Flynn
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"Sag mal, spinnst du eigentlich? Was ist denn in dich gefahren?!", fuhr Simon mich an. Auf der Veranda vor der Haustür kam ich zum Stehen und stütze mich auf das Geländer. "Wir müssen hier weg, ich halte das nicht mehr länger aus.", beschwerte ich mich und sah nach draußen in die stockfinstere Nacht. Ich konnte Simons entgeisterten Blick in meinem Rücken spüren. "Das ist jetzt nicht dein Ernst. Alter, wenn du gehen willst dann, hau ab. Ich bleibe hier." Damit drehte er sich um und verschwand wieder im Haus. Ich ließ ein wütend es Scgnauben hören und sprang über das Geländer. Dann wurde ich eben alleine nach Hause gehen. "Wo willst du denn auf einmal hin?", hörte ich Melissas Stimme hinter mir. Ich atmete einmal tief durch und drehte mich dann um. "Ich habe etwas wichtiges vergessen. Warte nicht auf mich, ich weiß nicht ob ich wieder komme." und ohne Melissas Antwort abzuwarten verschwand ich in einer Gasse, die zu unserer kleinen Hütte führte. Leise öffnete ich die Tür, doch es ließ sich nicht vermeiden, dass sie wie immer leise in den Angeln quietschte. Ich lief über den Flur an den Zimmern meiner Geschwister vorbei. Die Tür zu Antons Zimmer stand sperrangelweit offen, sodass das Licht, das immer im Flur brannte sein Zimmer erhellte. Er lag friedlich in die Decke eingekuschelt in seinem Bett. Unwillkürlich musste ich lächeln. Er sah auch einfach zu niedlich aus, wie er da lag, mit seinen kleinen speckigen Händen sein Kuscheltier umklammernd. Aus dem Zimmer meiner kleinen Schwester Aria drang leise Musik. Alles war ie immer. Nur das Zimmer von Fenja war leer. Sie war noch auf der Party. Bei dem Gedanken daran, dass auch sie den Kuss gesehen haben könnte, graute es mir. Das würde sie mir mein Leben lang vorenthalten. Ganz am Ende des Flures lag das Zimmer meiner Mutter. Mein Herz wurde schwer als ich die eine leere Betthälfte von Mum und Dads Ehebett sah. Mein Dad war in den Krieg gezogen, das letzte mal hatten wir ihn vor einem Jahr gesehen. Wir wussten nicht wie es ihm ging, oder ob er überhaubt noch lebte. Er war aus unserem Leben verschwunden. Jeden Sonntag morgen machte einer von uns in der Kirche für ihn eine Kerze an. Schnell schlüpfte ich durch den schmalen Türspalt in mein Zimmer. Das Fenster stand offen und ein lauer Spätsommer Wind wehte herein und ließ die dünnen Gardinen flattern. Langsam lief ich über die knarzenden Dielen zu meinem Kleiderschrank und zog meinen Pyjama über. Erleichtert ließ ich mich auf mein Bett fallen und zog mir die Decke bis untere Kinn. Gedankenverkoren betrachtete ich die Decke und musste wieder an die für mich missglückte Party denken....an Melissas Kuss... Ich schüttelte den Kopf, um die lästigen Gedanken zu vertreiben und schloss die Augen. Doch ich fand einfach keine Ruhe. Immer wieder drehte ich mich im Bett hin und her, warf mich von einer Seite auf die andere. Es machte keinen Sinn. Mit einem unwilligen Stöhnen richtete ich mich ruckartig auf und schwang meine Beine über die Bettkante. Erschöpft vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. Ein lautes Seufzen entführt mir. Unbewusst wanderte mein Blick im Zimmer umher und blieb an einer besonders dunklen Zimmerecke hängen. