Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich einen schweren Arm auf meinem Bauch ruhen. Ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich realisierte, wo ich mich befand. Die Ereignisse des gestrigen Tages prasselten binnen Sekunden auf mich ein. Wie kann so viel in nur 24 Stunden passieren?? Seufzend drehte ich mich zum warmen Körper hinter mir um und traf auf Mateos Blick, der mich zum Lächeln brachte. Es war ungewohnt mich so gut zu fühlen. So... glücklich.
„Hi," flüsterte ich und vergrub meinen Kopf an seiner nackten Brust. „Hi," flüsterte er zurück und zog mich enger an sich. „Hast du gut geschlafen?" Ich nickte und spürte seine Lippen auf meiner Stirn. „Was hast du heute vor? An deinem letzten Tag hier in Deutschland?", fragte ich und mein Herz wurde schwer. Bestimmt hatte er heute einiges zu tun und das hier waren unsere letzten gemeinsamen Minuten für...immer?
„Ich dachte vielleicht könntest du mir eine kleine Touri-Tour durch die Stadt geben. Ich hab kaum was außer die Fußballstadien gesehen."
Ich lachte. „Im Ernst? Du hast doch sicher besseres zu tun. Bestimmt gibt es viele Interviews..." „Es gibt nichts Besseres, als meine Zeit mit dir zu verbringen, Zoe. Wann begreifst du endlich wie gern ich dich bei mir hab?"Ich verzog gespielt angeekelt das Gesicht, auch wenn mein Puls sich beschleunigte. Womit hatte ich ihn nur verdient? „Komm wir besorgen dir was zum Frühstück, grumpy girl," raunte er und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er versuchte, mich aus dem Bett zu ziehen. „Ich wüsste da was," murmelte ich und zog ihn an der Hüfte zurück zu mir. Als ich meine Hand langsam über seinen Schritt gleiten ließ, zog er scharf die Luft ein. Mateo lachte, protestierte jedoch nicht, als ich mich an seiner Boxershorts zu schaffen machte und ihn kurz darauf dazu brachte, seinen Kopf in den Nacken zu werfen.
...
Als wir etwa eine halbe Stunde später mit seiner Familie am Frühstückstisch saßen, hoffte ich sehr, dass man mir nicht ansehen konnte, was ich gerade getan hatte. Mateos Mutter war sehr nett und hatte ein riesiges Buffet vorbereitet. Seltsamerweise wunderte es niemanden, dass ich hier war. Dexter bedachte mich zwar mit einem neugierigen Grinsen, doch ich sah, dass er sich einen Spruch nach einem Blick von Mateo verkniff. Ich unterhielt mich ein bisschen mit Fynn, Mateos kleinem Bruder, darüber, dass er übermorgen wieder zur Schule müsse. Er machte gerade sein Abitur und ich erzählte ihm davon, dass es sich allein für das Gefühl endlich fertig zu sein, lohnte, am Ball zu bleiben. Aber er wirkte auf mich ohnehin total schlau und wie jemand, der sich immer Mühe gab.
Nach dem Frühstück schleppte ich Mateo als erstes zum Reichstagsgebäude. Es war schön zu sehen, wie leicht dieser Junge, von dem man meinen sollte, er hätte schon alles erreicht, zu begeistern war. Nachdem wir auch ein paar andere Sehenswürdigkeiten und Shoppingmalls passiert hatten, ließen wir uns schließlich im Tiergarten nieder.
Wir verfielen in ein lockeres Gespräch über Autos und nachdem Mateo mir von einem Porsche GR3 RS vorgeschwärmt hatte, fragte er mich nach meinem Traumauto. Ich brauchte keine Sekunde zum Überlegen. „Ein M240i, aber das Modell von 2019. In schwarz, mit Schiebedach und Alcantara-Sitzen." Mateo lachte auf. „Okay, wie lange hast du darauf gewartet, dass dich das jemand fragt?" Ich zuckte nur grinsend mit den Schultern und ließ mich ins kühle Gras fallen.
„Was möchtest du noch sehen?", fragte ich etwas erschöpft von der vielen Lauferei. Mateo spielte mit meiner Hand, die er die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte. Mehr als einmal war er erkannt und angesprochen worden, doch er schien sich nicht daran zu stören. „Etwas von dir. Wo spielst du Fußball?"
Und so kam es, dass ich Mateo Celoso, der vermutlich tausenden Stadien gesehen hatte, mit zu einem etwas abgeranzten Kunstrasenplatz schleppte. Ich war nur einverstanden gewesen, weil es ohnehin auf dem Weg lag. Er ließ den Blick über die Tribüne schweifen. Ich tat es ihm gleich und sah vor mir all die Erinnerungen, die ich mit diesem Platz verband. Bald würde ich all das aufgeben, wenn ich nach München ziehen würde.
Auch wenn sich mein Magen etwas zusammenzog, wusste ich, dass es okay war. Denn das hier war das Ende eines Kapitels und vielleicht würden sich ja dort neue Chancen ergeben.„Hast du einen Ball hier?", fragte Mateo und riss mich aus meiner Nostalgie. „Du hast mir so oft zugesehen, aber ich weiß gar nicht wie du spielst."
....
Etwa zwei Stunden später ließ ich mich völlig erschöpft neben Mateo auf den Kunstrasen fallen. Er fixierte mich mit seinem Blick und lächelte. „Ich wünschte wirklich, wir hätten noch mehr Zeit zusammen." Ich nickte schwach, denn er hatte Recht. All das hier fühlte sich viel zu gut an, um jetzt schon wieder vorbei zu sein.
„Naja, zum Fußballspielen gibt es bestimmt deutlich qualifiziertere Partner als mich," schob ich meinen Sarkasmus vor, um nicht zu emotional zu werden. Denn auch wenn mich dieser unglaublich charmante Spanier weicher werden ließ, war ich immer noch die kratzbürstige Zoe, denn irgendwas musste ja von mir übrig bleiben, wenn er mich wieder verließ.Mateo verzog das Gesicht. „Also ich fand es ziemlich hieß, dir beim Spielen zuzuschauen. Und auch in anderen Bereichen kann ich mir keine qualifiziertere Partnerin vorstellen." Sein Grinsen wurde eine Spur versaut. „Tja, naja, also ich finde da ist noch etwas Luft nach...", weiter kam ich nicht, denn Mateo warf sich auf mich und begann mich zu kitzeln. „Nimm das zurück," flüsterte er lachend. Nachdem ich mich eine Weile unter ihm wand, gab ich schließlich nach. „Okay, okay, ist ja gut. Es war vielleicht nicht die schlimmste Nacht, Arschloch." Das letzte Wort sagte ich auf deutsch. Er zog die Augenbraue hoch. „Arschloch? Das klingt irgendwie nicht nett." Ich streckte ihm die Zunge raus und ließ mich von ihm hochziehen.
Die Rückfahrt verlief recht schweigsam und die Leichtigkeit zwischen uns war durch die Abschiedsstimmung etwas gedämpft worden. Ich zwang mich, noch nicht darüber nachzudenken, solang es noch nicht so weit war, aber es fiel mir von Minute zu Minute schwerer. Alles, was wir taten, taten wir vermutlich gerade zum letzten Mal...
„Bereust du es? Das wir die Regeln gebrochen habe meine ich?", fragte Mateo schließlich. „Nein," erwiderte ich ohne Zögern und fand seinen Blick, in dem so viel Zuneigung lag, dass mir schwindelig wurde. Ich holte zu einer etwas ausführlicheren Antwort aus, denn auch wenn ich es normalerweise vermied, zu viel von mir preiszugeben, weckte Mateo in mir das Bedürfnis, ihm mein Herz auszuschütten.
„Nein, denn auch wenn das hier keine Zukunft hat, war die Zeit mit dir unvergesslich schön und ich würde es für nichts in der Welt ungeschehen machen, Mateo." Mein Herz wurde schwer und ich wendete den Blick ab, um nicht vor ihm loszuheulen. Ich hoffte inständig, dass er verstand, wie viel er mir bedeutete.
Denn das tat er. Er hatte mir nicht nur eine schöne Zeit beschert, sondern mich auch daran erinnert, wie es ist wirklich etwas zu fühlen. Und dass man diese Gefühle manchmal einfach zulassen sollte, statt sich wochenlang dagegen zu wehren und irgendwelche Ausreden zu erfinden.
„Das freut mich, denn ich sehe das ganz genau so, mi amor." Mit seiner freien Hand drückte er meine. „Du gibst mir das Gefühl, dass ich mehr bin als ein Fußballspieler. Dass mich Leute für mich mögen und nicht für mein Aussehen oder mein Geld. Und das nimmt mir damit die Last ab, immer Perfektion von mir zu erwarten."
Seine Worte trafen etwas so tief in mir, dass ich eine einzelne Träne, die mir nun über die Wange lief, nicht mehr zurückhalten konnte. Wir waren mittlerweile vor meinem Haus angekommen, doch keiner von uns war bereit, sich zu verabschieden. Denn es würde vermutlich unser letzter Abschied für immer sein. Denn wir wussten beide, dass eine solche Fernbeziehung nicht funktionieren würde und dass unsere Lebenspläne zu verschieden waren, um einen gemeinsamen Weg zu finden.
Mateo streckte seine Hand aus und wischte mir sanft über die Wange. Ich bekam plötzlich ein so starkes Bedürfnis nach seiner Nähe, dass ich mich kurzerhand abschnallte und mich auf seinen Schoß setzte, um mich in seinem Arm zu verkriechen. Ein letztes Mal. Kurz musste ich an gestern Abend denken, als wir ebenfalls in dieser Position waren, doch ich war viel zu traurig, um darüber lachen zu können. Er hielt mich fest an sich gedrückt und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab.
„Schaust du dir meine Spiele an?", fragte er und ich spürte, dass er grinste. „Würde es dich motivieren, wenn du weißt, dass ich dir zuschaue?", fragte ich zurück und blickte zu ihm auf. „Naja, immerhin habe ich so eine EM gewonnen, also schaden tut es definitiv nicht." Ich rollte mit den Augen. „So bodenständig wie immer. Aber ja, wenn es dich motiviert, stell dir einfach vor, dass ich jedes Mal wie eine Irre am Bildschirm klebe und dir zuschaue." Er brummte zufrieden und gab mir einen leichten Kuss. Einen letzten Kuss und diese Tatsache ließ ihn bittersüß schmecken.
„Tut es."
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my sunshine
RomanceEr ist ein Star-Fußballer, der immer alles erreicht hat, was er sich vornahm. Bis er sie traf. Matteo Celoso ist das Nachwuchstalent, von dem die Welt immer geträumt hat. Gerade mal Anfang 20 und schon wird der Halbspanier für die Nationalmannsch...