Schattenspiel

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Jaras Sicht:
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Verträumt schaute ich der Sonne zu, wie sie hinterm Horizont verschwand. Es kamen manche Sterne zum Vorschein und je länger ich hinsah desto mehr wurden es. Kleine glitzernde Punkte die jedem Hoffnung geben könnten, doch die wollte ich im Moment nicht. Ich zog die Gardinen zu und schaute in mein stockdunkles Zimmer. Eine Welle der Geborgenheit überkam mich. Ich fühlte mich sicher in der Dunkelheit. Ich hatte das Gefühl nicht gesehen zu werden, aber dennoch alles zu sehen. Dunkelheit ist mir viel lieber als Licht, vorallem in diesen Zeiten. Vor zwei Tagen ist meine Mutter gestorben, umgebracht. Niemand weiß warum, oder wer es war. Die Dunkelheit gab mir einen guten Platz zum Trauern. Nun musste ich bei öden verwanten leben. Tante Emilia und Onkel Charls, eigentlich waren sie alle beide nett, doch konnten sie das Leben mit meiner Mutter keines Wegs überbieten. Etwas traurig bei diesem Gedanken nahm ich meine Tasche, die immer auf meinem Kostertisch (so etwas wie ein Schreibtisch) lag und trat auf den Flur, der immer im Dämmerlicht lag. Nur eine einzige Fackel erhellte die Portraits unserer Urahnen. Wie war es wohl zu deren Zeiten? Vor 200 oder gar 300 Jahren.
Am Ende des Gangs hing ein Bild meiner Familie: Papa , Mama und ich.
Traurige Gedanken überkamen mich. Ich senkte meinen Blick Und ging in die Küche. Leise fiel die Tür in ihre Angeln und ich verzichtete darauf Licht anzumachen. Nun holte ich aus dem Voratsschrank Tauglim- Milch. Ein Tauglim ist eine Mischung aus Ziege, Kuh und Schaf. Es hat Fell wie ein Schaf, Hörner wie eine Ziege und ist so groß wie eine Kuh. Hier in Seltau der Hauptstadt von Costacien werden diese Tiere als Nutztiere gehalten.
Ich holte mir aus dem Schrank ein Becher und trank einen großen Schluck. Nachdem ich den Becher abgewaschen hatte, biss ich in einen Apfel und ging aus der Tür. "Bin weg!", rief ich die Treppe nach oben. Emilia fand es ok, da sie meint, dass ich so den Frust am Tod meiner Mutter abbauen würde. Ich huschte durch unsere Nachbarschaft zum Stadttor, kurz vorher bog ich um die Ecke und rannte den Stadt Berg hoch. Früher sind meine Mutter und ich öfters mitten in der Nacht raus gegangen um oben auf der Spitze des Berges ein mitternachts Picknick zu machen.  Ich setzte mich auf einen Stein und schaute verträumt in den Nachthimmel. Alte Erinnerungen stiegen hoch und ich hatte einen kurzen Moment gedacht meine Mutter zu sehen, doch ich wusste das sie nicht mehr da war, sie war von mir gegangen .
Eine Wolke zog vor den Mond und es wurde immer dunkler. Wind kam auf und ich spürte, wie meine Haare im Wind wehten. Sie waren genauso schwarz wie die Nacht und brachten meine blauen Augen gut zur Geltung. Vor meinem inneren Auge kam die letzte Nacht mit meiner Mutter hier oben auf dem Berg zum Vorschein. In dieser Nacht hatten wir nur dagelegen und die Sternen beobachtet. Irgendwann hatte Mama angefangen mich auszukitzeln und wir hatten viel gelacht.
Doch nun war all dies für immer weg.

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt