Prolog

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Unendliche Weiten. Versteckte Winkel. Gnadenlose Abgründe. Dunkle Tiefen. Unsere Welt wird von zwei Uhrmächten regiert. Licht und Schatten. Seit je her steht das Licht für die schönen Dinge im Leben, für die Freude, für die Versöhnung. Ein Babylachen, Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blattwerk der Bäume fallen, sich in Tausende Partikel auflösen, der feste Händedruck deines Opas, der Ausblick auf das weite Meer. All das macht unser Leben lebenswert, erfüllt uns mit Freude. Und dann gibt es da noch die Schatten die auf unseren Lebensweg fallen. Oftmals wird der Tod mit der Dunkelheit verbunden. Wenn es dunkel ist sehen wir nichts mehr, wir werden blind. Und genau das ist es vor dem sich alle fürchten. Denn die Menschheit lebt nach dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" , auch wenn wir es uns nicht eingestehen wollen. Wir verlernen so das positive Denken. Sobald ein Schatten auf unser Herz fällt, gibt es nur noch Gram in unserem Leben. Die Angst vor der Dunkelheit ist uns buchstäblich in die Wiege gelegt worden. Doch man muss es mal von der ganz anderen Seite betrachten. Im Schlaf umgibt uns die Dunkelheit, behütet uns. Trotz all unserem Hass und unserem Mistrauen der Dunkelheit gegenüber. Licht und Schatten ergänzen sich. Schattenspiele auf der lichtüberfluteten Wand. Sie können sehr faszinierend für uns sein. An einem Abend im Juni huschten die Schatten der Troger über die Wände von Lurthorns heiligen Hallen. Ihre Pferde bäumten sich auf, ein heißer, trockener Wind kam auf und fegte über den Palast. Zitternd mit, weit aufgerissenen Augen starrte die Gestalt eines hochgewachsenen Mannes in den abendlichen Himmel. Am Horizont sah man den letzten Schein der untergehenden Sonne, die Finsternis machte sich am Himmel breit. Gedämpft drangen die Rufe der aufgebrachten Soldaten zu dem Mann hoch. "Mein Herr Luthorn, sie bitten um Verhandlung. Sie wollen die Prophezeiung lesen.", ertönte eine Stimme hinter ihm. Er ballte die Fäuste und verzog sein Gesicht zu einer verbitterten Miene. "Diese Prophezeiung gelangt an niemanden. Niemand wäre ihr würdig!", sein Stimme wurde immer lauter zu einem zornigen Aufbrausen. Erschrocken machte sein Gegenüber einen Schritt nach hinten. "Geh! Sage ihnen, wenn sie in Frieden mit ihrem König Leben wollen, sollten sie nie wieder mit diesem, Anliegen vor unsere Tore treten," der Soldat nickte kurz und rannte dann stolpernd aus der Halle. "Du solltest dich nicht gegen deines Gleichen stellen. Das Licht überlebt nicht ohne die Schatten." , ertönte Seltas Stimme in seinem Kopf. Sein Blick wurde weicher bei dem Gedanken an die Uhrgöttin des Lichts. Er trat wieder ans Fenster. In der Ferne verschwanden die Silhouetten von Oskars Reitern. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Langsam reckte er sein Kinn in die Höhe. So sollte es kommen...

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt