Der Beweis

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Steven war nett, aber Florian fühlte sich trotzdem unwohl. Er kam sich wie ein Eindringling vor. Er sah sich um. „Du wohnst hier?" fragte er, um das aufkommende Schweigen zu verhindern.

Steven schüttelte den Kopf. „Nur vorübergehend, die Wohnung gehört meinem Neffen. Ich bin gerade auf der Suche nach was eigenem."

Florian nickte. „Verstehe." In seinem Kopf rasten die Gedanken. Was war mit seiner Frau? Sie schien nicht hier mit ihm zu leben. Aber er traute sich nicht, ihn darauf anzusprechen. „Warst du nicht Trainer in Saudi-Arabien?"

„War ich. Aber ich habe gekündigt, mir waren die Gesetze in diesem Land nicht ganz geheuer. Und nach meiner Scheidung bin ich erstmal wieder nach Liverpool gezogen."

Florian sah überrascht auf. „Du bist geschieden?" Er warf Xabi einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder zu Steven. „Äh, tut mir leid, das zu hören."

Steven winkte ab. „Schon gut."

Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile, allerdings hauptsächlich um Fußball, und nicht über ihr Privatleben. Nach und nach verlor Florian seine Nervosität. Steven machte seinen Laptop an und sie sahen sich zusammen alle möglichen Fußballvideos an, vor allem Clips aus seiner und Xabis gemeinsamer Zeit bei Liverpool.

„Du warst so jung", sagte Florian zu Xabi. „Aber schon damals ein toller Spieler."

„Es war eine Ehre mit Stevie zusammen im Mittelfeld zu spielen", antwortete Xabi. „Wir waren der Albtraum von Manchester." Er lachte und sah seinen ehemaligen Mitspieler liebevoll an. „Von ihm habe ich mir die passgenauen Distanzschüsse abgeschaut."

Steven lachte auf. „Die konntest du doch schon vorher." Er warf einen Blick auf seine Uhr. „Hat jemand Hunger? Es ist schon spät." Xabi und Florian nickten. „Dann lasst uns mal was kochen." Er ging zur Küchenzeile hinüber. „Zum Glück habe ich noch genügend eingekauft. Wie wäre es mit einem Curry?"

„Gerne." Xabi zog sein Handy aus seiner Tasche. „Ich kann dir gleich helfen, ich will nur mal sehen, ob es was Neues zu unserem Rückflug gibt." Er überprüfte seine Nachrichten. „Laut Sebastián wird es vor Morgen früh nichts mit unserer Abreise", sagte er zufrieden.

Florian warf ebenfalls einen Blick auf sein Telefon. Oh, mehrere Nachrichten seiner Teamkollegen, die wissen wollten wo er war. Er antwortete ihnen kurz und knapp, dass er sicher im Warmen war und das Ende des Schneefalls abwarten würde, dann legte er das Handy wieder zur Seite.

Xabi war zu Steven getreten und hatte sich einen Topf gegriffen. „Ich koche den Reis", sagte er. „Brauchst du Hilfe beim Zwiebeln schneiden?"

Steven grinste ihn an. „He, es ist nicht mehr ganz so schlimm mit mir und den Zwiebeln wie früher", sagte er. „Mir kommen dabei nur noch ganz selten die Tränen."

Xabi lachte. „Na, das will ich erstmal sehen." Er ließ Wasser in den Topf laufen und stellte ihn dann auf die Herdplatte. „Gib schon her."

Dankbar gab Steven ihm die Zwiebeln, dann kümmerte er sich selbst um den Ingwer.

Fasziniert sah ihnen Florian dabei zu. Die beiden waren ein eingespieltes Team, wussten genau, was sie zu tun hatten. Ob sie schon oft zusammen gekocht hatten? Es dauerte nicht lange, bis das erste Gemüse in der Pfanne landete, kurz darauf kam etwas Hähnchen dazu und schließlich die ganzen Gewürze. Es roch herrlich.

„Magst du Koriander, Florian?" fragte Steven.

Florian nickte. „Natürlich."

„Sehr gut." Steven begann Koriander kleinzuhacken und über das Essen zu geben. „Du kannst schon mal den Tisch decken. Teller sind in diesem Schrank, Besteck in der Schublade."

Das Geheimnis von Xabi AlonsoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt