Raining Sun

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Flynns Sicht:
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Langsam streckte ich meine Hand aus. Ich achtete peinlich genau darauf, keine hektischen Bewegungen zu machen und meinen Atem so gut es ging flach zu halten. "Flynn? Alter, was machst du hier, ich suche dich schon die ganze Zeit!" Der Dornatus zuckte zusammen, drehte sich in einer ruckartigen Bewegung um und flog davon. Wutentbrannt fuhr Ich zu meinem Freund herum, der mit einem breiten Grinsen den Abhang hinab kletterte oder viel mehr stolperte. "Du Penner! Ich konnte ihn fast schon berühren, verdammt!", fluchte Ich laut. Das Grinsen auf dem Gesicht meines Freundes wurde jedoch immer breiter. "Reg dich ab. Ich wollte nur fragen ob das mit Heute beschlossene Sache ist.", schnaufend kam er neben Mir zum stehen. Ich verdrehte nur die Augen, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. Etwas wehmütig sah ich dem Dornatus hinterher, der langsam als kleiner Punkt in der Ferne verschwand. Dornati waren riesige Eisadler. Äußerst scheue Tiere und man bekam in Seltau von ihnen nur selten welche zu sehen. Der Blick meines Freundes folgte meinen Augen und er ließ ein genervtes Stöhnen hören. "Sei doch nicht so spießig! Das ist Ungeziefer! Sie zerstören unsere Ernte..." Ich drehte mich zu ihm und warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach. War ja mal wieder klar, dass Simon nur an die Ernte dachte. Seine Eltern waren Berufs-Bauern, die angesehensten der Stadt, und ihre Tauglim-Milch war wirklich einmalig. Ich klopfte ihm also lachend auf die Schulter und machte mich an den Aufstieg. "Übrigens: du hast Vogelscheiße in deinen Haaren." Meine Aussage wurde mit einem erschrocken Aufschrei quittiert. Ich konnte nicht anders, als laut los zu lachen. Oben angekommen, blickte ich auf Simon herab und rief noch: "Wir sehen uns heute Abend bei mir. Vielleicht solltest du dich vorher noch duschen." Ich machte, dass ich wegkam, denn eine Ladung feuchter Erde flog zu mir hoch.

Ich riss die Tür zu meinem Zimmer auf und schmiss Mich auf mein Bett. Gedankenverloren starrte ich an die Decke. Ich wusste nicht genau, was ich von Heute Abend halten sollte. Sollte ich mich freuen? Sollte ich mich vor Angst unter meinem Bett verkriechen? Heute Abend war eine große Party bei Melissa. Bei Melissa Herriet. Klassenkameradin von mir und zugleich hübschestes Mädchen der Stadt. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil meine Kumpel und ich nicht gerade unbeliebt waren, hatte ich nicht wirklich ein gutes Gefühl bei der Sache. Seit dem ersten Schulabschnitt, versuchten die Freundinnen von ihr und meine Freunde uns miteinander zu verkuppeln. Sie checkten einfach nicht, wie hart das auf die Nerven ging!
Immer wieder machten sie Anspielungen oder dumme Bemerkungen, doch Melissa und ich wollten das gar nicht. Wir waren nur Freunde und das sollte auch so bleiben. Zumindest war das von meiner Seite aus so. Simon behauptete, dass Melissa abgrundtief in mich verknallt sei, was er sich wahrscheinlich eh nur ausgedacht hatte. Heute Abend wollten wir Jungs uns hier treffen, um uns dann gemeinsam in die Höhle des Löwen zu wagen. Deprimiert stieß ich meine Luft aus und richtete mich auf. Ich stellte Mich vor den Spiegel und betrachtete den Jungen, der mir da lustlos entgegen blickte. Erschöpft fuhr ich mir durch meine hellblonden Haare, die mir lose in die Stirn fielen. Plötzlich flog die Tür auf und meine kleine Schwester kam wie immer unangemeldet herein gestürmt. "Mum sagt, du sollst was essen kommen!", rief sie und genauso schnell wie sie gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden. Überrumpelt nickte ich, wohl der Tatsache bewusst, dass sie das sowieso nicht mehr sehen konnte. Mir blieb also nichts anderes übrig als mich auf den Weg in die Küche zu machen. "Hallo!", grummelte ich, als ich hinein kam. Meine Mutter stand an der Feuerstelle und rührte in unserem großen Kochtopf herum. Ein wohltuender Duft stieg daraus auf. Ich ließ mich auf meinen Holzhocker gegenüber von meiner kleinen Schwester und neben meinem kleinen Bruder Anton fallen. "Anton hat einen Stein gefunden!", sagte dieser stolz und hielt mir einen kleinen kreisrunden Kieselstein unter die Nase. "Ja, ganz toll!", sagte ich nur kurz angebunden und schob seine kleine speckige, versabberte Hand weg. "Hey, warum so schlecht gelaunt, gehst du nicht heute Abend auch zu Melissa." Gekonnt ignorierte ich meine Zwillingsschwester, die gerade eben zur Tür herein gekommen war. Neckend Kniff sie mir in die Wange und fing sich so einen Schlag auf die Finger ein. Ich warf ihr den bösesten Blick zu, den ich auf Lager hatte, was ihr nur ein lautes Lachen entlockte. "Ist gut jetzt ihr zwei, setz dich hin Fenja!", ging meine Mutter dazwischen und wischte sich ihre fettigen Finger an der Schürze ab. Das gesamte Essen über versuchte ich so wenig wie möglich mit den anderen zu reden. Nachdem ich meine Schale leer gegessen hatte, schob ich laut quietschend den Hocker nach hinten. Mit einem "ich bin weg" verließ ich dem Raum. Den vorwurfsvollen Blick meiner Mutter bemerkte ich nur noch so nebenbei.

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt