Lichtstrahlen

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Flynn
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Stöhnend rieb sie sich den Kopf. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich und konnte mir einen amysierten Unterton nicht verkneifen. Sie schnaubte wütend und sah mir in die Augen. Erst jetzt erkannte ich sie. Es war diese neue aus unserer Klasse... Fieberhaft versuchte ich mich an ihren Namen zu erinnern, doch er wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Auch sie schien mich erkannt zu haben, denn sie schaute schnell weg und wollte sich aufrichten. Ich hielt ihr meine Hand hin, doch sie schlug sie nur mit einem gereizten "ich kann das auch alleine" weg und rappetlte sich auf. Jetzt stand sie direkt neben mir und blies sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihr Atem ging schnell, sie schien wohl gerannt zu sein. "Wohin so hastig?", fragte ich forsch. Sie funkelte mich mit ihren braunen Augen an. "Wüsste nicht, was dich das interessieren könnte, Flynn Benson!", zischte sie. Und machte auf dem Absatz kehrt. Ehe ich noch etwas sagen konnte, war sie schon hinter dem nächsten Baum verschwunden. Liese grinste ich in mich hinein. "Flynn, alter, was machst du denn hier?" Ich furh herum und entdeckte Simon, der auf einem kleinen Hügel stand und mich verwundert anstarrte. Schlagartig wurde ich an letzte Nacht erinnert und an unsere kleine... nunja Auseinandersetzung. "Wolltest du etwa zu mir?", fragte er ungläubig, als wäre es das abwegigste der ganzen Welt, dass ich meinen besten Freund besuchte. Nun ja, zugegeben, ich war schon ewig nicht mehr hier draußen gewesen, insofern war seine Verwunderung schon irgendwie berechtigt. "Ich...ich hab gedacht ich vertrete mir mal ein bisschen die Füße und gucke ob du gerade zufälligerweise in unserem kleinen Wäldchen herumschleichst und ich mich bei dieser Gelegenheit vielleicht gleich mal für mein bescheuertes Verhalten gestern Nacht bei dir entschuldigen kann." Simon zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Also fügte ich mit einem Grinsen hinzu: "und gleichzeitig komme ich von zu Hause weg, wo gerade eine gemein-gefährliche Mädchenmeute wüten müsste." Da musste auch Simon lachen. Er schüttelte den Kopf. "Du Spinner", lachte er. Ich wurde wieder etwas ernster. "Es tut mir wirklich leid... Dies ganze Mellisa-Sache hat mich einfach über fordert." "Schon gut, du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich jetzt noch Jahre lang mit einem Schmollmund durch die Gegend laufen würde!", antwortete er. "Ehrlich gesagt: Nein, das habe ich nicht geglaubt", gab ich zu. Simon warf mir einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten wollte. "Was war das eigentlich eben...?", fragte er mit diesem Sherlock-Blick, der nie etwas gutes bedeutete. Ich drehte mich zu der Stelle um, wo das Mädchen gerade verschwunden war. "Was soll schon gewesen sein? Dieses Mädchen war in Eile, ich habe nicht auf meinen Weg geachtet und dann sind wir halt zusammen gekracht.", erklärte ich etwas misstrauisch. Simon stellte geistreich fest: "Das war doch diese Neue aus unsere Klasse, oder? Die soll wohl etwas crazy sein..." "Kann sein....wie heißt sie noch mal?" Simon schien zu über legen. "Keine Ahnung....Jana oder so?" Ich zuckte nur ratlos mit den Schultern. Da fiel mir etwas ein. "Sag mal, bist du mit der Feldarbeit eigentlich schon fertig?" "Meine Eltern haben mich für heute entlassen.", erwiderte er triumphierend. Ich musste lachen"Also hast du..." Ich wurde von einem lauten Knacken im Unterholz unterbrochen. Erschrocken fuhr ich herum, doch konnte nichts erkennen. Ich spürte Simons fragenden Blick in meinem Rücken. Mit einer Handbewegung machte ich ihm klar, dass er mir folgen sollte und huschte los in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.... und stolperte über ein schwarzes Fellknäuel. Ich strauchelte und konnte noch gerade so eine Bauchlandung vermeiden. Ein entrüstetes Fauchen erklang. Erschrocken drehte ich mich um und traute meinen Augen nicht. Ein pechschwarz er Löwe verschwand hinter einem großen Stein. "Ha...hast du.... hast du das gesehen?", stammelte ich fassungslos. "Was?" Simon schien unbeeindruckt. "Den Löwen!!!", schrie ich schon fast. Simon sah mich an, als wäre ich ein verrückter: "Was bitte für einen Löwen?! Alter, du bist da gerade über einen kleinen, schwarzen Labrador gestolpert! Hast du schon Halluzinationen!?" Entgeistert sah ich meinen Freund an. " Dann...dann habe ich mich wohl geirrt.", sagte ich und blickte noch einmal zu dem Stein, hinter dem der kleine Hund verschwunden war. Dabei hätte ich schwören können.... Naja egal, Simon hatte recht, langsam wurde ich echt verrückt. Schnell, um diese lästigen Gedanken zu vertreiben, schlug ich vor: "Wie wäre es, wenn wir zurück in die Stadt gehen und die anderen suchen gehen?" Simon sah mich etwas skeptisch an, wahrscheinlich war er sich nicht sicher, was er von meinem Verhalten halten sollte, doch schließlich nickte er nur und wandte sich zum Gehen. Bevor ich ihm hinterher ging fiel mein Blick noch eine mal auf die Stelle, an der der Hund gelegen hatte.... und konnte tiefe Krallen Spuren in der Erde entdecken. Mit gerunzelt er Stirn eilte ich Simon hinterher. Ich glaube der Besitzer von diesem Hund sollte ihm mal die Krallen schneiden...

"Wo warst du eigentlich heute Mittag? Die Mädels hätten sich gefreut dich zu sehen..." Innerlich verdrehte ich die Augen und nahm einen großen Löffel mit Mums Salat. "Hallo?! Erde an Zwillingsbruder!!!" Genervt schaute ich von meinem Essen auf und warf Fenja einen Blick zu, der Bände sprach. "Ich war mit meinen Kumpel in der Stadt. Das ist weitaus besser, als zu Hause bei verrückten Hühnern zu hocken!", sagte ich mit verhärteter Miene. "Aber Mädchen sind doch toll!", ließ Aria mit einem Schmollmund verlauten. "Ja, ganz toll!" Meine Stimme triefte nur wovon Sarkasmus. So fing ich mir zwar einen strafenden Blick von meiner Mutter ein, aber das war mir in diesem Moment so was von egal! "Habt ihr gehört? Eine Wildkatze soll in den Wäldern unterwegs sein!", meinte Mum plötzlich. Sofort wurde ich hellhörig. "Wie kommst du darauf?", fragte ich nach. Fenja Übernahme das Wort: "Immer wieder verschwinden Tauglims von den Weideflächen und das einzige, was von ihnen übrig bleibt, sind Fellfetzten und Blutspritzer.", ihre Stimme hatte einen drohenden Ton angenommen. Ich spürte, wie Anton neben mir immer weiter in seinem Stuhl versank. "Es reicht, Fenja!", fuhr meine Mutter dazwischen, doch meine Schwester grinste nur. Mich hatte diese Information nachdenklich gestimmt... Vielleicht war ich ja doch nicht verrückt...

Das Licht des SchattensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt