Sturmböen

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Flynn
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Alles in mir zog sich zusammen. Ich hätte mich freuen, ihn umarmen sollen. Wie oft hatte ich still und heimlig um ihn getrauert. Wie oft hatte ich wegen ihm geweint. Wie oft hatte ich mir ihn zurück gewünscht und es trotzdem nicht eingesehen. Mein Großvater hatte sich nie mit uns verstanden. Als ich ein kleiner Junge war, hatten er und Mum sehr oft Streit. Zu oft. Großmutter saß dann immer mit mir und Aria im Wohnzimmer und hat mit uns gespielt, um uns abzulenken. Doch ihr helles Lachen konnte die Schreie, die durch die geschlossene Tür drangen nicht übertönen. Sie hat ihn geliebt. Mum hat ihn geliebt. Und Aria. Doch ich konnte ihn nie leiden, er war mir zuwider. Er war in meinen Augen egoistisch, rüpelhaft und unfair. Und dann einem Mittwoch, an dem ich Grandma besuchen wollte, war sie nicht mehr da. Ich kam ins Haus, es lag so eine seltsame Atmosphäre in der Luft. Mehrere Male rief ich nach Grandma, doch es kam keine Antwort. Als ich in die Küche kam, saß er da. Zusammengekauert, bleich. Ein seelisches Wrack. Seine Augen waren glasig, als er mich ansah. Kleine Tränen liefen durch seine tiefen Faltenfurchen. Er brauchte nichts zu sagen, ich wusste es. Grandma war tot. Ich war damals 10 Jahre alt gewesen. Ich wusste nicht wieso, aber ich ging auf meinen Großvater zu und umarmte ihn. Lange Zeit saßen wir einfach nur da und sagten nichts. Ich konnte es noch gar nicht wirklich realisieren, doch Abends in meinem Bett wurde ich dann von schrecklichen Weinkrämpfeb gepackt. Es war eine sehr schwierige Zeit für uns. Ein paar Monate später starb auch Grandpa und mit ihm der letzte Teil, der noch von Grandma übrig gewesen war. Zumindest fühlte es sich so für mich an. Ich vermisste sie. Sie und zu meinem eigenen Erstaunen auch Grandpa. Ich spürte heiße Tränen meine Wangen hinunter laufen, sie brannten auf meiner Haut, vernebelten meine Sicht. Der ganze Schmerz und die Erinnerungen kochten in mir hoch. Ich spürte, wie sich meine Füße in Bewegung setzten. Raus aus der Tür. Raus aus diesem Haus. Im Augenwinkel sah, dass Jara mir folgen wollte, doch sie wurde von meinem Großvater aufgehalten. Meinem Großvater. Wann war er für mich, Fenja und Aria ein Großvater gewesen?? Wann hatte er uns die Liebe gegeben, die Enkelkinder von ihren Großeltern brauchen?? Und trotz allem liebte meine Familie sie. Und ich kam nicht drumherum. Ich hatte ihn vermisst. Ihn und seine rüpelhafte Art, sein großkotziges Verhalten. Oft hatten wir mit seinen harten Worten kämpfen müssen, für die er sich nie entschuldigt hatte. Mit zitternden Knien setzte ich auf eine morsche Bank in der Nähe der Hütte. Ich hatte nicht die Kraft, um weiter zu gehen und von hier hatte man einen großartigen Blick über die gesamte Stadt und deren Ländereien, da die Hütte an einem Berghang lag. Auf der Spitze des Berges trohnte das Schloss. Der leichte Wind trocknete meine Tränen. Du musst jetzt stark sein, Flynn. Das wird schon alles wieder.... Plötzlich wurde ich durch lautes Scheppern und aufgeregte Rufe, die aus der Hütte drangen aus meinen Gedanken gerissen. Sofirt sprang ich auf und riss die Tür auf. Jara lag in einem Haufen Bücher, halb auf ihr das morsche Regal, ihre Augen weit aufgerissen. Entsezt sah ich mich nach meinem Großvater um, doch konnte ihn niergends entdecken. Statdessen stand eine schwarze Gestalt mit glühend roten Augen in der Mitte der Hütte. Sie bebte vor Zorn. Etwas unnatürliches ging von ihr aus, das ich mir nicht erklären konnte. Als die Gestalt mich bemerkte, fuhr sie mit einer schnellen, geisterhaften Bewegung zu mir herum und gab eine Art kehliges Knurren von sich. Dann zog sie ihren wallenden schwarzen Umhang vor ihr Gesicht und... löste sich in Luft auf. ich hörte es laut über mir krachen. Ein Blick nach draußen verriet mir, dass sich ein Unwetter über Seltau zusammen gezogen hatte. Wer war das gewesen? Geschockt blieb ich in der Tür stehen und rannte schließlich zu Jara, die zitternd auf dem Boden lag. Ihr Finger waren verkrampft und ihre Augen glasig. "Jara? Jara, was ist passiert?!", rief schon fast panisch. Von draußen wehte ein beißend kalter Wind herein. Doch Jara reagierte nicht. Was war geschehen?!

"Bist du verrückt, wieso hast du das getan?! So wirst du sie nie überzeugen können, du vergraulst sie doch nur!"
"Von dir brauche ich mir gar nichts sagen lassen! Hat es bei dir bisher funktioniert?! Deine sanfte Art bringt dich nicht weiter!"
"Es wird nicht lange dauern, bis sie auf die beiden aufmerksam werden. Und wenn das geschieht, haben wir verloren. Dann müssen wir weitere jahre warten, um sie uns nur wieder wegnehmen zu lassen!"
"Das dürfen wir auf keinen Fall zu lassen. Es ist schon schlimm genug, dass sie die Prophezeiung falsch verstehen. Wir müssen ihnen endlich die Augen öffnen!"
"Das dürfen wir nicht! Sobald wir uns in ihr Schicksal einmischen, verhindern wir den Lauf der Zeit!"
"Glaubst du, dass irgendwann noch etwas geschehen wird? Willst du das es noch weitere tausend Jahre so weiter geht und bloß zu sehen?!"
"Es war schon riskant genug, dass du überhaupt dich unter sie gemischt hast!"
"Es muss etwas geschehen! Ich werde nicht weiter zu sehen, wie sie sich selbst und ihr Umfeld zerstören!"
"Du musst! Wir haben grenzenlose Mittel, doch setzen wir sie ein, nehmen wir ihnen die Entscheidungskreift!Wenn wir versagen..."
"Wenn wir versagen bleibt alles bein alten. Für uns wird sich nichts ändern!"
"Aber ihr Leben wird verwirkt sein."
"Vielleicht soll das auch. Vielleicht sollten wir einfach allem seinen Lauf lassen..."

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt