Es war schon mitten in der Nacht, doch Xabi konnte nicht einschlafen. Steven lag neben ihm und schlief tief und fest, nachdem sie sich nicht nur gegenseitig gewärmt hatten. Xabis Gedanken drehten sich um so viele Dinge. Um die nahe Zukunft, seine Rückkehr nach Deutschland. Er wollte Stevie nicht verlassen, nicht noch einmal. Unweigerlich wanderten seine Gedanken weit zurück in die Vergangenheit. Diese schicksalshafte Nacht, die alles verändert hatte. Es war nach dem Heimspiel gegen Aston Villa gewesen, sie hatten gesiegt und hatten anschließend noch mit ein paar Mannschaftskollegen gefeiert. Je später es wurde, desto sehnsüchtiger waren Xabis und Stevens Blicke geworden. Sie hatten sich von den anderen verabschiedet, waren zu Steven nach Hause gefahren, da seine Frau wegen eines Jobs in London war, hatten es gerade noch bis ins Wohnzimmer geschafft bevor sie übereinander hergefallen waren. Bei dem Gedanken daran seufzte Xabi auf. Noch immer konnte er Stevies zärtliche Berührungen spüren, seine sanften, aber fordernden Küsse. Sie hatten sich gegenseitig ausgezogen, waren auf die Couch gesunken, hatten sich geliebt... bis plötzlich die Tür aufgegangen und Alexa hereingekommen war. Xabi wusste bis heute nicht, warum sie früher nach Hause gekommen war, aber im Grunde war das auch völlig egal. Sie hatte die beiden nur erschrocken angestarrt, dann hatte sie angefangen zu zetern und mit Kissen nach ihnen geworfen. Steven hatte noch versucht sie zu beruhigen, doch Xabi hatte sich nur so schnell wie möglich angezogen und war davongelaufen.
Xabi drehte sich auf die Seite, betrachtete Stevie in der Dunkelheit. Er hätte ihn damals nicht alleinlassen sollen, aber in diesem Moment hatte er nicht gewusst, was er tun sollte. Er war nach Hause gefahren, hatte sich zitternd auf sein Bett gesetzt und war völlig panisch die halbe Nacht wachgeblieben, bis ihn der Schlaf schließlich doch noch übermannt hatte. Am nächsten Tag beim Training hatte Stevie blass und krank ausgesehen und hatte ein ordentliches blaues Auge gehabt. Die Fragen des Trainers und ihrer Mitspieler hatte er nur abgewiegelt, und selbst mit ihm hatte er nicht geredet und war nach dem Training direkt wieder nach Hause gefahren. Noch immer spürte Xabi einen Stich in seinem Herzen. Es hatte ihn so gequält seinen Freund so zu sehen.
Nach und nach war es wieder besser geworden. Sie hatten sich nach dem Training getroffen und ausführlich über alles geredet. Für Stevie war es nicht leicht gewesen sich zwischen ihm und Alexa zu entscheiden. Auch wenn er Xabi über alles liebte, so wollte er auch seine Ehe nicht einfach so aufgeben. Xabi hatte ihn deswegen nicht verurteilt, doch er hatte sich verletzt gefühlt. Stevie hatte weiterhin mit ihm zusammen sein wollen, aber sein Eheversprechen war ihm ebenfalls heilig gewesen. Wenn sie mit dem Team unterwegs waren, war fast alles wie vorher gewesen. Stevie hatte sich mit ihm die Hotelzimmer geteilt und sie waren sich wieder nähergekommen. Doch dann hatte sich die Saison ihrem Ende genähert. Und bei Xabi hatten die Zeichen auf Abschied gestanden.
Xabi musste die Tränen unterdrücken, als er daran dachte. Die offizielle Version lautete, dass Rafa Benítez, ihr damaliger Trainer, unbedingt einen neuen Spieler verpflichten wollte, vom Vorstand aber kein Geld zur Verfügung gestellt bekommen hatte, weshalb er einen anderen Spieler verkaufen musste. Und dieser Spieler war Xabi gewesen. Für nur 34,5 Millionen hatten sie ihn nach Madrid gehen lassen, eine Entscheidung und eine Summe, die viele überrascht hatte. Stevie war untröstlich gewesen, hatte seinen Trainer öffentlich kritisiert. Er hatte es nicht verstehen können, hatte Xabi nicht gehenlassen wollen.
Noch immer betrachtete Xabi Stevie, der ruhig neben ihm schlief. Das war die offizielle Version. Doch es gab noch eine andere, eine, von der Stevie nie etwas erfahren hatte. Alexa hatte Xabi damals aufgesucht. Hatte ihm klargemacht, dass sie es nicht zulassen würde, dass er ihr ihren Mann wegnahm. Sie hatte ihn vor die Wahl gestellt den Verein zu verlassen oder vor dem Verein bloßgestellt zu werden. Sie kannte fast jeden in der Chefetage, hatte einen guten Draht zu Benítez, und sie hatte gedroht dem Trainer zu erzählen, dass Xabi ihren Mann verführt hatte. Zuerst hatte Xabi nicht gedacht, dass sie das wirklich tun würde, doch nachdem er sich geweigert hatte zu gehen, hatte sie tatsächlich mit Rafa Benítez geredet. Und der Trainer stand vor einer einfachen Entscheidung: wollte er Steven Gerrard behalten, seinen überall beliebten Kapitän, Publikumsliebling und Sohn der Stadt, oder den Spanier, der diesen verführt hatte? Wechseloptionen waren geprüft worden, Gespräche geführt, und schließlich war Xabi mitgeteilt worden, dass man ihn großzügigerweise an Real Madrid abgeben würde.
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Das Geheimnis von Xabi Alonso
FanfictionFlorian Wirtz will es wissen: Läuft da was zwischen Xabi Alonso und Steven Gerrard? Oder hat er eine Chance bei ihm?