Das Verhängnis des Lichtes

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Flynn
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Noch benommen vom Schlaf stampfte ich durch die menschenleeren Gassen zu unserer Stadt. Neben mir lief Fenja und ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie sie am frühen Morgen schon so putz-munter sein konnte. Stöhnend strich ihr mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Ich hatte mal wieder die halbe Nacht wach gelegen und mir den Kopf über den mysteriösen Labrador zerbrochen. Und das bekam ich jetzt mehr denn je zu spüren. Jetzt schon wurde mir bei dem Gedanken schlecht, gleich wieder in unserem über füllten Klassenraum zu sitzen und mir die langweiligen Vorträge von Mr. Kinaki anhören zu müssen. Er erzählte uns immer die gleichen Geschichten aus der Zeit unserer Urahnen. So weit ich mich noch dunkel daran erinnern konnte, nahmen wir gerade die Taufe Costaciens durch. Wie damals der erste und auch bekannteste König unseres Landes ein riesiges Fest gab, auf dem plötzlich Anhänger Oskars auftauchten und das ganze Festgelände in Brand steckten. Trotz der vielen Aufstände, die das Haus des ehemaligen Königs dann noch zettelnten, setzte sich Luthron durch und bezahlte dadurch mit vielen Soldaten-Leben. Gerade war König Tespar der 4. vom Hause Luthorns an der Herrschaft. Er war ein akzeptabler König, man bekam als gewöhnlicher Einwohner von Seltau nicht viel von ihm mit. Er verschanzte sich meist in seinem prunkvollen Schloss, das wie eine wachende Raubkatze über der Stadt aufragte. Schützend und zugleich gefährlich. Nur einmal im Jahr gab Tespar ein großes Fest, zu dem meist nur die Einwohner der Villen-Street eingeladen wurden. Leute wie Melissa erzählten dann nachher mit leuchtenden Augen vom Reichtum des Königs und dem göttlichen Essen, das auf großen Silbertabletts an der sündhaft langen Tafel serviert wurde. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als das schrille Klingen unserer Schulglocke ertönte. Wir waren schon an unserem Schulhof angekommen und die Schüler drängten sich durch das große Tor, gerade so, als ob sue sich auf den bevorstehenden Unterricht freuen würden. Ich ließ mich einfach von dem Strom mitziehen. Einmal mehr viel mir auf, wie über füllt die einzige Schule in Seltau war. Die ein oder andere Bauernfamilie konnte es sich nichtbmerh leisten ihre Kinder hier her zu schicken. Die Kinder mussten Tag und Nacht auf dem Feld mithelfen und außerdem stieg das Schulgeld stetig an, da immer mehr Kinder kamen. Meine Mutter hatte das Geld mit Mühe aus Tomas Erbe zusammen gekratzt. Duse war eine erfolgreiche Schneiderin gewesen, bis sie vor einem Jahr starb und Mum ihre Schneiderei hinterließ. Mum versuchte sie so gut wie möglich weiter zu führen, aber vier Kinder nehmen viel Zeit in Anspruch. Anton kann sie oft bei Mrs. Apu, einer älteren Dame, die am Rande der Stadt lebt abgeben, doch Aria muss sie solange sie noch nicht in der Schule ist, oft mit zur Arbeit nehem. Doch mittlerweile hat dich Mum ganz gut als Chefin eingelebt und hat Tomas beste Stammkunden behalten. Und nach und nach kommen auch neue Kunden und sehen sich Mums Arbeit an. Für uns sieht es also eigentlich relativ gut aus, doch erst letzten hat ein Junge aus unserer Klasse du Schule verlassen müssen, da seine Mum das Geld nicht mehr aufbringen konnte. Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. Genervt drehte ich mich um und warf Ante, der mit einem schelmischen Grinsen hinter mir stand, einen fragenden Blick zu. "Naaa? Hattest du Gestern Herzversagen, oder was war los?", wollte er wissen. Irritiert sah ich ihn an. "Nein.... mir war nur nicht so gut, ich hatte Kopfschmerzen und war ziemlich müde.", versuchte ich zu erklären. Das entsptach wenigstens der halben Wahrheit. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir inzwischen schon im Schulgebäude waren und die Treppen zum ersten Stock, in dem unser Klassenzimmer lag, schon zwischen den Schülermassen auftauchten. Ante lenkte auf unser Gesprächsthema zurück: "Ich dachte nur, dass du vielleicht Angst hattest Melissa wieder zu sehen." Sein Blick verriet, dass er genau wie die anderen, immer noch nicht begriffen hatte, dass ich nichts für den Schulschwarm empfand. Ich seufzte. Wenn er wüsste wie nah er mit dieser Vermutung an der Realität lag... Nur war es nicht so, wie er wahrscheinlich dachte. Viel mehr graute es mir vor der nächsten Begegnung mit Melissa, da ich keine Ahnung hatte, wie ich ihr klar machen sollte, was ich von dem Kuss hielt, nicht etwa, weil ich unsterblich in sie verliebt war. "Du machst das schon, Kumpel!", ließ Ante verlauten und klopfte mir auf die Schulter bevor er im Klassenzimmer verschwand. Ich seufzte und betrat ebenfalls den Raum. Ohne mich lange damit aufzuhalten die Klasse nach der Mädchen-Clique abzusuchen, bahnte ich mir einen Weg zu meinem Tisch, wo ich meine Tasche lustlol fallen ließ und mich dann schließlich zu Ante, Calvin und Markus. Sofort wurde ich überschwänglich begrüßt, als wäre ich wochenlang nicht da gewesen. Genervt ließ ich die tausenden Anspielungen bezüglich Melissa über mich ergehen und versuchte es einfach so gut wie möglich zu ignorieren. Nach einiger Zeit stießen auch Biron und Simon zu uns. "Und Flynn, hab' gehört, dass du Pfer dieser durchgeknallten Neuen geworden bist! Also ganz ehrlich, die will wirklich niemand als Fangirl haben!" Die Gruppe brach auf Markus' Kommentar hin im schallendes Gelächter aus. Auch auf mein Gesicht bahnte sich ein Schmunzeln."So kann man es wohl sagen! Sie ist im Wald einfach in mich rein gerast.", bestätigte ich. Als hätte sie uns gehört kam das Mädchen auf einmal zur Tür herein. Ihre schwarz glänzenden, langen Haare fielen ihr in leichten Wellen über die Schulter. Skeptisch warf sie uns einen Blick zu, als sie unsere abschätzenden Blicke bemerkt. Schnell drehte ich mich wieder um. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie war diese Situation mir unangenehm. Irritiert über mich selbst versuchte ich einfach so normal wie nur möglich zu wirken, konnte es aber nicht vermeiden, dass meine Blicke immer wieder zu ihr und Lydia, die ihre neue Freundin zu sein schien, hinüberhuschten. Ich war fast schon dankbar, als Mr. Kinaki die Tür hinter sich ins Schloss knallte und somit eine weitere Stunde langweiligen Unterrichts begann.

Flynn + Melissa
stand dick und fett an der Tafel, las ich und die Anderen nach der Pause wieder den Klassenraum betraten. Emtgeistert blieb ich stehen. "Das ist ja mal mega uncool. Wie alt sind wir noch mal?!", entfuhr es mir. Biron drehte sich um: "Du hast Recht....." ich wollte schon erleichtert aufatmen. Vielleicht hatten sie ja doch endlich begriffen, dass ich Melissas Gefühle nicht erwiderte. "Aber eigentlich stimmt es ja.", fügte Ante hinzu und machte damit meine letzten Hoffnungen zu nichte. Ich sagte einfach gar nichts mehr und ging zu meinem Platz. Als ich mein Heft der letzten Stunde zu klappen wollte, um es in meine Tasche zu stecken, fiel mir etwas ungewöhnliches auf. Unter dem Text, den wir in der Stunde von der Tafel abschreiben sollten, stand noch etwas, das ich aber nicht geschrieben hatte. Tiefe Falyem bildeten sich auf meiner Stirn, als ich las, was da stand:
Ein leerer Gang, durchflutet mit gleißendem Licht. Ich hatte das Gefühl, das Licht brannte auf meiner Haut. Ich lag schmerzverzerrt am Boden. Immer wieder schlug eine Peitsche auf mich ein. An meinem Rücken waren viele Blutig geschlagene Striemen zu sehen. Der Schmerz war unerträglich. Ein in Weiß gekleideter Mann kam von vorne auf mich zu. " Mosta*!" rief er. Er bückte sich und nahm mein Kinn. Sein tiefer Blick bohrte sich in meine Augen. ,, Lukit Hanet" der Mann ließ mich los, sodass ich unsanft auf den Boden knallte. Der Mann der mich ausgepeitschte hatte, packte mich am Handgelenk und zog mich hoch. Grob schubste er mich vor sich her. Ich hatte das Gefühl endlos mit Schmerzen durch ein weißes nichts zu laufen..."

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt