Kälte

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Nachdem sie gegessen hatten trat Steven zum Fenster und sah hinaus. „Ich werde mal etwas Schnee schippen gehen", sagte er. „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir wirklich noch eingeschneit."

„Ich helfe dir." Xabi erhob sich ebenfalls. „Kommst du auch mit, Flo? Etwas frische Luft wird uns guttun."

Florian nickte. „Gerne."

Sie zogen sich warm an und verließen dann die Wohnung. Zusammen gingen sie in den Keller, wo sie zwei Schneeschaufeln fanden. Vor dem Waschraum trafen sie auf einen Nachbarn, der unter Steven wohnte, der etwas älter als er war und einen Korb frischer Wäsche in den Armen hielt.

„Ihr wollt euer Glück mit dem Schnee versuchen?" sagte er überrascht. „Dann viel Erfolg. Ich habe gestern Abend Schnee geschippt, das hätte ich mir sparen können."

„Vermutlich sind wir morgen eingeschneit", gab Steven zu. „Aber wir sollten es wenigstens versuchen. Sag mal, Dazz, weißt du, ob die alte Mrs Mounsfield zuhause ist? Ich mache mir etwas Sorgen um sie."

Dazz schüttelte den Kopf. „Nein, die ist schon vor einer Woche zu ihrer Tochter gefahren. Außer uns und den Johnsons ist keiner im Haus."

Steven nickte erleichtert. „Dann ist ja gut. Hast du genug Vorräte?"

„Bestimmt noch für eine Woche. Wird schon alles gut gehen. Viel Spaß beim Schnee schippen!" Er verschwand auf der Treppe.

Ängstlich sah Florian zu Steven. „Glaubst du wirklich, dass wir morgen eingeschneit sind?"

„Vermutlich schon. Lasst uns mal nachsehen, wie schlimm es ist."

Sie gingen die Kellertreppe wieder hinauf und öffneten die Haustür, vor der sich der Schnee schon hoch aufgetürmt hatte. Ohne mit der Wimper zu zucken begann Steven damit ihn zur Seite zu räumen, Xabi half ihm mit der anderen Schaufel.

Es war eine lange, anstrengende Arbeit. Florian hatte Xabi nach einer Weile abgelöst, etwas später machte Steven eine Pause. Es hatte lange gedauert, bis sie einen Weg von der Haustür bis zur Straße geschaffen hatten, wo der Schnee ebenfalls noch lag. Doch kaum waren sie fertig, begann es wieder zu schneien.

„Lasst uns wieder reingehen und uns aufwärmen", sagte Xabi. „Wir haben getan was wir konnten."

Sie räumten die Schneeschaufeln wieder in den Keller, dann gingen sie nach oben und wärmten sich auf. Anschließend kochten Steven und Xabi das Abendessen, bevor sie zusammen aßen.

Nachdem das Geschirr gespült war, verzog sich Florian ins Schlafzimmer, um in Ruhe mit seinen Eltern zu telefonieren. Während des Gesprächs ließ er seinen Blick neugierig durch den Raum wandern. Es war nichts ungewöhnliches zu sehen, allerdings entdeckte er die Tube Gleitgel auf dem Nachttisch. Neugierig betrachtete er die Tube, während seine Mutter ihm noch immer über den Schnee in Brauweiler erzählte.

Endlich war seine Mutter fertig und Florian verabschiedete sich, bevor er zurück ins Wohnzimmer ging. Steven saß an seinem Laptop, Xabi tippte auf seinem Smartphone herum. Seufzend setzte sich Florian ans Fenster und sah nach draußen, wo der Schnee immer dichter fiel. Wie lange das wohl noch so weiterging?

Am frühen Abend kochten sie sich eine Kleinigkeit, danach machten sie noch einmal den Fernseher an. Wie sie erfuhren war die Nationalgarde inzwischen auf dem Weg nach Liverpool, wo sie am nächsten Morgen systematisch mit dem Räumen der Straßen beginnen sollten. Doch zuerst kam eine weitere kalte, schneereiche Nacht.

„So wie es aussieht, sind wir in ein paar Tagen gerettet", sagte Steven und stellte den Fernseher ab.

Florian sah auf. „In ein paar Tagen erst? Sie wollen doch morgen schon die Straßen räumen."

Das Geheimnis von Xabi AlonsoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt