37. Mateo - Wie ich in die Immobilien-Branche einstieg

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Zwei Wochen später

„Danke fürs Abholen," sagte Fynn zur Begrüßung und stieg zu mir ins Auto. Ich hatte noch ein paar Wochen frei, bevor die neue Saison losging, wobei ich mich natürlich weiterhin fit hielt. Aber trotzdem blieb mir genügend Freizeit, um eben solche Dinge zu tun, wie Fynn von der Schule abzuholen. „Nächstes Jahr kannst du sogar selbst fahren," erwiderte ich grinsend.

Es war seltsam, wieder zurück zu sein. Klar, fühlte ich mich hier zu Hause, ich liebte Spanien. Liebte das Wetter, die Menschen und das Essen. Meine Mutter, die wieder ihre Bäckerei hatte und die ich sogar überzeugen konnte, einen Mitarbeiter mehr einzustellen, um sie zu entlasten. Das Einzige, was sie auf gar keinen Fall jemand anderem überließ, war das morgendliche Backen, denn es war schließlich ihre Bäckerei mit ihren eigenen Rezepten. Trotzdem wirkte sie etwas befreiter und es freute mich, dass ich dazu beitragen konnte.

Dexter arbeitete aktuell als Baarkeeper und tagsüber in einem Hotel. Und wie gesagt ging Fynn wieder zur Schule oder verschwand in einem seiner Bücher. Also eigentlich alles beim Alten.

Aber es war anders als vorher. Etwas fehlte. Jemand. Zoe. Der Abschied von ihr war eins der schwersten Dinge, die ich jemals tun musste. Ich hatte sie noch eine Weile in meinen Armen gehalten, bevor wir uns schließlich voneinander verabschieden mussten.
„Mach's gut, Golden Boy," waren ihre letzten Worte gewesen. Ihre letzten Worte für immer? Ich wusste es nicht. Ob wir weiterhin Kontakt haben würden oder ob ein klarer Cut weniger schmerzhaft sein würde als die ständige Erinnerung aneinander?

Im Endeffekt spielte es keine Rolle, denn ich würde sie sowieso niemals vergessen können. Auch wenn wir viel zu wenig Zeit zusammen hatten, hatte unsere Begegnung einen größeren Einfluss auf mich als jede andere. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es kein Zufall sein konnte, dass sich unsere so verschiedenen Wege plötzlich kreuzten. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht wahrhaben, aber irgendwas in mir sagte, dass das hier nicht unsere letzte Begegnung war.

Ich vermisste sie so sehr, dass ich kaum an etwas anderes denken konnte. Wir hatten ein paar kurze Nachrichten ausgetauscht, aber dabei war es geblieben. Ich wollte ihr Raum geben, denn anders als Diego und Gina, die beschlossen hatten eine Fernbeziehung zu führen, hatten wir uns mehr oder weniger getrennt. Ja, man kann sich nicht trennen, wenn man nie wirklich zusammen war, aber es hatte sich so angefühlt. Ich würde gerade sehr vieles dafür geben, um bei ihr zu sein. Ich wusste, dass sie aktuell mit ihrem Umzug nach München beschäftigt war.

Schließlich hatte ich meine Kontakte spielen lassen und ihr dort eine Wohnung gekauft, auch wenn ich Gina darum gebeten hatte, das auf ihre Kappe zu nehmen. Ich wollte Zoe einfach alles ermöglichen, wovon sie träumte, aber ich wusste, dass sie es nicht gutheißen würde, wenn sie davon wüsste. Auch wenn wir diesen Deal gehabt hatten, war sie viel zu stolz, um solch ein Geschenk von mir anzunehmen. Trotzdem wünschte mir, ich könnte dabei sein. Für sie da sein. Aber das ging nicht.

„Du vermisst sie, oder?", riss mich mein kleiner Bruder aus meinen Gedanken. Er war viel zu emphatisch und wusste sofort, was in anderen vorging. Nur er selbst war ziemlich schwer zu lesen. Also nickte ich nur schwach. „Ich mag Zoe," sagte er und lächelte leicht. „Vielleicht findest du ja irgendwie einen Weg, mit ihr zusammen sein zu können."
„Vielleicht," seufzte ich wenig optimistisch.

Zu Hause angekommen trafen wir auf Dexter, der ziemlich k.o. wirkte. Er nickte mir kurz zu, als ich mich zu ihm aufs Sofa setzte. „Hey, viel zu tun?", fragte ich und musterte meinen großen Bruder leicht besorgt, unter dessen Augen tiefe Ringe lagen. „Ach, im Hotel ist es echt entspannt aber Barkeeper bis 5 Uhr morgens zu sein, knallt schon ordentlich." Ich nickte und machte ihm einen Vorschlag, ohne darüber nachzudenken. „Du weißt, dass du meine Unterstützung hättest, wenn du einen Job kündigst, oder? Es wär echt kein Problem..."

„Nein, Mateo. Du weißt, dass ich dein Geld nicht möchte," unterbrach er mich scharf. Ich seufzte. „Warum, Dex? Warum seid du und Mom nur so stur uns lasst euch nicht helfen? Was soll ich denn sonst mit dem ganzen Geld anfangen, wenn ich nicht mal meine Familie unterstützen kann?" Er rollte mit den Augen. „Kannst du dir denn nicht vorstellen, wie armselig ich mich fühle, wenn mich mein kleiner Bruder finanziert? Ich bin kein verdammtes Wohltätigkeitsprojekt." Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu und da ich gerade ohnehin keine Lust hatte, mich zu streiten, ließ ich es fürs erste gut sein.

Vielleicht auch, weil mir in diesem Moment eine Idee kam, wie ich ihm helfen konnte, ohne ihm Geld zu geben. Zumindest nicht direkt. Es war, als würden sich zwei Gedanken miteinander verknüpfen. Schon öfter hatte ich festgestellt, dass mein großer Bruder sich sehr für Immobilien und dessen Restaurierung interessierte. Ein Blick auf seinen Insta-Feed reichte, wo er sich andauernd Videos von Leuten anschaute, die alte Bruchbuden in Luxus-Villen umbauten.

Was wäre, wenn ich Dexter genau so ein Projekt geben würde, wo er mehr Freude dran hätte und wovon er zusätzlich noch leben könnte?
Ja, ich könnte ein paar alte Häuser in Küstennähe aufkaufen und ihm überlassen, um sie in Ferienhäuser oder AirBandBs umzubauen. Meine erste Immobilie besaß ich ja jetzt schon und war durchaus interessiert, auf diese Weise noch mehr von meinem Geld anzulegen. So würde er sich sein Geld zwar selbst verdienen, aber ich konnte ihn trotzdem unterstützen. Zufrieden grinste ich rüber zu Dexter, der mich fragend ansah.

„Was hattest du für einen Geistesblitz, Bruderherz?"
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