Schwärze

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Jara
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Lange hatte ich einfach nur da gesessen und gegrübelt. Ich sah in den, von Sternen übersähten Nachthimmel. Immer wieder erschien vor meinem inneren Auge ein Bild meiner Mutter. Ich saß unter einer Tanne. Dort hatte ich mit meinem Vater und meiner Mutter früher oft gesessen und geredet. Erst jetzt merkte ich wie gut ich ihren Verlust verdrängt habe. Ein tropfen lief mir über die Stirn. Da es immer noch regnete, war ich komplett nass und durch gekühlt, doch ich wollte nicht gehen. Es war zuviel passiert, um es einfach auf sich beruhen zu lassen. Dieser Ort war einer der wenigen Orte, an denen ich mich so wie früher fühlte. Früher in der Zeit, in der ich als kleiner Hüpfer über die Frühlingswiese gesprungen und völlig dreckig nach Hause gekommen war. In der ich, wenn Schnee lag, mit Papa den kleinen Hügel hinunter gebrettert war. Die Zeit die ich mir nun so sehr zurück wünschte. Dies alles war nun vorbei. Ich hatte meine Eltern verloren und mein altes Leben verlassen; ich war dabei, mir ein neues aufzubauen.
Ein dicker Tropfen landete auf meiner Nase. Noch halb am schlafen wischte ich mir das kühle Nass aus dem Gesicht und drehte mich einmal. Unter mir bewegte sich etwas. Es stand auf und mein Kopf fiel auf den harten Boden. Ich zog eine schmerzverzerrte Grimasse und stand auf. Ausversehen war ich wohl eingeschlafen, ich war komplett durchnässt und meine Kleidung klebte an mir. Moon war zu meinem Erstaunen immer noch da, er war mir nicht von der Seite gewichen. Die ganze Nacht war er bei mir geblieben. Dieser Hund war etwas Besonderes. Ich stand auf und kraulte ihn. Die Sonne war schon aufgegangen und der Regen hatte aufgehört.

"Ist alles in Ordnung ? " Tante Emilia stand vor mir und begutachtete mich besorgt. "Du bist ja völlig durchnässt! Was ist denn passiert ? "
Ich überlegte ob ich ihr die Wahrheit erzählen sollte, entschied mich aber dagegen. " Ich bin heute morgen spazieren gegangen und es hat angefangen zu regnen. " Langsam zog ich mir meine Jacke aus und legte sie ins Bad, damit sie trocknen konnte. Genauso mit meiner Hose.
Ich ging auf mein Zimmer und dachte an all die schönen Dinge, die ich mit meinen alten Leben. Wie ich mit Mama einen Kuchen gebacken habe und mir ein Ei auf den Boden gefallen ist, worauf Papa ausgerutscht war.
Ich versuchte die schlimmen Erinnerungen zu verdrängen, doch sie kamen immer wieder.
Ich schloss meine Augen. Schwärze war nun zu sehen. Eine durchdringene Schwärze kam zum vorschein. Tief und undurchdringlich, doch trotzdem nicht traurig und böse, sondern beschützend.
Auf einmal sah ich ein Bild. Ein Junge mit blonden Haaren. Warum gerade er? Wild gedanken schossen mir durch den Kopf. Er war ein Idiot der sich für etwas besseres hielt.Und jetzt wo er mit dieser Melissa zusammen war, sollte ich ihn noch mehr hassen. .Er war und bleibt ein Angeber und das würde sich nicht ändern. Nicht heute und nicht morgen. In mir stieg ein brodelnes Gefühl hoch. Ich wusste nicht genau was es war. Eine Mischung aus Hass und Wut und noch etwas... Ich machte die Augen auf und starrte Löcher in die Wand. Warum hatte ich ein Bild von ihm gesehen ? Wiso konnte mein altes Leben nicht mehr weitergehen? Wiso musste mir das passieren? Warum musste mein Vater gehen ?
Ich schwor mir denjenigen zu hassen , der meiner Mutter das angetan hat.
Nachdem ich mich Bett fertig gemacht hatte ging ich nochmal hinunter. Meine Tante und mein Onkel lagen auf dem Sofa und lasen Zeitung. Ich setzte mich auf den Sessel und nahm mir die schon gelesene Zeitung. Meine Augen weiteten sich als ich das dort geschriebene las.
Die Bestie schlägt erneut zu.

Auch in den letzten Tagen wurden wieder Tauglims als vermisst gemeldet und es werden stetig mehr. Das einzige was man bisher von der Bestie weiß , ist das sie etwa so groß ist wie ein Wolf und nur in der Nacht zuschlägt.
Die Bürger werden gebeten nicht nach Untergang des letzten Sonnenstrahles die Stadt zu verlassen und sich Nachts Mut mindesten zwei Leuten aufzuhalten, da man nicht genau sagen kann wo sich die Bestie rumtreibt. Das ist alles zur ihrer Sicherheit.

"Habt ihr was zu dem Thema Bestie gehört?" Fragte ich neugierig. Onkel Charls schaute auf und sagte : " Ich habe von Werner Tram gehört das ihm zwei fehlen, deshalb haben wir beschlossen das du erstmal dort keine Tauglims hüten musst. "
Ich legte die Zeitung zur Seite und nickte. " Denkt ihr die Bestie würde auch Menschen angreifen ?" Fragend sah ich in die braunen Augen von Charls. " Ich weiß es nicht , aber man kann es leider nicht ausschließen. "
In meinem Bett fragte ich mich ob diese Kreatur wirklich so gefährlich war, denn niemand hatte sie bisher gesehen.

Als ich morgens beim Frühstück auf meinen Stundenplan schaute, sah ich das wir in der 3 Stunde Miss Jones haben. Diese Lehrerin war mir ein Rätsel. Ich nahm mir vor Sie heute mal zu beobachten und Lydia vor der Schule noch mal anzureden.
Die Stufen vor unserer Haustür waren zwar noch nass aber es hatte aufgehört zu regnen und die Sonne strahlte vom Himmelszelt hinab. Es war ein schöner Montag morgen. Viel besser als der regnerische Samstag. Ich war wirklich froh das wir nicht wieder Samstag hatten denn dort hatten wie Miss Jones in der ersten Stunde.
Nun dauerte der Schulweg auch nicht mehr so lang und das schultor war schon aufgeschlossen. Die Schülermassen strömten mit guter Laune in das große Backstein Gebäude und erzählten von ihrem Freien Tag. Den blonden Schopf meiner Freundin erkannte ich schon von weiten und hielt auf sie zu. " Hey Lydia " rief ich ihr entgegen. Sie drehte sich zu mir um. " Guten Morgen Jara " wir umarmten uns begeistert und brachten uns gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge. Lydia musste grinsen als ich ihr erzählte dass ich draußen geschlafen habe. Moon erwiderte ich aber nicht. Ich wusste nicht warum aber ein Gefühl sagte es mir .
In der Geschichts Stunde lief das gleiche Phänomen nochmal ab und ich hatte keine Ahnung warum. An diesem Unterricht verzweifelte ich.

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt