Flynn
--------------------------------"Flynn Benson!", schallte es durch die offenen Fenster hinaus in den Garten. Oh je! Wenn Papa mich so rief, verhieß das nichts Gutes! Ich ließ meine Schaufel liegen, mit der ich gerade ein riesiges Loch gebuddelt hatte, und sprintete ins Haus. Mein Vater stand in der Küche und wirkte so, als hätte ihn irgendetwas verärgert... Als er mich sah, zog er die Stirn in Falten. Verständnislos sah ich an mir hinunter. Ich war komplett voller Erde und hinter mir waren mehrere Schlammspuren, die wohl meine Füße hinterlassen hatten, zu sehen. Ups! Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf, das ich drauf hatte und sah meinen Vater aus großen, grünen Kulleraugen an. Mein Vater schien darauf reinzufallen und ignorierte vorerst die Tatsache, dass ich von oben bis unten eingesaut war. "Wo hast du Arias Bären hin getan?!", fragte er statdessen streng. Zerknirscht schaute ich auf meine Füße. "Er ist aus dem Fenster ins Gebüsch gefallen, als ich ihn Simon zu werfen wollte..." Insgeheim bereitete ich mich auf eine Standpauke vor, doch Papas Redeschwall wurde gestoppt, als Mama mit Aria auf dem Arm herein kam und einen entsetzten Ausruf hören ließ. "Flynn, was hast du denn gemacht?! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Schuhe an der Tür ausziehen sollst!" Ich wollte etwas zu meiner Verteidigung sagen, doch Mama drückte Papa Aria in die Hand und schnappte mich, um mit mir ins Bad zu gehen. Ich wehrte mich heftig. "Mama, ich will nicht baden! Ich hab übergestern schon gebadet!!!", kreischte ich, doch meine Mutter erwiderte nur mit einem Schmunzeln: "Das heißt Vorgestern und außerdem siehst du aus, als wärst du in einen Tauglim-Haufen gefallen und das willst du doch nicht oder?" Trotzig presste ich meine Lippen aufeinander. Ich musste zwar einsehen, dass Mama recht hatte, aber zugeben würde ich das nie. So wurde ich kurzerhand von meiner Mama in die Wanne gestellt und von oben bis unten eingeschäumt. "Mama, Mama, wo bist du? Ich bekomme die Knöpfe an meinem Kleid nicht auf!", dröhnte es plötzlich dumpf durch die Badezimmer-Tür. War mal wieder typisch Fenja! Die bekam nie etwas alleine hin! Mama seufzte genervt und rief: "Ich komme!" An mich gewandt sagte sie: "Warte hier, ich komme sofort wieder." Ich nickte nur und beobachtete interessiert eine Seifenblase, die langsam in die Luft stieg und dann zerplatzte. Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter Mama ins Schloss. Plötzlich war es bis auf das leise Plätschern des Wassers sehr still im Bad. Ich seuftze. Und dieser Seufzer klang ungewöhnlich laut in meinen Ohren. Ich ließ meine Augen durch den leeren Raum schweifen. Da hörte ich einen quietschenden Aufschrei, der von dem Wind durch das offene Fenster herein getragen wurde. Dann Kinderlachen. Neugierig gemacht kletterte ich aus der Wanne, ergriff meinen Bademantel, hüllte mich darin ein und tapste zum Fenstersims. Ich lehnte mich gefährlich weit raus, um zu sehen, wer da draußen auf der Straße spielte. Unser Badezimmer lag im zweiten Stock, genau wie die Waschküche und ein Spielzimmer. Unsere Schlafzimmer, die Küche und das Wohnzimmer befanden sich im Erdgeschoss. Und direkt unter dem Badezimmer befand sich ein Fenster der Küche. Ich sah mein Dad, der am Fenster stand und wehmütig in die Ferne blickte. Ich mochte es nicht, wenn mein Vater so unglücklich aussah. Ich wollte ihn irgendwie aufheitern. Also lehnte ich mich weiter aus dem Fenster und wollte etwas nach unten rufen, als ich plötzlich mein Gleichgewicht verlor. Ich spürte nur noch, wie plötzlich der Boden unter meinen Füßen verschwand und ich gefühlte 100 Meter über der Straße baumelte. Natürlich war es in Wirklichkeit nicht so hoch, aber als kleiner Junge in einer großen Welt hat man manchmal eine andere Wahrnehmung. Ich riss entsetzt die Augen auf und wollte nach meinem Papa rufen, doch da sah ich im Augenwinkel, wie er das Fenster pfeifend schloss. Er hatte wohl nichts mitbekommen. Langsam packte mich die Panik. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, lange würde ich mich nicht mehr halten können. Verzweifelt, versuche ich mich am Fensterbrett hoch zu ziehen. Vergeblich. Ich spürte wie Tränen meine Wangen runter liefen. Ob es Angst- oder Schweißtränen waren wusste ich nicht. Und dann rutschten meine Hände von dem glatten Stein ab und ich fiel... Insgeheim bereitete ich mich schon auf einen schmerzvollen Aufprall vor und kniff ängstlich die Augen zusammen. Doch ich prallte nicht unsanft auf dem Boden auf. Statdessen spürte ich, wie ich von unbekannten Armen aufgefangen wurde. Sofort lag eine, für mich ungewöhnliche, Stimmung in der Luft. Die Atmosphären um mich herum war geladen mit.... Macht. Unbeschreiblich große Macht. Langsam öffnete ich meine Augen, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich wissen wollte, wer mich gerade vor einem Fall aus 5 Metern Höhe gerettet hatte. Ich sah in das Gesicht einer wunderschönen Frau. Ihr Gesicht war zeitlos, ihre Augen strahlten. "Pass beim nächsten Mal besser auf, Kleiner. Wir brauchen dich noch!" Ihre Stimme war so weich, wie die einer Prinzessin, die mit vielen tapferen Rittern auf einer Burg tief im Wald voller Gespenster und Drachen lebte. Ich spürte, wie Hitze in meine Pausbacken stieg. Beschämt sah ich zu Boden... und erstarrte. Die Frau schwebte. Sie stand nicht, wie alle Frauen, die ich kannte, auf dem Boden, sondern flog leicht wie eine lustige Schneeflocke im Winter in der Luft. Ich machte große Augen und fragte: "Bist du ein Engel?" Sie lächelte und setzte mich auf der Fensterbank des Bades ab. "Ich bin das, was du dir in deiner Fantasie erträumst. Ich bin immer um dich, auch wenn du mich meistens nicht sehen magst." Langsam löste sie sich vor mir auf. Panisch rief ich: "Kann ich dich irgendwann wieder sehen?" "Eines Tages. Du bist zu großem bestimmt, Flynn Benson.", sagte sie, bevor ihre Stimme von dem warmen Spätsommerwind davon getragen wurde, als wäre sie nie da gewesen.
Bis Heute wusste ich nicht, wer die Frau gewesen war und warum genau sie gerade dann zur Stelle gewesen war, als ich ihre Hilfe am dringensten gebraucht hatte. Ich hatte sie danach nie wieder gesehen. Nie wieder etwas von ihr gehört. Doch jetzt wusste ich, wer die Stimme in meinem Traum war.
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Das Licht des Schattens
ФэнтезиWas ist wenn Licht und Schatten sich treffen? Seit Anbeginn der Zeit ist das Gesetz in den Stein gemeißelt. Das Gesetz des Guten und Bösen. Doch was, wenn die Menschheit sich geirrt hat? Wenn die Schatten nicht von Grund auf böse sind und das Licht...