, senkte ihre Stimme dann jedoch schnell wieder, damit meine Eltern auf der anderen Tischseite keinen Wind davon bekamen.
„Ich weiß ja gar nicht, was ich machen will, Gina. Keine Ahnung, ob ich überhaupt studiere, ehrlich gesagt und wenn ja, in welche Richtung," seufzte ich. Doch sie brach trotzdem weiter in ihre typische Gina-Vorfreude aus, die sie steht's überkam, wenn sie eine Idee hatte.
„Wie gesagt, du kannst da gefühlt alles machen. Und du musst dich ja nicht gleich entscheiden. Du könntest ja erst mal ein halbes Jahr irgendwo jobben oder dich für irgendwas einschreiben, was interessant klingt. Durch Celoso kannst du es dir ja jetzt leisten," fügte sie flüsternd hinzu, als sie sah, dass ich widersprechen wollte. Vielleicht hatte sie gar nicht so unrecht. Und zusammen mit meiner besten Freundin war sowieso alles nur halb so schlimm. Ich hatte echt keine Lust, in eine fremde Stadt zu ziehen, wo ich niemanden kannte. Als introvertierter Mensch ist es unheimlich schwer neue Freundschaften zu schließen und ich bezweifelte, dass ich je wieder eine wie diese hier fand. „Weißt du was, vielleicht hast du Recht," gab ich schließlich nach, ohne weiter darüber nachzudenken.
Sie kreischte überrascht auf, da sie scheinbar genau so wenig wie ich damit gerechnet hatte, dass ich so leicht zu überzeugen war.
Hatte ich gerade innerhalb von drei Minuten beschlossen, mit meiner besten Freundin ans andere Ende von Deutschland zu ziehen? Ja.
Wusste ich, was ich dort sollte? Nein.
Würden mich meine Eltern deswegen enterben? Vermutlich.
Ließ ich mich trotzdem von Ginas Vorfreude anstecken? Definitiv.Meine gute Stimmung bekam allerdings nur wenige Minuten später einen starken Dämpfer. Gina hatte mich mit sich und Diego auf die Tanzfläche geschleift und gab sich nun alle Mühe, mich nicht wie das dritte Rad am Wagen zu behandeln. Das war jedoch nicht der Grund dafür, dass mir das leichte Lächeln, was sich auf mein Gesicht geschlichen hatte, wieder entwich. Nein, es war mein Ex-Freund Ben, der die Dreistigkeit besaß, sich zu mir zu gesellen und mich von oben bis unten zu mustern.
„Hey Zoe, hättest du Lust zu tanzen?"
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my sunshine
RomanceEr ist ein Star-Fußballer, der immer alles erreicht hat, was er sich vornahm. Bis er sie traf. Matteo Celoso ist das Nachwuchstalent, von dem die Welt immer geträumt hat. Gerade mal Anfang 20 und schon wird der Halbspanier für die Nationalmannsch...