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ich hatte die Dunkelheit noch nie gemocht. Schnell stand ich auf und eilte zu meinem Kostertisch, auf dem eine dicke Kerze stand. Schnell zündete ich sie an, um du lästigen Schatten der Nacht zu vertreiben. Dann verschwand ich wieder in meinem Bett, doch schnell wurde klar: an Schlaf war nicht zu denken. Ich lag also die ganze Nacht in meinem Bett und litt unter Halbschlaf-Wahnvorstellungen und zermaterte mir den Kopf darüber, was mit Melissa war. Erst als schon die ersten Sonnenstrahlen über die Hügel jenseits der Stadt krochen, fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Als meine Mutter Morgens ins Zimmer kam, um mich für die Schule zu wecken, grummelte ich nur etwas von "mir geht es nicht gut, ich bleib heute zu Hause", drehte mich um und schlief weiter.Am frühen Mittag schlurfte ich in die Küche und schnappte mir ein Stück Brot von der Anrichte. Ich war tot müde und hatte das Gefühl ungefähr einen Mond nicht geschlafen zu haben. Mehr aus Gewohnheit als aus Interesse warf ich einen Blick auf die große Küchen -Uhr meines Großvaters. Es war viertel nach eins. In einer Stunde würde die Schule beendet sein. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Fenja wollte heute mit ihren Freundinnen nach Hause kommen und das hieß, dass auch Melissa dabei sein würde, denn sie gehörte ja auch zu der "coolen Mädchen-Clique". Kaltes Entsetzen packte mich bei dem Gedanken an die wild gackernden Mädels. Ohne lange nachzudenken, stürmte ich in Emin Zimmer, zog mich um und stürmte aus dem Haus, in der Hoffnung, dass irgendeiner meiner Kumpels heute Zeit hatte.
Mit Mühe kämpfte ich mich durch das kniehohe Gras der Weisen außerhalb von Seltau. Soweit ich wusste, wollte Simon seinen Eltern heute bei der Feldarbeit helfen. Ich hoffte ihn also dort anzutreffen. Es war ein sehr warmer Tag, die Luft flimmerte leicht und das Summen tausender Insekten war zu hören. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und sah in den strahlend blauen Himmel. Am Horizont türmten sich dunkle Gewitterwolken auf. Ohne auf meinen Weg zu achten lief ich weiter. Bald wurde das kniehohe Wiesengras von sanften Weideflächen abgelöst und ich hörte leise die Glocken der Tauglims schlagen, die friedlich und träge, wie sie nun mal waren in großen Gruppen daher zogen. Bald kam ich an einen Waldrand. Dahinter lagen mienr Erinnerung nach die Ländereien der Stockers, Simons Familie. Früher haben Simon und ich oft hier draußen jenseits der Stadtmauern Höhlen gebaut, Waffen geschnitzt, seltene Tiere gejagt oder im kleinen Bach, der durch den Wald floss, gebadet... Doch all dies taten wir schon lange nicht mehr, wir waren aus diesem Alter heraus gewachsen. Ein Grinsen erschien auf meinem Gesicht bei dem Gedanken an die vielen Streiche, die wir schon gespielt hatten. Einmal haben wir dem damaligen Hüter von Mr. und Mrs. Stockers Tauglims ein Schlafpulver in seinem Bierkrug verabreicht und dann seine Tiere in den Wald entführt. Dabei sind leider zwei Tauglims verloren gegangen. Das fanden Simons Eltern dann nicht so lustig.... Danach wurden wir zu einer Saison Feldarbeit verdonnert. Plötzlich prallte etwas hart gegen mich, sodass mir die Luft weg blieb. Erschrocken wurde mir bewusst, dass ich har nicht mehr auf meinen Weg geachtet hatte.. Flynn, du Narr , schalte ich mich in Gedanken und beugte mich zu dem Etwas runter, das ich soeben angerempelt hatte...
So Leudiiiiis, hier ist das nächste Chap ;-)
Wir hoffen es gefällt euch. Kritik und Anregungen gerne in die Kommis! In wen denkt ihr, ist unser werter Herr Flynn denn da reingerannt...? Ratet mal :-)
Bis zum nächsten mal und ein FETTES DANKE an alle, die das hier lesenSilverstreams&Miminewyork
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Das Licht des Schattens
FantasyWas ist wenn Licht und Schatten sich treffen? Seit Anbeginn der Zeit ist das Gesetz in den Stein gemeißelt. Das Gesetz des Guten und Bösen. Doch was, wenn die Menschheit sich geirrt hat? Wenn die Schatten nicht von Grund auf böse sind und das Licht...